Ludlum Robert - Covert 02
Computerausdruck.
»Dr. Jon Smith«, las sie. »Wie gewöhnlich.«
Sie runzelte die Stirn. »USAMRIID?«
»Unser Dr. Smith ist alles andere als gewöhnlich«,
meinte Kirov trocken. »Ich habe ihn kennen gelernt, als er in Fort Detrick stationiert war.«
»›War‹? Ich dachte, das ist er immer noch.«
»Randi Russell sagt, dass er immer noch mit USAMRIID in Verbindung steht, dort aber im Augenblick auf unbestimmte Zeit beurlaubt ist. Sie hat angerufen und mich gebeten, mich mit ihm zu treffen.«
»Randi Russell…«, wiederholte Lara mit einem vielsagenden Blick.
Kirov lächelte. »Kein Anlass, boshaft zu werden.«
»Ich werde nur boshaft, wenn es dafür gute Gründe gibt«, erwiderte Lara spitz. »Sie ist also Smith behilflich… der, wie ich hier lese, mit ihrer Schwester verlobt war.«
Kirov nickte. »Sie ist im Verlauf der Hades Geschichte ums Leben gekommen.«
»Und würde Randi Russell - die wir beide im Verdacht haben, für die CIA tätig zu sein - sich für ihn verbürgen? Führen die beiden vielleicht irgendeine Operation? Was ist hier im Gange, Duscha?«
»Ich glaube, die Amerikaner haben ein Problem«, sagte Kirov bedächtig. »Entweder sind wir ein Teil dieses Problems, oder sie brauchen unsere Hilfe. Aber das werden wir jedenfalls in Kürze erfahren. Du und ich, wir beide werden uns heute Abend mit Smith treffen.«
Smith verließ den Wohnblock an der Uliza Markovo am späten Nachmittag. Er schlug sich den Kragen hoch, weil ein kalter Wind wehte, und blickte an der düsteren Betonfassade des Gebäudes empor. Irgendwo hinter einem der anonymen Fenster im zwanzigsten Stockwerk sah sich Katrina Danko jetzt vor die qualvolle Aufgabe gestellt, ihrer sechsjährigen Tochter Olga zu erklären, dass sie ihren Vater nie wiedersehen würde.
Die Aufgabe, jemandem den Tod eines Angehörigen zu melden, war für Smith eine der schmerzvollsten, die er kannte. Wie alle Frauen und Mütter hatte Katrina von dem Augenblick an, als sie die Tür geöffnet und ihn angesehen hatte, gewusst, weshalb er hier war. Aber sie legte eine bewundernswerte Haltung an den Tag, hatte ihre Tränen unterdrückt und Smith gefragt, wie Juri Danko gestorben war und ob er hatte leiden müssen. Smith war zu ihr so offen, wie die Umstände das erlaubten und erklärte ihr dann, dass bereits alle Vorkehrungen getroffen worden seien, um Dankos sterbliche Überreste auf dem Luftweg nach Moskau zu überführen, sobald die Behörden in Venedig sie freigaben.
»Er hat oft von Ihnen geredet, Mr. Smith«, hatte Katrina zu ihm gesagt. »Er meinte immer, Sie seien ein guter Mann. Und jetzt weiß ic h, dass das so ist.«
»Ich wünschte, ich könnte Ihnen mehr mitteilen«, hatte
Smith aufrichtig geantwortet.
»Und was würde das nützen?«, hatte Katrina gefragt.
»Ich wusste, worin Juris Arbeit bestand - die
Geheimhaltung, das ständige Schweigen machten vieles
klar. Aber er hat es getan, weil er sein Land liebte. Er war
stolz auf seine Arbeit. Jetzt kann ich nur wünschen, dass
sein Tod nicht vergebens war.«
»Das war er nicht, das kann ich Ihnen versprechen.« Smith ging zu Fuß zu seinem Hotel zurück. Die nächste
Stunde war er tief in Gedanken. Seit er Dankos Frau und
Tochter kennen gelernt hatte, war ihm seine Mission nur
noch wichtiger geworden. Natürlich musste er sich darum
kümmern, dass für Katrina und ihre Tochter gut gesorgt
würde. Aber das reichte nicht aus. Ihm war jetzt wichtiger
als zuvor, herauszufinden, wer Danko getötet hatte und
warum das geschehen war. Er wollte seiner Witwe in die
Augen sehen können und ihr sagen, dass der Mann, den
sie geliebt hatte, nicht vergebens gestorben war. Als es Nacht wurde, suchte Smith die Bar in der Lobby
des Hotels auf. Randi, jetzt in einem elegant geschnittenen
blauen Kostüm, wartete bereits auf ihn.
»Du siehst blass aus, Jon«, sagte sie. »Fühlst du dich
nicht wohl?«
»Doch, ist schon gut. Danke, dass du hergekommen
bist.«
Sie bestellten Wodka und eine Schale Zazuski,
eingelegte Pilze, Hering und andere Leckereien. Als die
Bedienung sich von ihrem Tisch entfernte, hob Randi ihr
Glas. »Auf unsere Freunde, die nicht bei uns sind.« »Auf unsere Freunde.«
»Ich habe mit Kirov gesprochen«, meinte Randi dann
und fügte Einzelheiten hinzu. Dann sah sie auf die Uhr.
»Du wirst gehen müssen. Kann ich noch etwas für dich
tun?«
Smith zählte ein paar Rubelscheine auf den Tisch. »Mal
sehen, wie sich die Dinge heute Abend mit Kirov
entwickeln.«
Randi schob ihm eine Visitenkarte
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