Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ludlum Robert - Covert 02

Ludlum Robert - Covert 02

Titel: Ludlum Robert - Covert 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Cassandra-Plan
Vom Netzwerk:
war verblüfft, von dem Besucher für einen Strauß angewelkter Margeriten und Sonnenblumen zwanzig amerikanische Dollar zu bekommen. Treloar begab sich zu einer Reihe relativ neuer Gräber unter einer Gruppe von Birken und legte dort den Blumenstrauß am Fuß eines orthodoxen Kreuzes ab, das die letzte Ruhestätte seiner Mutter Helen Treloar, geborene Helena Svjatoslava Bunin, markierte.
    Als Treloar sich bei der NASA um die Position eines leitenden medizinischen Offiziers beworben hatte, waren Ermittler des FBI tätig gewesen und hatten in Erfahrung gebracht, dass seine Mutter in Russland zur Welt gekommen war, was sie aber in keiner Weise gestört hatte. Die NASA stand im harten Wettbewerb mit der Privatwirtschaft um gutes ärztliches Personal und war daher nur zu glücklich, einen Experten wie Adam Treloar gewinnen zu können, der sich nach fünfzehn Jahren Tätigkeit bei der Bauer-Zermatt AG um diese Position beworben hatte. Niemand stellte irgendwelche Fragen, weshalb Treloar eine gute Position bei einer so angesehenen Firma aufgegeben und eine Reduzierung seiner Bezüge um runde zwanzig Prozent in Kauf genommen hatte. Die Weltraumbehörde hatte vielmehr Treloars makellose Zeugnisse und sonstigen Papiere kommentarlos an das FBI weitergegeben und darum gebeten, sich mit den Nachforschungen in seiner Vergangenheit zu beeilen.
    Seit dem Ende des Kalten Krieges waren Reisen nach Russland völlig unproblematisch geworden. Tausende von Amerikanern besuchten dort ihre Verwandten, die sie in vielen Fällen nur von Fotos kannten. Auch Adam Treloar reiste dorthin, um seine Mutter nach deren Scheidung und ihrer anschließenden Rückkehr in ihr heimatliches Moskau zu besuchen. Drei Jahre lang war er jedes Jahr im Frühjahr nach Moskau geflogen, um eine Woche mit ihr zu verbringen.
    Vor zwei Jahren hatte Treloar seine Vorgesetzten bei der NASA darüber informiert, dass seine Mutter unheilbar an Krebs erkrankt war. Sein Chef drückte ihm sein Bedauern aus und ließ ihn wissen, dass er jederzeit beliebig viel Urlaub nehmen könne. Der treu sorgende Sohn steigerte daraufhin seine Besuche auf drei im Jahr. Als Helena Bunin dann im vergangenen Herbst schließlich starb, reiste er auf einen ganzen Monat nach Moskau, um, wie er sagte, ihren Nachlass zu regeln.
    Treloar war überzeugt, dass seine Besuche in Moskau vom FBI überwacht wurden. Er wusste aber auch, dass das FBI wie jede Bürokratie durchaus zufrieden war, solange es ein regelmäßiges Muster erkennen konnte, von dem nicht abgewichen wurde. Und ein solches regelmäßiges Muster hatte Treloar im Laufe der Jahre aufgebaut und war davon nur abgewichen, wenn er nachvollziehbare Gründe dafür vorweisen konnte. Da exakt ein halbes Jahr seit dem Tod seiner Mutter verstrichen war, wäre es aufgefallen, wenn er ihr Grab nicht besucht hätte.
    Während der Taxifahrt zurück ins Hotel ging Treloar noch einmal durch, was er getan hatte. Der Taxifahrer vom Flughafen, der Hoteldiener, die alte Frau am Friedhof, die beiden anderen Taxifahrer - alle würden sich wegen seines großzügigen Trinkgelds an ihn erinnern. Wenn irgendjemand Nachforschungen anstellte, war das Muster, nach dem sein Besuch ablief, klar und eindeutig.
    Es würde auch ganz natürlich wirken, wenn er sich jetzt ein paar Tage in Moskau ausruhte, bevor er zurückkehrte. Nur dass der NASA Arzt etwas ganz anderes als die Besichtigung von Sehenswürdigkeiten vorhatte.
    Treloar kehrte in sein Zimmer zurück und schlief ein paar Stunden. Als er wieder aufwachte, hatte sich bereits Dunkelheit über die Stadt gelegt. Er duschte, rasierte sich, zog einen anderen Anzug an und trat dann in einen warmen Mantel gehüllt in die Nacht hinaus.
    Die Gedanken stellten sich ein, als er durch die Nacht schlenderte. So sehr sie ihn auch plagten, er wurde sie nie los. Und so gab er sich ihnen hin, ließ zu, dass sie ihn beschäftigten, und atmete gehetzt, bis sie schließlich aufhörten. Adam Treloar hielt sich für einen Gezeichneten, einen wie Kain einer gewesen war. Es gab da schreckliche Triebe, die wie ein Fluch auf ihm lasteten und die er weder bändigen noch denen er entkommen konnte. Und diese Triebe waren der Grund, weshalb er seine Karriere bei Bauer-Zermatt aufgegeben hatte.
    In einem anderen Leben war Treloar der Star der virologischen Abteilung von Zermatt gewesen, von seinen Kollegen hoch geschätzt und von seinen Mitarbeitern geradezu abgöttisch bewundert - ganz besonders einer Mitarbeiterin, einer dunkeläugigen

Weitere Kostenlose Bücher