Ludlum Robert - Covert 02
einen Gedanken, den er schon in
Moskau gehabt, aber dort nicht ausgesprochen hatte. »Sir, wie wäre es, wenn wir den Franzosen ein wenig
unter die Arme greifen würden?«
»Wie denn?«
»Ihr Airbus ist leider nicht mit dem SecFax System
ausgestattet. American 1710 aber kann über Satellit
Faksimilesendungen empfangen. Sie könnten unmittelbar
mit dem Captain sprechen, ihn ins Bild setzen und ihm
anschließend ein Fotofax von Beria zukommen lassen.« Smith wartete stumm, während Klein überlegte. Was er
da vorschlug, war gelinde gesagt gefährlich. Wenn sein
Vorschlag angenommen und durchgeführt wurde und
etwas schief ging, würde das katastrophale Folgen haben. »Lassen Sie mich kurz etwas klären«, sagte Klein
schließlich. »Ich melde mich gleich wieder.«
Ein paar Minuten später war er erneut in der Leitung.
»Ich habe gerade mit dem Sicherheitsdirektor von
American Airlines in Dallas-Fort Worth gesprochen. Er
sagt, die 1710 hat einen Sky Marshal an Bord.«
»Desto besser. Rufen Sie ihn gleich an…«
»Sie, Jon. Es ist eine sie.«
»Ich bitte um Nachsicht. Der Pilot hat sicher die
Möglichkeit, mit ihr in Verbindung zu treten. Und sobald
er das getan hat, kann sie sich in der Maschine umsehen.« »Wir müssen mit der Möglichkeit rechnen, dass Beria
inkognito reist.«
»Kirov hat nie etwas davon erwähnt, dass Beria ein
Meister der Maske sei. Das liegt wahrscheinlich daran,
dass er nie außerhalb seiner vertrauten Umgebung tätig
war. Im Übrigen lernen die Sky Marshals bei ihrer
Ausbildung, wie man Make-up und dergleichen erkennt.« »Schlagen Sie vor, Kirov zu informieren - oder sonst
jemanden?«
»Das ist ein amerikanisches Flugzeug, General. Wenn die Frau ihn entdeckt, können wir den Franzosen Entwarnung durchgeben und die Briten warnen, dass er nach London unterwegs ist. Auf diese Weise gewinnen sie
Zeit.«
Wieder war eine Weile nur das leise Rauschen der
Satellitenverbindung zu hören.
»Also schön, Jon. Ich werde das Notwendige
veranlassen. Die Landung in Heathrow soll planmäßig in
neunzig Minuten erfolgen. Bleiben Sie in der Luft, bis ich
mich wieder melde.«
Ein Hauch von exotischem Parfüm stieg Adam Treloar in die Nase und weckte ihn aus dem leichten Schlummer. Er rutschte in seinem bequemen Erste-Klasse-Sessel etwas zur Seite und hörte das schwache Rascheln von Seide auf nackter Haut; als er aufblickte, erhaschte er einen Blick auf wohlgeformte Rundungen, die an ihm vorüberzogen. Als hätte sie bemerkt, dass jemand sie beobachtete, drehte sich die Frau, eine langbeinige Rothaarige, um. Treloar errötete, als ihr Blick ihn traf und als sie dann lächelte und die Augenbrauen in die Höhe zog, als wolle sie sagen böser Junge, steigerte sich seine Verlegenheit. Dann verschwand sie hinter dem Vorhang in dem Bereich des Flugzeugs, wo die Getränke und das Essen zubereitet wurden.
Treloar seufzte, aber nicht etwa aus Begierde; Frauen jeglichen Alters interessierten ihn sexuell nicht. Aber er wusste Schönheit in jeder Form zu schätzen. Auf privaten Yachten in gewissen Bereichen der Karibik hatte er gebannt zugesehen, wie Schönheiten wie diese gedemütigt und gezüchtigt wurden, um den Appetit der Zuschauer anzuregen.
Eine Ansage des Piloten riss ihn aus seinen Träumen: »Ladies und Gentlemen, wir möchten Sie davon in Kenntnis setzen, dass in London augenblicklich leichter Nieselregen fällt; die Temperatur beträgt zweiundsechzig Grad Fahrenheit oder siebzehn Grad Celsius. Wir werden planmäßig in einer Stunde und fünf Minuten landen.«
Langweilig dachte Treloar.
Er sinnierte immer noch darüber nach, wie überflüssig eigentlich solche Durchsagen waren, als die Frau wieder auftauchte. Diesmal schien sie langsamer zu gehen, als würde sie sich bewusst Zeit nehmen, um sich die Beine zu vertreten. Wieder spürte Treloar ihren kühlen Blick auf sich, und wieder errötete er.
Der Name der Frau war Ellen Diforio. Sie war achtundzwanzig Jahre alt, in vielen Kampfarten ausgebildet und eine erstklassige Scharfschützin. Schon seit fünf Jahren gehörte sie dem Federal Marshal Service und davon der Abteilung für Sky Marshals an.
Wieder einmal typisch! Mein letzter Einsatz, und da muss das passieren.
Vor einer Viertelstunde hatte Diforio noch an die Verabredung gedacht, die sie an diesem Abend in Washington mit ihrem Freund, einem Rechtsanwalt, hatte. Dann war sie von der scheinbar belanglosen Lautsprecherdurchsage, dass der Duty Free Shop an Bord der Maschine ein Sonderangebot für Jean Patou
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