Ludlum Robert - Covert 02
Hose ab und holte einen neuen dunkelblauen Blazer, graue Flanellhosen, ein Sporthemd und bequeme Slipper aus dem Koffer, der außerdem noch eine Fleecejacke, ein paar Plastikbeutel mit Souvenirs aus dem Eremitage Museum sowie eine Brieftasche mit einem Flugticket, einem Pass, Kreditkarten und amerikanischem Geld enthielt. Beria klappte den Pass auf und musterte sein Bild, auf dem er den Blazer trug, in den er gerade geschlüpft war. Er fand, dass er durchaus wie ein naturalisierter amerikanischer Bürger aussah, der als Ingenieur für eine Baufirma aus Baltimore tätig war.
Seine alten Kleider packte Beria in den Koffer und verließ die Zelle. Im Busbahnhof trat er an einen Erfrischungsstand, stellte den Koffer ab, kaufte sich eine Cola und ging weiter. Bei den vielen Obdachlosen, die sich gewöhnlich im Busbahnhof herumtrieben, würde der Koffer bereits verschwunden sein, noch bevor er den Ausgang erreicht hatte.
Draußen stieg er in ein Taxi und bot dem Fahrer zehn Dollar über den vereinbarten Fahrpreis hinaus an, falls er ihn binnen einer halben Stunde zum Flughafen brachte. Der Fahrer schaffte es in achtundzwanzig Minuten.
Beria war bewusst, dass sein Foto und seine Beschreibung inzwischen an sämtliche Flughäfen und Bahnhöfe im ganzen Land verteilt war. Was ihn durchaus nicht störte.
Er schlenderte durch den kürzlich renovierten Terminal des Flughafens, bis er den für Gruppenreisende reservierten Bereich erreicht hatte, wo er sich in eine Schar von vielleicht sechzig Reisenden mischte, die sich vor dem Finnair Schalter drängten.
»Wo ist Ihre Plakette? Die brauchen Sie.«
Beria lächelte der gehetzten jungen Frau mit der Plakette OMNITOURS: TREASURES OF THE CZARS freundlich zu.
»Die habe ich verloren«, murmelte er, deutete dabei auf ihre Plakette und reichte ihr Pass und Ticket.
Die Frau seufzte, als sie seine Papiere entgegennahm und lotste ihn zu einer Theke, wo sie eine Papierplakette zum Vorschein brachte.
»John Strel…«
»Strelnikov.«
»Richtig. Wir schreiben einfach ›John‹, ja?«
Mit einem Filzschreiber schrieb sie den Namen in
Blockbuchstaben auf die Plakette, zog das Schutzpapier ab, um die Klebefläche freizulegen, und presste sie dann auf Berias Revers.
»Nicht verlieren!«, ermahnte sie streng. »Sonst haben Sie Probleme beim Zoll. Wollen Sie noch irgendwelche zollfreien Einkäufe machen?«
Beria sagte, das wäre nett.
»Sie bekommen Ihren Pass und die Tickets nach der Einreisekontrolle zurück«, sagte die Frau, die sich bereits von ihm abgewandt hatte, um den nächsten Problemfall anderswo in der Gruppe zu beheben.
Und genau darauf baute Beria. Viel besser, wenn sich eine gehetzte amerikanische Reiseleiterin um Visa und Tickets der Mitreisenden kümmerte. Nachdem er eine Flasche Kölnisch gekauft und in seiner Eremitage Souvenirtasche verstaut hatte, schloss Beria sich der Schlange an, die auf den Kontrollschalter zuschlurfte.
Er beobachtete, wie zwei gelangweilte Beamte hinter den Glasfenstern die Pässe stempelten, die die Reiseleiterin ihnen gebracht hatte. Als er seinen Namen hörte, trat er vor, nahm seinen Pass in Empfang und durchschritt die Zollkontrolle in die Abflughalle. Beria setzte sich neben ein Ehepaar in mittleren Jahren, das aus San Francisco stammte. Da er so tat, als würde er nur gerade ausreichende Englischkenntnisse besitzen, bestritten seine neuen Bekannten den größten Teil des Gesprächs. Beria erfuhr, dass der Finnair Flug nach Washington etwa zehn Stunden dauern und vermutlich ganz ordentlich, aber sicherlich nicht bemerkenswert sein würde.
Die Iljuschin C-22 war gerade in den deutschen Luftraum eingetreten, als Smith die Mitteilung erhielt, dass Beria sich nicht an Bord des Swissair Fluges befand.
»Und das ist verlässlich?«
»Absolut«, erwiderte Klein über Satellitentelefon. »Die haben jeden einzelnen Passagier persönlich in Augenschein genommen. Er war nicht dabei.«
»Der Flug nach Paris soll in neunzehn Minuten landen. Sind die Franzosen bereit?«
»Die Leute, mit denen ich spreche, sagen ja. Alle haben mächtig Muffensausen. Wenn etwas passiert und sich später herausstellt, dass man dem Flugzeug Landeerlaubnis gegeben hat… Nun, Sie können sich ja vorstellen, dass dann einiges geboten ist.«
»Glauben Sie, dass etwas durchsickern könnte?« »Durchaus möglich. Die Franzosen haben in zwei Wochen Wahlen. Die Opposition ist auf der Suche nach
Munition jeder Art, die sie in die Finger kriegen kann.« Smith erinnerte sich an
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