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Ludlum Robert - Covert 03

Ludlum Robert - Covert 03

Titel: Ludlum Robert - Covert 03 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Paris-Option
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blickte hinaus und stöhnte auf, als sie in die Tiefe blickte. Ihr Vater hatte die Wahrheit gesagt: Der Abgrund war viel zu tief. Sie blickte kurz auf das atemberaubende Panorama, das sich ihr bot, und seufzte. Dann zog sie an dem Fenster, rüttelte daran, aber auch in dem Punkt hatte ihr Vater die Wahrheit gesagt, das Fenster war mit Riegeln verschlossen, die ihrerseits mit kleinen Vorhängeschlössern gesichert waren. Die Schlösser würde sie vielleicht aufbrechen können, aber selbst wenn sie das tat und ein Fenster öffnen konnte, war der Abgrund einfach zu tief. Auf diesem Weg konnte sie nicht entkommen.
Sie spähte sehnsüchtig auf die herrliche Landschaft hinaus, die sich vor ihr erstreckte. In der Ferne konnte sie das Kloster aus dem elften Jahrhundert sehen, eine hübsche Unterbrechung in der lockenden, grünen Landschaft. Irgendwo in der Nähe lag die Stadt Grenoble. Sie kam sich vor wie ein Vogel, dem man die Flügel gestutzt und den man in einen Käfig gesperrt hat.
Aber sie war kein Vogel. Sie war eine praktisch denkende Frau. Sie würde ihre ganze Stärke brauchen, um ihren Vater von dem abzuhalten, was er vorhatte. Außerdem hatte sie Hunger. Sie kletterte vorsichtig aufs Bett hinunter, sprang auf den Fußboden und trug das Tablett zu einem der alten Thronsessel mit geschnitzter Lehne und Gobelinpolsterung. Sie aß ein ländliches Eintopfgericht aus Kartoffeln, Gemüse, Kaninchen- und Schweinefleisch, stippte Landbrot in den Eintopf und spülte alles mit einer Karaffe Rotwein hinunter. Es war leichter, angenehmer Wein, vermutlich Beaujolais, dem Geschmack nach zu schließen.
Als sie aufgegessen hatte und beim zweiten Glas Wein angelangt war, überkam sie tiefe Traurigkeit. Was machte ihr Vater da? Die Terroristen beabsichtigten eindeutig einen Angriff auf Israel und wollten dazu seinen DNS-Computer einsetzen. Aber warum hatte er sich mit ihnen eingelassen? Seine Mutter war Muslimin gewesen, aber er war nie religiös gewesen, hatte auch Algerien, soweit ihr das bekannt war, nie besucht, hasste Terroristen und hatte nichts gegen Juden oder Israel. Um Himmels willen, er war Wissenschaftler und war nie etwas anderes gewesen. Sein Leben bestand aus Vernunft, Logik und klarem Denken. In seiner Welt war nie Platz für gesellschaftliche Grenzen, Rassenbarrieren oder ethnische oder religiöse Unterschiede gewesen. Für ihn galten nur die Wahrheit und die harten Fakten.
Was war da passiert, was hatte ihn aus der Bahn geworfen, und was war das für eine große Zukunft, die er für Frankreich vorhersah? Sie versuchte immer noch das Rätsel für sich zu lösen, als sie hörte, dass draußen ein Fahrzeug eintraf, offenbar ein Kleinlaster oder ein Kombi. Hauptmann Bonnard und dieser schreckliche Mann, den sie Mauritania nannten, waren in einem solchen Fahrzeug weggefahren. Vielleicht kehrten sie jetzt zurück. Thérèse wusste nicht, wohin sie gefahren waren, aber wenn sie jetzt wieder auftauchten, hieß das, dass sie bald das Chalet verlassen würden. Wenigstens hatte ihr Vater das erklärt.
Augenblicke später drehte sich der Schlüssel wieder im Schloss, und Hauptmann Bonnard trat ein. Er war jetzt in voller Uniform, der Felduniform der französischen Fremdenlegion mit Orden und Regimentsabzeichen. Sein kantiges Gesicht blickte grimmig, er hatte das Kinn vorgeschoben, und seine Augen musterten sie scharf. Seine Mütze bedeckte sein kurz gestutztes, blondes Haar. Er hielt seine Dienstpistole in der Hand.
»Er hat mich geschickt, Mademoiselle, weil ich schießen werde, wo er dazu nicht fähig wäre, Sie verstehen? Ich werde natürlich nicht schießen, um zu töten, aber ich bin ein ausgezeichneter Schütze, und Sie können mir glauben, dass ich nicht zulassen werde, dass Sie entkommen, oui? «
»Sie wirken auf mich wie ein Mann, der mit dem größten Vergnügen eine Frau erschießen würde, Hauptmann. Oder ein Kind. Die Legion ist ja für solche Dinge bekannt, oui? « verhöhnte sie ihn.
Bonnards Augen wurden düster und ausdruckslos, aber er gab keine Antwort, sondern bedeutete ihr lediglich mit seiner Pistole gestikulierend, den Raum zu verlassen. Sie gingen die Treppe hinunter, in den vertäfelten Wohnraum des Chalets, wo Mauritania über einen Tisch gebeugt stand, auf dem eine Landkarte ausgebreitet war. Ihr Vater stand hinter ihm und sah ihm zu. Sie konnte den seltsamen Ausdruck in seinem Gesicht nicht deuten und auch nicht die gedämpfte Erregung, die sie noch nie an ihm gesehen hatte, selbst dann nicht, wenn

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