Ludlum Robert - Covert 03
sich in den Speisesaal mit seiner von flämischen Gourmetspeisen überladenen Tafel begab. »Vielleicht.«
In der Region Chartreuse in Frankreich
Das Chalet mit seinem steilen Dach und der verwitterten, teilweise mit Brettern verkleideten Fassade fügte sich harmonisch in die majestätische Landschaft unter den schneebedeckten Alpengipfeln. Von duftenden Fichten umgeben, kauerte das Chalet auf einem steilen Hügel am Rand weitläufiger Felder und Wiesen in Sichtweite von La Grande Chartreuse, einem berühmten Kartäuserkloster. Von der einen Seite des Hauses bot sich ein weiter Panoramablick über das freie nach Süden abfallende Gelände, wo noch die letzten Schneereste und die frischen Spuren von Rotwild zu sehen waren. Die ersten Spitzen der jungen Frühlingsgräser lugten bereits aus dem Boden. Im Norden türmte sich dichter Fichtenwald am Abhang und schloss das Chalet von hinten ein.
All das war wichtig für Thérèse Chambord, die in einem Zimmer im ersten Stock eingesperrt war. Sie sah zu den zwei einzigen Fenstern ganz oben an der Wand hinauf und schob eine alte Bettstelle darunter. Empört und zugleich bedrückt, zerrte sie eine leere Kommode ans Bett und stemmte sie mit Mühe auf das Bettgestell. Dann trat sie einen Schritt zurück, legte die Hände auf die Hüften und schüttelte angewidert den Kopf. Selbst jetzt, mit dem Schrank auf dem Bett, waren die Fenster für sie noch unerreichbar. Sie war gerade dabei, einen thronähnlichen Sessel zum Bett zu schleppen, als sie hörte, wie die Tür aufgesperrt wurde. Ihr Vater kam mit einem Tablett mit Essen herein und sah ihr verblüfft zu, wie sie auf das Bett stieg und sich anschickte, den Sessel auf die Kommode zu hieven. Er stellte das Tablett auf ein Tischchen und schloss die Tür, ehe sie vom Bett klettern konnte.
»Das wird dir nichts nützen, Thérèse«, sagte er und schüttelte den Kopf. »Dieses Haus steht am Bergrand, und dein Zimmer überblickt einen steilen Abhang. Selbst wenn du durch diese Fenster klettern könntest, geht es dort mehr als drei Stockwerke in die Tiefe. Der Sturz könnte dich umbringen. Und außerdem sind die Fenster versperrt.«
Thérèse blickte wütend auf ihn hinab. »Das hast du ja schlau gemacht. Aber ich werde hier doch rauskommen, und dann gehe ich zur Polizei.«
Chambords faltiges Gesicht blickte traurig. »Ich hatte gehofft, dass du mich verstehen würdest. Dass du mir vertrauen und dich unserem Kreuzzug anschließen würdest, Kind. Ich hatte gehofft, dass ich Zeit haben würde, dir das alles zu erklären, aber dann ist dieser Jon Smith dazwischengekommen und hat mich gezwungen, mich zu offenbaren. Das war selbstsüchtig von mir, denke ich, aber …« Er zuckte die Achseln. »Obwohl du dich uns nicht anschließen willst, kann ich dich nicht entkommen lassen. Ich habe dir zu essen gebracht. Du solltest etwas essen. Wir werden dieses Haus bald wieder verlassen.«
Thérèse sprang wütend vom Bett. »Mich eurem Kreuzzug anschließen? Wie kann ich das? Du willst mir ja selbst jetzt noch nicht sagen, was du eigentlich vorhast. Ich sehe nur, dass du mit verbrecherischen Terroristen zusammenarbeitest, mit Männern, die ein Massaker planen und dazu deinen Computer einsetzen wollen. Mord! Massenmord. «
»Unser Ziel ist ein gutes, Kind«, sagte Chambord mit leiser Stimme, »und ich bin nicht mit diesen verbrecherischen Terroristen zusammen, wie du sie nennst. Wie ich schon deinem Freund Colonel Smith sagte, sind sie mit mir zusammen. Hauptmann Bonnard und ich haben völlig andere Ziele als sie.«
» Was für Ziele? Sag es mir doch! Wenn du willst, dass ich dir vertraue, musst du mir auch vertrauen.«
Chambord trat an die Tür, sah sich um und musterte seine Tochter mit seinen flinken, scharfen Augen, als hätte er den Röntgenblick. »Später vielleicht, wenn alles vorbei ist und wir den Gang der Geschichte verändert haben. Dann wirst du sehen, begreifen und uns Beifall spenden. Aber nicht jetzt. Du bist noch nicht so weit. Ich habe mich getäuscht.«
Er öffnete die Tür, ging schnell hinaus und versperrte sie hinter sich.
Thérèse stieß eine Verwünschung aus und kehrte zu dem Bett zurück. Sie kletterte auf die Kommode und dann den Stuhl. Als die Möbelpyramide unter ihr zu wanken begann, stützte sie sich an der Wand ab. Sie hielt den Atem an, wartete, dass der Möbelstapel unter ihr sich beruhigte. Schließlich nahm sie ihren ganzen Mut zusammen und richtete sich auf. Geschafft! Ihr Kopf reichte ans Fenster.
Sie
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