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Lüge eines Lebens: Stachelmanns vierter Fall (German Edition)

Lüge eines Lebens: Stachelmanns vierter Fall (German Edition)

Titel: Lüge eines Lebens: Stachelmanns vierter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Ditfurth
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darüber?«
    Die Frau schüttelte bedächtig den Kopf.
    »Gar nichts? Wirklich gar nichts?«
    Die Frau bedeckte ihre Augen mit der Hand, dann legte sie die Hand aufs Knie und sagte: »Es ist so furchtbar. Vor ein paar Tagen noch hat sie hier gesessen.« Sie zeigte auf Stachelmanns Sessel. Sie schwieg eine Weile. »Nein, ich habe mir darüber ja auch den Kopf zerbrochen. Sie sagte nur, sie habe einen Termin, und das war ja nichts Ungewöhnliches. Sie hatte viele Verabredungen.«
    »Und wo hat sie die Mail gelesen? Bei Ihnen habe ich keinen Computer gesehen.«
    »In so einem Internetcafé wohl. In welchem, weiß ich nicht.«
    »Und sie hat bestimmt nicht einmal angedeutet, wen sie treffen würde?«
    Die Frau versank in sich. Nach einer Weile sagte sie matt: »Doch, Sie haben recht. Sie hatte einen Termin bei einem Dozenten. Waren Sie das?«
    Natürlich, ihr wurde vorgetäuscht, ich wolle sie sprechen. Das weiß ich längst. Das bringt uns alles nicht weiter. Was wir auch tun, wir rennen uns fest. Es ist zum Kotzen. Stachelmann nickte.
    »Wo war sie zwischen dem 5. und dem 9. Mai?«, fragte Georgie.
    Yvonne Kamp schaute ihn traurig an. »Bei mir nicht. Als sie hier auftauchte, kam sie aus Thüringen.«
    »Thüringen?«, fragte Georgie ungläubig.
    »Sie war ganz euphorisch. ›Ich habe gefunden, was ich gesucht habe. Jetzt kann ich es wieder gutmachen‹, hat sie gesagt. ›Morgen rufe ich den Josef an und mach reinen Tisch. Der wird Augen machen.‹«
    Endlich eine handfeste Information, dachte Stachelmann. Nur, was hat sie in Thüringen gesucht und gefunden?
    »Wann ist sie genau gekommen?«, fragte Georgie.
    »Am Abend des 9. Mai, so gegen einundzwanzig Uhr.« Yvonne Kamp schnaufte, als litte sie unter Luftmangel.
    »Und Sie wissen nicht, wo sie war in Thüringen und was sie dort herausgefunden hat?«, fragte Stachelmann.
    Yvonne Kamp schüttelte ihren Kopf, ganz langsam. »Sie war in einem Archiv. Jedenfalls sagte sie etwas von Akten.«
    »Was für einen Eindruck hat sie auf Sie gemacht?«
    »Sie war« – Yvonne Kamp suchte ein Wort – »erleichtert. Ja, erleichtert. Sie wollte verschwinden, weil sie sich schämte. Sie hat Ihnen wohl ein Unrecht angetan. So drückte sie es aus. Geradezu euphorisch wurde sie, als sie mittags ...«
    »Am 10. Mai?«
    »Ja. Als sie mittags nach Hause kam. ›Er hat mich eingeladen, obwohl ich ihn versetzt habe und einfach abgetaucht bin!‹ Sie hat sich offenbar geschämt. Sie war sehr ... sensibel, wissen Sie? Na ja, dann hat sie am Abend ihre Sachen gepackt und ist bester Laune zur Universität gefahren. Und dort hat der Mörder auf sie gewartet.« Sie schaute Stachelmann an.
    Der fühlte sich unwohl und erhob sich. »Komm, wir gehen.« Stachelmann wandte sich an Yvonne Kamp. »Vielen Dank.«
    Sie erwiderte nichts, schaute irgendwohin und war weit weg. Vielleicht in einer Welt, in der es keine Mörder gab.

    Sie saßen im Auto und schwiegen lange. Dann sagte Georgie: »Hm.«
    »Thüringen. Buchenwald liegt in Thüringen. Brigittes Suche wird damit zu tun haben. Aber sollen wir jetzt nach Buchenwald fahren und auf dem KZ-Gelände herumlaufen in der Hoffnung, die Eingebung offenbare uns, was Brigitte dort getrieben hat?«
    Georgie streckte sich im Sitz. »So ein Mist. Es kommt mir vor, als liege die Lösung aller Rätsel vor meiner Nase. Ich brauchte nur zuzugreifen. Aber da ist nichts, gar nichts. Sie hat sich ein paar Tage dort herumgetrieben, und sie hat etwas gefunden. Sie muss ihrem Mörder einen Grund gegeben haben, sie in die Falle zu locken. Der Grund hat bestimmt etwas mit dem zu tun, was sie gefunden hat.«
    Stachelmann hörte zu. Es ist ein schreckliches Gefühl, dicht vor der Lösung des Rätsels zu stehen, aber nicht zu wissen, wie man den letzten Schritt tun könnte. »Scheiße«, sagte Stachelmann.
    Als er am Abend mit der Bahn nach Hause fuhr, fiel ihm ein, dass er Bohming provoziert hatte. Er fand es nun absurd. Jeden Tag folgte er einer anderen Spur, und jede erwies sich als Sackgasse. Natürlich würde Bohming ihm nicht auflauern. Wie konnte er nur auf diese idiotische Idee verfallen? Nein, Bohming saß zu Hause im Sessel, las ein kluges Buch und dachte an alles Mögliche, nur nicht daran, Stachelmann mit einem Gewehr aufzulauern. Und wenn er einen Auftragskiller schickte? So ein Unsinn.
    Natürlich passierte gar nichts, als Stachelmann nach Hause fuhr.

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    14
    Er würde später nicht mehr viel sagen können darüber, was er getan hatte in den Tagen, in

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