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Lüge eines Lebens: Stachelmanns vierter Fall (German Edition)

Lüge eines Lebens: Stachelmanns vierter Fall (German Edition)

Titel: Lüge eines Lebens: Stachelmanns vierter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Ditfurth
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wieder auf. Mit durchgeschnittener Kehle in seinem Büro.
    »Bohming hat übrigens angerufen«, sagte Anne. »Er macht sich Sorgen um dich.«
    »Das mag ich kaum glauben.«
    »Du musst nicht immer das Schlechte vermuten. Gut, er ist ein Großmaul, aber als Chef ist er in Ordnung. Erinnere dich, er hat dich nicht fallengelassen, als du im Knast gesessen hast.«
    Stachelmann wusste, er hatte es ihr zu verdanken, ihr konnte Bohming keine Bitte abschlagen. Er ist scharf auf sie. Du bist eifersüchtig, weil Anne Bohming verteidigt. Klar, zu ihr ist er besonders nett. Aber sie hatte Recht, Bohming hatte zu ihm gehalten. Er gab zu, Bohming hatte Geduld mit ihm, und wenn sich Stachelmann an Bohmings Stelle versetzte, dann musste er sich fragen, ob er auch so viel Geduld gehabt hätte mit sich. Eher nicht.
    »Außerdem hat Bohming gesagt, du könntest Urlaub nehmen, dich krankschreiben lassen. Er würde es jedenfalls tun, wenn er so etwas Schreckliches erlebt hätte.« Sie schaute ihn an, ernst und schön. »Ich würde das machen. Lass dein Seminar sausen, hak das Semester ab. Wenn die Bullen den Mörder haben, kannst du dir überlegen, wann du wieder einsteigen willst. Der Bohming hält seine Hand über dich wie ein Schutzengel.«
    »Nun hör aber auf«, stöhnte er. »Als Engel kann ich ihn mir gar nicht vorstellen. Luzifer, das wäre seine Rolle.«
    »Du bist ungerecht.«
    Ja, ich bin ungerecht. Aber Bohming ist ein Opportunist. Was würden die Kollegen sagen, wenn er Stachelmann nicht half? Darum geht es doch. Wichtig ist ihm, was andere denken und vor allem sagen könnten. Solidarität aus Eigennutz, und es immer schön herausstellen. Er kannte Bohming. Aber übertreib nicht. Du bist mies gelaunt, lass es nicht an anderen aus, auch wenn die es nicht mitbekommen.
    »Ist ja gut«, sagte er.

    In der Nacht schlief er kaum, und wenn, dann geisterte ein Rollstuhlfahrer durch seine Träume. In einem zielte der Rollstuhlfahrer mit einem Revolver auf Stachelmann, in einem anderen Traum lachte der Rolli so laut, dass Stachelmanns Ohren schmerzten. Am Morgen weckte ihn Felix, der im Flur spielte und dabei gegen die Schlafzimmertür donnerte. Er quiekte vergnügt und war offensichtlich mit der Welt zufrieden. Stachelmann blieb noch ein paar Minuten liegen und überlegte, was er mit dem Tag anstellen sollte.
    Taut anrufen? Vielleicht hat Kraft gestanden, nachdem er eine Nacht in einer Zelle verbracht hat. Stachelmann erinnerte sich seines Erschreckens, als er in eine Zelle gesperrt worden war, zu einem fast unerträglichen Menschen. Olaf. So einen wie Olaf wünschte er Kraft als Zellengenossen, dann würde der schon mürbe werden. Einen Augenblick flog ihn der Gedanke an, Kraft sei unschuldig. Aber wer verbringt freiwillig eine Nacht im Knast, wenn ein paar Worte genügten, sich das zu ersparen? Nein, dieser Kraft hatte kein Alibi. Er war ein Lügner, das hatte sich längst herausgestellt. Er versuchte sich vorzustellen, wie Brigitte ausgesehen hatte. Nein, er war nicht verliebt gewesen in sie. Aber sie hatte ihm gefallen.
    Sein Handy klingelte. Er sprang aus dem Bett und schrie fast auf vor Schmerz. Als er sich im Stehen krümmte, öffnete Anne die Tür und reichte ihm das Handy. »Es nervt«, sagte sie. »Such dir mal einen anderen Klingelton.« Komisch, dass ihr »My Generation« von The Who nicht gefiel.
    Es war Taut. »Haben Sie Zeit?«
    »Ja, gewiss.« Stachelmann hätte gerne gefrühstückt und geduscht.
    »Ich schick Ihnen einen Wagen, dauert gute zehn Minuten. Der Kollege klingelt dann.«
    Stachelmann fragte nicht, um was es ging, das wusste er auch so. Es war der Durchbruch, Kraft hatte gestanden. Und Taut wollte sich bedanken. Würde er sonst einen Wagen schicken? Stachelmanns Laune verbesserte sich im Sekundentakt.
    »Kein Frühstück?« Anne stand vor ihm und schaute ihn neugierig an.
    »Nein, mein Chauffeur klingelt gleich.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Jetzt spinnst du aber wirklich.«
    »Ich glaube, Kraft hat gestanden. Der Spuk ist vorbei.«
    »Hat die Kripo das gesagt, dieser Taut?«
    »Nein, aber sonst würden die keinen Wagen schicken.«
    »Hm.« Sie wandte sich ab und ging zur Küche.
    Felix rannte aus dem Wohnzimmer zu Stachelmann und umklammerte dessen Beine. »Du bleibst hier«, kreischte er.
    Stachelmann befreite sich, nahm Felix auf den Arm, ging ins Schlafzimmer und warf ihn aufs Bett.
    Felix jauchzte: »Nochmal! Nochmal!«
    Stachelmann zog sich an, zwischendurch warf er Felix immer wieder aufs Bett.

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