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Lüge eines Lebens: Stachelmanns vierter Fall (German Edition)

Lüge eines Lebens: Stachelmanns vierter Fall (German Edition)

Titel: Lüge eines Lebens: Stachelmanns vierter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Ditfurth
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Darum, dass du gemordet hast. Wer zuletzt lacht, lacht am besten.« Den letzten Satz hatte er leise gesagt, fast gezischt. Stachelmann fragte sich, ob Taut mit den Nerven am Ende war oder ob er eine Show abzog. Kraft wandte sein Gesicht langsam, ganz langsam Taut zu. Stachelmann sah, wie Kraft nun allmählich ein Grinsen über sein Gesicht zog, ein ekelhafteres Grinsen hatte Stachelmann nie gesehen. Als Kraft Taut direkt ansah, die Gesichter waren sich nah, da explodierte Krafts Grinsen in ein Lachen, laut, aggressiv. Taut zuckte zurück, wischte sich mit dem Handrücken über die Stirn, drehte sich um und verließ den Verhörraum. Stachelmann hörte noch, wie Taut »Abführen!« rief, mit einer Stimme, die den Zorn mühsam unterdrückte.
    Taut erschien wieder im Raum hinter der Scheibe. Er zog ein Taschentuch hervor und trocknete das Gesicht. Er stand nun neben Stachelmann, gemeinsam starrten sie in das Zimmer, aus dem Kraft gerade in seine Haftzelle geführt worden war. Stachelmann hörte Taut atmen.
    »So einen Scheißkerl hatten wir hier schon lange nicht mehr.« Dann schwieg er eine Weile. »Sie wollen jetzt wohl wissen, ob ich ihn für schuldig halte.« Er wischte sich wieder übers Gesicht, diesmal nur mit der Hand. »Ich weiß es nicht. Manchmal glaube ich, er war's, dann wieder, er war's nicht. Wenn er ein gutes Alibi hat, warum sagt er es nicht? Tatsache ist, wir können ihm nichts nachweisen. Und wenn es dabei bleibt, wird ihn der Haftrichter morgen auf freien Fuß setzen. So ist die Lage.«
    »Und Sie haben nichts gefunden in seiner Wohnung?«
    »Die Kollegen suchen immer noch, wir machen das gründlich. Aber wenn sie etwas Wichtiges entdeckt hätten, hätten sie wohl angerufen oder wären damit hergekommen. Wir wissen nur, dass er den Rollstuhlfahrer gespielt hat. Das ist nicht verboten. Aber es ist natürlich eine gute Tarnung. Wer traut einem Rollstuhlfahrer schon zu, dass er mit einem Gewehr loszieht und Leute erschießt?« Er putzte sich die Nase, knüllte das Taschentuch in der Hand zusammen und steckte es in die Hosentasche. »Das war's für heute.«
    »Darf ich warten, bis die Kriminaltechniker aus Krafts Wohnung zurück sind?«
    Taut zögerte, dann sagte er: »Gut, kommen Sie mit.«
    Der Kriminalrat ging in sein Zimmer. Eine Neonröhre an der Decke, an der Wand das Plakat, auf dem Einstein die Zunge zeigt. In der Ecke eine Kaffeemaschine, die Glaskanne halb voll.
    Taut wies in die Ecke. Stachelmann schüttelte den Kopf.
    »Sie waren doch mit Ossi befreundet?«
    Warum fragte er, was er schon wusste?
    Stachelmann nickte.
    »Fehlt er Ihnen?«
    Stachelmann überlegte. Wir hatten ja in Hamburg nicht mehr viel miteinander zu tun. Aber wenn, dann war das nicht ohne. Auf dem Flughafenparkplatz hatte Ossi ihm vielleicht das Leben gerettet. Ein anderes Mal hatte Ossi sich auf ein Spiel eingelassen, das übel hätte enden können für ihn. Aber fehlt er mir?
    »Ich weiß nicht«, sagte Stachelmann. »Manchmal vielleicht.«
    Taut schaute ihn von der Seite an, sagte aber nichts.
    Sie warteten lange, niemand kam. Dann trieb es Stachelmann doch hinaus. Er verabschiedete sich und Taut versprach, ihn zu unterrichten, falls sich Neues ergebe.

    Anne war noch wach, als er die Wohnung betrat. Er erzählte in Kürze, was er erlebt hatte. Sie dachte eine Weile nach, dann sagte sie: »Dieser Kraft ist ein Lügner, aber kein Mörder.«
    »Woher willst du das wissen?« Er ärgerte sich. Sie hatte den Kerl nicht einmal gesehen oder gehört, und schon wusste sie, wie die Dinge lagen.
    »Du wirst es sehen. Der wird dem Taut ein Alibi vorführen, das sich gewaschen hat.«
    Stachelmann mühte sich, seinen Ärger zu unterdrücken. Ganz gelang es ihm nicht. »Du hast deinen Beruf verfehlt, du hättest Kriminalistin werden sollen oder Polizeipsychologin.«
    Sie lachte. Dann hielt sie sich die Hand vor den Mund. »Felix schläft.«
    Stachelmann überlegte, was es bedeutete, wenn Kraft unschuldig war. Ein schrecklicher Gedanke, die Suche würde neu beginnen müssen. Außerdem wollte Stachelmann, dass Kraft der Mörder war. Er gestand sich ein, dass er ihn hasste, jedenfalls konnte er sich nicht erinnern, wann er zum letzten Mal einen Menschen so abstoßend gefunden hatte. Er ekelte sich vor ihm. In Fuhlsbüttel, Santa Fu, da war dieser Typ am besten aufgehoben. Nur, er begriff immer weniger, was Brigitte an ihm gefunden haben mochte. Warum hatte sie sich nicht vor ihm geekelt?
    Kaum dachte er an Brigitte, tauchte dieses Bild

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