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Lüge eines Lebens: Stachelmanns vierter Fall (German Edition)

Lüge eines Lebens: Stachelmanns vierter Fall (German Edition)

Titel: Lüge eines Lebens: Stachelmanns vierter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Ditfurth
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Inzwischen hat er sich erholt und fängt an, Spielchen zu treiben. Der Bursche hat verdammt gute Nerven, und er ist ziemlich intelligent. Entweder er war es, dann versucht er sich aus der Schlinge zu ziehen, solange er eine Chance wittert. Oder er war es nicht und verscheißert uns, vielleicht um sich für die Demütigung wegen des Rollstuhls zu rächen.« Taut hustete. »Übrigens sind hier Anzeigen eingegangen von Bewohnern wegen des falschen Feuerwehralarms. Damit haben Sie doch bestimmt nichts zu tun?« Taut grinste.
    »Nein«, sagte Stachelmann. »Herr Kraft ist mein Alibi. Ich war bei ihm, als der Alarm losging.«
    Taut lächelte, dann hustete er unterdrückt. »Wenn es so ist ...«
    Sie standen nebeneinander und guckten durch die Scheibe. Kraft lehnte sich zurück, Kurz schaute zu.
    »Warum haben Sie sich als Behinderter ausgegeben?«
    »Aus Spaß«, sagte Kraft. »Außerdem geht Sie das nichts an.«
    »Sie haben den Rollstuhl benutzt, um nicht als Täter verdächtigt zu werden. Eine andere Erklärung nimmt Ihnen keiner ab.«
    »Und wenn schon«, sagte Kraft. Er zündete sich eine weitere Zigarette an.
    »Er hat es abgelehnt, einen Anwalt zu rufen«, sagte Taut. »Er fühlt sich sicher.«
    Stachelmann fürchtete den Schweiß. Er fühlt sich sicher. Weil er glaubt, dass ihm nichts bewiesen werden kann. Oder weil er es einfach nicht war.
    »Scheint fast, als genösse er es, ins Verhör genommen zu werden. Er fühlt sich wichtig.«
    »Und was bedeutet das?«
    Taut zuckte die Achseln. »Vielleicht sieht er es als letzten großen Auftritt, den er genießen will. Wir wollen etwas von ihm. Das gibt ihm das Gefühl von Macht. Er bildet sich ein, er sei Herr des Geschehens, weil von seinen Antworten alles abhängt.« Er hustete wieder. »Vielleicht ist er unschuldig« – Stachelmann begann zu schwitzen – »und er zieht die Sache hin, um unseren Fehler noch schwerer wiegen zu lassen. Opfer der Polizeiwillkür.«
    Stachelmann drängte es zu fragen, zu welcher Interpretation Taut neige. Aber er tat es nicht, er hatte Angst vor der Antwort. Stattdessen fragte er: »Was haben Sie herausbekommen über Kraft?«
    »Nicht viel. War mal Schlossergeselle, dann Parteifunktionär, zuletzt arbeitslos. In seiner Wohnung haben wir bisher nichts Verdächtiges gefunden, nur einen Haufen kommunistischer Propaganda. Als Polizei interessiert uns das nicht. Es sei denn, bei dem Mordfall ginge es um Politik. Aber danach sieht es derzeit nicht aus.«
    »Geben Sie's doch zu. Die Frau hat sie gereizt, so lange gereizt, bis Sie es nicht mehr ausgehalten haben. Und dem Stachelmann wollten Sie sowieso eins auswischen. Der war Ihr Konkurrent bei der Frau. Als die Ihnen erzählt hat, dass sie diesen Stachelmann treffen wolle, da sind Sie ausgerastet. Sie haben die Stern zum Philosophenturm gelockt, das Schloss geknackt und sind mit ihr in das Büro von Dr. Stachelmann eingedrungen. Wir haben da Spuren gefunden!« Das Letzte sagte Kurz fast triumphierend.
    »Das war ein Fehler«, sagte Taut trocken. »Wir haben keine Spur von Kraft gefunden. Und Kurz hätte es nicht behaupten dürfen, widerspricht den Vorschriften. Noch schlimmer: Ich ahne, der Kraft wird es ihm heimzahlen.«
    »Welche Spuren?« Kraft lachte. Jetzt war er obenauf. »Da bin ich ja richtig gespannt, Herr Kommissar.«
    »Genug Spuren, um Sie zu überführen.«
    »Kurz reitet sich in die Scheiße hinein«, sagte Taut. »Warum macht er das? Ist doch kein Anfänger.« Taut verließ den Raum und betrat das Verhörzimmer. »Pause!«
    Er bat Kurz hinaus und schickte einen Polizisten in Uniform in den Verhörraum. Kraft knabberte an seinen Fingernägeln.
    Stachelmann verstand, dass Taut seinen Kollegen davor bewahren wollte zu scheitern. Nach einer Weile kehrte nur Taut zurück ins Verhörzimmer. Kraft grinste, als ahnte er, was geschehen war.
    Stachelmann fühlte sich elend.
    »Sie könnten es sich leichter machen, wenn Sie ein Geständnis ablegten«, sagte Taut. »Gibt einen Bonus vor Gericht.«
    Kraft grinste wieder. »Ich brauch keinen Bonus. Wo sind die Spuren?«
    »Werden noch untersucht«, sagte Taut. »Das haben Sie missverstanden. Wenn die Spuren vom Tatort ausgewertet sind, werden wir Sie drankriegen.«
    »Viel Spaß«, sagte Kraft.
    »So Typen wie dich hatten wir hier schon viele!« Taut brüllte, Kraft zuckte zusammen, dann wurde er bleich und senkte das Gesicht zur Tischplatte. »Am Ende haben sie alle gewinselt, glaub's mir. Alle! Das ist kein Spiel, hier geht's um Mord.

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