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Luegen auf Albanisch

Luegen auf Albanisch

Titel: Luegen auf Albanisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Francine Prosse
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zusammen mit ihrer Familie Thanksgiving verbracht.
    Dons Kuss auf ihre Wange signalisierte: Hi! Ich habe fünf Minuten.
    »Ich war gerade in der Gegend«, sagte Lula.
    »Was machen Sie hier, Lula?«, fragte Don.
    »Ich war bei Gericht und habe mir Prozesse angeschaut. Mir gefällt Ihr Rechtssystem. Sehr fair, sehr human. Ich habe gehört, wie eine Richterin die Geschworenen bat, vorsichtig zu sein, wenn sie über die Straße gehen. Bei uns zu Hause würde das bedeuten, dass sie ihnen drohte, aber hier …«
    »Wir bemühen uns«, sagte Don. »Manchmal haben wir Erfolg damit.«
    »Manchmal ist besser als nie«, sagte Lula. »Ich habe mir überlegt, Gerichtsdolmetscherin zu werden.«
    »Gut! Ich hörte, Sie haben Savitra getroffen. Verrückte Streberin, aber man muss ihr Respekt zollen. Ich meine, was machen Sie hier ?«
    »Wie geht es Abigail?«, fragte Lula.
    »Gut«, sagte Don Settebello. »Sie ist über das Wochenende bei mir. Also, wieso geht es um Leben und Tod?«
    Lula sagte: »Ich weiß, es gibt vermutlich nichts, was Sie tun können, aber ich möchte Sie um einen Gefallen bitten. Ich habe diesen Vetter von daheim, dem Einbrüche vorgeworfen werden, die er nicht begangen hat.«
    Don fragte: »Handelt es sich dabei zufällig um den Vetter, der in der Nacht in Ihrem Zimmer war, als Ginger auftauchte?«
    Normalerweise hätte Lula bewundert, wie rasch Dons Verstand arbeitete. Aber diesmal war es ein bisschen zu rasch.
    »Was wirft man diesem unschuldigen Vetter denn nun vor?«
    Lula sagte: »Der Hund aus einem Lebensmittelladen hat ihn gebissen. Da war Blut am Tatort. Sein Blut. Ein Wachhund. Tatsächlich hat der Hund ihn früher am Tag gebissen.«
    Don anzulügen, war selbstmörderisch. Aber es war den Versuch wert. Alvo und sie waren Freunde. Sie hatten einiges zusammen durchgemacht. Ihr Leben war in Gefahr gewesen – durch Ginger. Sie kamen aus demselben Land. Blutstreue war die positive Seite der Stammespsychose, die Menschen dazu brachte, Neffen und Enkel bis in die fünfzehnte Generationen umzubringen.
    Don sagte: »Bitte, erzählen Sie mir nichts mehr. Ich will es nicht wissen.«
    Lula sagte: »Die Sache ist politisch. Er ist ein albanischer Patriot.« Stimmte das überhaupt? Oder war das etwas, das sich das Gericht ausgedacht hatte? Genti hatte gesagt, Alvo – oder Arkon – sei nicht patriotisch genug. »Er ist unschuldig. Ich schwöre es. Ich meine, wegen der Einbrüche.«
    Don kehrte an seinen Schreibtisch zurück und bedeutete Lula, sich zu setzen. Er schloss die Augen und massierte sich die Stirn. »Wissen Sie, was das Schmerzlichste ist, Lula? Das Schmerzlichste ist, für wie dumm Sie uns halten müssen. Ich bin einfach neugierig: Halten Sie alle Amerikaner für so dumm, oder nur mich und Stan? Glauben Sie, wir wussten nicht, dass Sie die Geschichten, die Sie als Familiengeschichten ausgaben, erfunden haben? Na gut, jeder erlaubt sich Freiheiten. Selbst berühmte Autoren, wie wir alle wissen. Aber bilden Sie sich jetzt wirklich ein, dass Don der Dummkopf glauben wird, Ihr Liebhaber oder Ihre Zufallsbekanntschaft oder Ihr One-Night-Stand oder Ihr Greencard-Ehemann oder als was auch immer er sich herausstellen wird, sei ein unschuldiger albanischer Patriot, dem man eine fingierte Einbruchsklage anhängen will?«
    »Er ist nicht mein Liebhaber.« Wenn sie doch nur nicht diese dämliche Wollmütze getragen hätte! Vielleicht hätte Don sich einverstanden erklärt, ihr zu helfen, wenn ihr Haar besser ausgesehen hätte.
    Don sagte: »Wissen Sie was, Lula? Wenn Sie in meine Kanzlei gekommen wären und gesagt hätten: He, Don, ich hab da mit diesem albanischen Kerl gebumst, dem sie einen Einbruchsdiebstahl unterjubeln wollen. Kennen Sie irgendjemanden bei der Strafverfolgung? Gibt’s was, das Sie tun könnten? Dann hätte ich immer noch nichts getan. Ich meine, ich wäre immer noch entsetzt gewesen, dass Sie mich bitten, meine Zeit darauf zu vergeuden, in so einen Fall einzugreifen, wenn die Geheimgefängnisse voll sind mit armseligen Wichsern, die man mit Waterboarding gefoltert und halb totgeschlagen hat und von denen ein gewisser Prozentsatz nichts Schlimmeres verbrochen hat, als den Namen Abdullah zu tragen. Aber wenn Sie wenigstens das gesagt hätten, Lula, wenigstens das, dann hätte ich mich nicht so persönlich beleidigt gefühlt, wie ich es jetzt tue.«
    »Ich wollte Sie nicht beleidigen«, sagte Lula. Kein Wunder, dass Don berühmt war. Er musste ein Genie darin sein, Zeugen so zu bedrängen,

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