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Luegen auf Albanisch

Luegen auf Albanisch

Titel: Luegen auf Albanisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Francine Prosse
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fluchte.
    Zeke konnte die Augen nicht von Abigail lassen. Lulas Teller, auf dem ein einsamer Shrimpschwanz lag, verschwand, bevor sie den Käse und die Pâtés probieren konnte. Verärgerung verwandelte sich in Wut und dann, wie schockierend, in Trauer. Sie hatte bei ihrer eigenen Feier die kalten Vorspeisen verpasst. Platten mit Bratkartoffeln und Schüsseln mit Rahmspinat kündeten das unmittelbar bevorstehende Eintreffen des Fleisches an. Es erschien wie der reinste Hohn, eine Schüssel mit Rahmspinat vor Abigail hinzustellen, identisch mit den anderen Rahmspinatschüsseln, die sie hätte umsonst haben können. Nein, nicht umsonst, überhaupt nicht umsonst. Das Ganze würde Don ein Vermögen kosten.
    Köstlichkeit dampfte von Lulas Steak auf, das in einer Blutpfütze schwamm. Keinen Spaß zu haben, würde weder Don Geld sparen noch die Kuh wieder zum Leben erwecken. Lula konnte nichts dafür, dass Eduardo, der Abräumer, und Dons Mandant abgeschoben worden waren. Oder dass Dunia verschwunden war. Lula könnte ebenfalls verschwinden. Genieße es, so lange du kannst.
    Die Unterhaltung verstummte, während alle kauten. Abigail zerkaute kleinste Spinatbissen mit theatralischem Abscheu. Nach einer Weile fragte Don Settebello alle, wie ihr Steak sei, und alle sagten, gut. Bestens.
    Don fragte: »Wie geht es mit dem Schreiben voran, Lula?«
    »Bestens«, sagte Lula. Dasselbe Wort, das sie für ihr Steak benutzt hatte. Als Letztes hatte sie geschrieben: »Fällt in New Jersey ein Blatt herunter, wenn niemand zuschaut?« An dem Tag, als die Albaner auftauchten. Seither hatte sie nicht einen Satz mehr geschrieben. Sie verabscheute es, ihr Tagebuch anzulügen. Es war der einzige Ort in ihrem Leben für unverfälschte Wahrheit. Aber wenn sie die Wahrheit schrieb, würde sie erwähnen müssen, wie viel Zeit sie neuerdings darauf verschwendete, an Alvo zu denken. Wenn sie darüber nicht schreiben konnte, war es am besten, überhaupt nichts zu schreiben. Das würde ihr das Dilemma ersparen, wie viel sie sagen sollte oder nicht, wie viel sie vor sich selbst zugab, die Art von Person zu sein, die die Schusswaffe eines Fremden im Haus ihres vertrauensvollen Chefs versteckte.
    Sie sagte: »Ich schreibe jetzt an einer Kurzgeschichte. Dabei geht es um diese Regierungsstelle, die die Träume der Leute analysiert, und jeder muss über seine Träume berichten, und sie liegen auf der Lauer nach Träumen, die andeuten könnten, dass jemand eine Verschwörung gegen den Staat plant.« Lula hielt die Luft an. Weder Don noch Mister Stanley gaben zu verstehen, darin die Handlung eines Romans von Ismail Kadare zu erkennen.
    »Wie endet die Geschichte?«, fragte Mister Stanley.
    Don sagte: »Was denkst du dir eigentlich, Stan? Stell einem Schriftsteller nie solche Fragen.«
    »Ich weiß es noch nicht«, sagte Lula.
    »Siehst du?«, sagte Don Settebello. »Ich mag mir gar nicht vorstellen, was passieren würde, wenn die Geschichte publik wird. Siehst du nicht schon vor dir, wie FBI-Agenten Therapeuten in die Mangel nehmen würden?«
    »Himmel, ja«, sagte Zeke. »Dieser Seelenklempner, zu dem Dad mich geschickt hat, würde vor jedem mit einer Dienstmarke zusammenklappen.«
    Don sagte: »Ich habe diesen herumschnüffelnden Dreckskerlen nie getraut, all das Geld, das den Besitzer wechselt, ein ganzer Wirtschaftszweig, der darauf basiert, der behaglichen Mittelschicht bei ihren behaglichen Mittelschichtsproblemen zu helfen.«
    »Nicht immer so behaglich«, sagte Mister Stanley. »Gingers Arzt schien ihr sehr gutzutun, bis sie beschloss, dass er das nicht tat.«
    Don sagte: »Nach der Scheidung, als ich diese kleine Affäre mit einer jüngeren, nicht so viel jüngeren Frau hatte, sagte Betsy, das würde sich auf Abigail auswirken. Aber ich glaube nicht, dass es das getan hat. Du etwa? Wie auch immer, das würde mir noch fehlen, dass so ein Weichei von Doktor meine Geheimnisse vor irgendwelchen FBI -Gorillas ausplaudert, die dann die Lüge verbreiten könnten, der schärfste Einwanderungsanwalt des Landes sei wegen Pädophilie in Behandlung. Das entspräche in etwa dem, was Lula sagte. Ich meine, der Handlung ihrer Geschichte. Ich wette, Dick Cheney besteht persönlich darauf, die Videobänder der Sitzungen heißer junger Starlets auszuwerten, die wegen Sexsucht in Therapie sind.«
    »Arme Lula«, sagte Mister Stanley. »Wir sollten solche Witze nicht in ihrer Anwesenheit machen, ehe sie die Greencard hat.«
    »Was für Witze?«, fragte Don.
    Mister

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