Luegen auf Albanisch
Stanley sagte: »Lassen wir ihr doch noch ein paar Illusionen über das Land, in dem sie zu bleiben versucht.«
» Falls ich meine Greencard bekomme«, konnte sich Lula nicht verkneifen.
»Das werden Sie«, sagte Don. »Vertrauen Sie mir. Bis dahin können Sie alles denken, was Sie wollen. Aber nur um sicherzugehen, sollten Sie vielleicht darauf achten, was Sie sagen. Klinge ich paranoid? Ich bin paranoid. Wir wären verrückt, wenn wir es nicht wären. Übrigens, wie geht es denn Ginger? Entschuldige den Gedankensprung.«
»Besser, glaube ich«, sagte Mister Stanley. »Sie hat aus Arizona angerufen. Nur einmal hat sie darauf angespielt, dass sie heilige Botschaften von den roten Felsen in irgendwelchen Canyons höre.«
Lula und Zeke wechselten rasche Blicke. Diesen Teil hatte Mister Stanley im Auto nicht erwähnt.
Nach kurzem Schweigen sagte Mister Stanley: »Für Lula muss das schlimm sein. Sie sieht, was mit diesem Land passiert. Aber sie kommt aus einem Kulturkreis, in dem Amerika Gott ist.«
In einer Ecke von Mister Stanleys Garage lehnten zwei John Kerry/John Edwards-Wahlplakate an der Wand, und Mister Stanley hatte Lula mehrfach erzählt, dass er beträchtliche Summen gespendet hatte, um Bush aus dem Amt zu jagen. Lula war beeindruckt von seiner Freizügigkeit, das so offen auszusprechen. Sie war beeindruckt von der Freiheit der amerikanischen Presse, aller Welt mitzuteilen, dass ihr Vizepräsident versehentlich seinem Freund ins Gesicht geschossen hatte. In ihrer Heimat wäre so was nicht versehentlich passiert. Und derjenige hätte mit seinem Schuss Erfolg gehabt. Trotzdem musste man aufpassen und sich mit Kritik zurückhalten, wie überall anders auch. Man konnte nie vorhersehen, wann Amerikaner, sogar Mister Stanley und Don, abwehrend und beleidigt reagierten.
»Zu sehen, was hier passiert, ist für alle schlimm«, sagte Don.
Lula sagte: »Den Mund zu halten, gebietet einem schon der gesunde Menschenverstand. Das ist überall gleich. Während des Kommunismus aufzuwachsen, war kein Zuckerschlecken.«
»Amen«, sagte Mister Stanley.
Don sagte: »Ich verspreche Ihnen, Lula, dies ist ein freies … Mein Gott, beinahe hätte ich ›freies Land‹ gesagt. Bei all dem, was ich weiß.« Er starrte in sein Weinglas. »Was mich umbringt, ist … die Schönheit der amerikanischen Verfassung. Ich liebe dieses verdammte Dokument, es rührt mich immer noch zu Tränen, die schiere Güte und Reinheit der Hoffnungen und Träume unserer Gründerväter, ihre Vorstellung davon, was Menschen zusteht und wie sie behandelt werden sollten. So wie diese Kerle in Washington darauf rumtrampeln … Himmel, ich sollte aufhören zu trinken. Jeden Abend dasselbe. Beim vierten Glas Wein fange ich über die Bill of Rights an zu weinen und verderbe allen den Spaß …«
Abigail sagte: »Ach? Hatten wir Spaß? Den Teil muss ich verpasst haben, Dad.«
Lula sagte: »Mister Stanleys Haus ist ein wunderbarer Ort zum Schreiben.«
Don sagte: »Ist doch hinreißend, Stan, wie Lula dich Mister Stanley nennt. Wie ein Dienstmädchen aus dem neunzehnten Jahrhundert.«
Mister Stanley schüttelte den Kopf. »Ich habe sie gebeten, mich Stan zu nennen.«
Lula zuckte die Schultern. Sie wusste nicht, wie sie Don Settebello nennen sollte, daher sprach sie ihn gar nicht an.
Sie säbelten weiter an ihren Steaks herum. Abigail aß einen letzten Happen Spinat und stieß ihre Schüssel so heftig von sich, dass sie sich drehte. Die anderen sahen zu, bis sie wieder ruhig stand.
Don sagte: »Wenn das System funktioniert, ist es ein Wunder. Viel öfter läuft es wie mit meinem salvadorianischen Mandanten – alle Enten im Visier, oder eigentlich Tontauben, eine davon wird abgeschossen, und man ist wieder am Ausgangspunkt, der arme Kerl wird irgendwohin zurückgeschickt. Wenn er Glück hat. Und dann hat man einen Fall, bei dem es funktioniert, und ein Mensch mit Lulas Herz und Verstand und Talent darf hier leben.«
Mister Stanley sagte: »Auf Lula. Und Don.«
»Und Stan.« Don schluckte seinen Wein so langsam, dass selbst Zeke und Abigail mitbekamen, wie sein Adamsapfel auf und ab hüpfte.
Lula sagte: »Vielen Dank. Ich bin glücklich und dankbar, hier zu sein.«
»Wir wollen Sie hier haben«, sagte Don Settebello. »Frisches, junges Blut. Sie gehören zu denen, die unser Land jung halten.«
Zeke flüsterte Abigail halblaut zu: »Frisches Blut? Klingt so vampirhaft.«
Abigail sagte: »Hörst du Dad tatsächlich zu?«
»Klappe halten, junge
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