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Luegen auf Albanisch

Luegen auf Albanisch

Titel: Luegen auf Albanisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Francine Prosse
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Und natürlich wurde er erwischt, und sein armer Dad musste hingehen und sich entschuldigen und den Besitzer dafür bezahlen, dass er nicht die Bullen rief und …«
    »Du hast Bier geklaut, Dad?«, fragte Zeke. »Das ist ja endcool.«
    »Ich war acht«, sagte Mister Stanley. »Halb so alt wie du. Ein Kind. Ich wusste es nicht besser. Erzähl Lula, was du getan hast, Don.«
    »Ich hab diesen kleinen Dreckskerl aufgespürt und ihm die Seele aus dem Leib geprügelt. Von da war es nur noch ein Dreisprung ins Staatsanwaltsbüro, bis ich die Nase voll davon hatte, die Armen anzuklagen und die Unschuldigen auszuweisen. Womit ich sagen will, dass es nie zu spät ist, auf die Seite der Engel überzuwechseln oder zurückzuwechseln.«
    »Du würdest das auch machen, Don.« Mister Stanleys bleiche Wangen röteten sich mit jedem Schluck Wein mehr.
    »Was machen?«, fragte Don.
    »Nur wegen der Krankenversicherung weiterarbeiten. Weil du tatsächlich etwas Gutes tun kannst. Du hilfst Menschen. Wie Lula.«
    » G’zoor darauf«, sagte Lula. Sie prostete der Luft zu und trank ihr Glas aus. Was Don über Mister Stanley erzählte, war zwar halbwegs interessant, doch ihre Aufmerksamkeit war von Dons Mandanten mit dem gebrochenen Fuß in Anspruch genommen. Lula verabscheute Geschichten, in denen es darum ging, dass das ganze Leben anders verlaufen wäre, wenn man nur stehen geblieben und das Stückchen Abfall aufgehoben oder diese zweite Tasse Kaffee bestellt hätte, wenn nur die Metrokarte beim Durchziehen nicht versagt hätte. Sie mochte auch keine Geschichten über ausgewiesene Menschen und Geschichten über Autounfälle. Lula würde die beiden wegen Dunia fragen. Sie würden wissen, was zu tun war.
    »Bei näherer Überlegung«, sagte Mister Stanley, »bin ich mir allerdings nicht so sicher, ob ich ohne die Krankenversicherung weiterarbeiten würde. Jeden Tag frage ich mich, warum ich im Dunkeln vor dem Morgengrauen aufstehe und durch den übel riechenden Tunnel fahre – wofür? Um Geld von einer Tasche in die andere zu verschieben? Die Taschen anderer Leute. Und es fließt alles in dieselbe Tasche. Na gut, in dieselben fünfhundert Taschen. Was wäre, wenn ich morgen kündigen würde? Wessen Leben würde das ändern, außer meinem? Nicht das derjenigen, denen wir Kredite verwehren, nicht das der Familien …«
    »Sieh an, sieh an«, sagte Don Settebello. »Mein alter Freund Stanley entdeckt das picklige, fette Gesicht des Kapitalismus.«
    »Wenn du kündigst, wird sich hauptsächlich eines ändern«, sagte Zeke. »Du wirst mein College nicht mehr bezahlen können.«
    »Das wird sich nicht ändern«, sagte Mister Stanley. Dann legte er den Kopf in die Hände.
    Don bedeutete dem Ober, eine weitere Flasche zu bringen.
    Lula sagte: »So was Ähnliches ist passiert, als ich in dem Restaurant gearbeitet habe. Da war dieser Abräumer, Eduardo … und ich habe diese Freundin, Dunia.«
    Der Ober ragte über Dons Schulter auf. »Möchten Sie jetzt bestellen, Sir?«
    »Wenn wir Speisekarten hätten«, sagte Don.
    Der Ober stapfte davon und kam mit einem Stapel in Leder gebundener Schwarten zurück. Keine Vorspeise kostete unter fünfundvierzig Dollar. Hamburger gab’s für dreißig, aber Lula hätte sich geniert, hier einen Hamburger zu bestellen. Ein Teller Bratkartoffeln – fünfzehn Dollar! Lula war klar, dass das Bedienungspersonal nichts mit der Preisgestaltung zu tun hatte. Trotzdem kam es ihr so vor, als hätten sie sich verbündet, Don den Höchstbetrag von seinem schwer verdienten Geld abzuknöpfen. Wie seltsam, sich auf der Gästeseite dieses unerklärten Krieges zu finden, der manchmal zwischen Gästen und Bedienung ausbrach.
    Mister Stanley sagte: »Ich nehme das Rib Eye.«
    »Ich auch«, sagte Zeke.
    »Machen Sie drei daraus«, sagte Lula.
    »Das Porterhouse«, sagte Don. »Und ich möchte meins muhen hören.«
    Abigail jaulte los. »Was ist mit mir? Nimmt niemand meine Bestellung auf? Bin ich nicht da?«
    »Was hättest du denn gerne, Schätzchen?«, fragte Don. »Bestell dir alles, was du möchtest.«
    »Du weißt, dass ich Vegetarierin bin, Dad, warum mussten wir hierherkommen?«
    »Wir haben heute Abend sehr frischen Schwertfisch«, sagte der Ober.
    »Ist Schwertfisch ein Gemüse?«, wollte Abigail wissen. »Dad, ist Schwertfisch ein Gemüse? Hat es ein Gesicht oder ein zentrales Nervensystem? Denn ich würde wirklich gerne wissen, ob es ein Gesicht oder ein zentrales Nervensystem hat.«
    Lula blickte zu Zeke, der von

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