Luegen auf Albanisch
Sandalen bei diesem Wetter! – in die nach Eiern riechende, überheizte Cafeteria folgte, vorbei an der Bio-Salatbar, den Behältern mit mysteriösen, in einer dicken ockerfarbenen Soße blubbernden Brocken, den Erdnussbutter spuckenden Plastikkanistern. Sie wurden durch die sonnenbeschienenen Kunstateliers geführt, in denen eine Studentengruppe Zeitungen mit roter Farbe besprühte, dann durch ein Theater, in dem eine andere Gruppe die Kulissen einer roten, von weißen Gartenzäunen durchkreuzten Wüste bemalte, die, wie Bethany erklärte, für eine Aufführung von Unsere kleine Stadt gedacht waren, angesiedelt im Weltraum.
Bethany rühmte die Auswahl an veganer Kost, die beneidenswerten Künstlerkarrieren des Kollegiums, die tiefe, spirituelle Schönheit des neunzigjährigen ägyptischen Dichters mit einem Stiftungslehrstuhl, der kaum noch unterrichtete, seine superschöne spirituelle Schwingung aber Collegeveranstaltungen zuteil werden ließ. Lula kam es vor, als richtete sich Bethany überwiegend an Zeke, und sie unterbrach ihren Monolog immer wieder mit Fragen, die ihn aus sich herauslocken sollten.
»Was isst du denn am liebsten, Zeke?«
»Pizza.« Nervöses Lachen.
»Wir haben da diesen Koch, Mario, der die erstaunlichste Drei-Käse-und-Ananas-Pizza macht.«
»Krass«, sagte Zeke.
»Malst du, Zeke? Hast du schon mal Theater gespielt?«
»Nein, aber ich würde es gerne«, sagte Zeke. Die anderen Kids funkelten Zeke an, als hätte er sich vorgedrängt und wäre bereits aufgenommen worden.
Nachdem sie durch eine Zimmerflucht gewandert waren, alle mit einem Konzertflügel ausgestattet, sagte Bethany: »Jeder in Harmonia ist eine Art von Künstler.«
»Ich mag Musik«, sagte Zeke.
»Welche Bands hörst du dir an?«, fragte Bethany.
Die Eltern hatten begonnen, unzufriedene Schnalzgeräusche von sich zu geben. Vielleicht hätte sich eine Art Protest erhoben, aber Bethany hin oder her, ihre Kinder könnten immer noch auf dieses College gehen wollen.
»My Chemical Romance?«, sagte Zeke. »Hast du schon mal von denen gehört?«
»Die finde ich total klasse«, sagte Bethany. »Wir haben hier dieses tolle Jazz-Seminar mit dem Namen Lärm. Letztes Jahr hat einer seine Schlagstöcke durch die Snare Drum gehauen, und der Lehrer, Bob Jeffers, hat ihm eine Eins gegeben.«
»Bob Jeffers unterrichtet hier?«, fragte einer der Väter. »Den habe ich mir vor Jahren gerne angehört …«
Bethany ging nicht darauf ein.
»Ein Seminar namens Lärm?«, sagte Zeke. »Das ist super.«
Lula versuchte sich keine Gedanken darüber zu machen, warum sich Bethany so auf Zeke fixierte, kaum der ansehnlichste Junge unter den angehenden Studenten. Vielleicht sah sie etwas in ihm. Seine Freundlichkeit, seine Verletzlichkeit. Liebe ist etwas Seltsames, wie jeder weiß.
Und tatsächlich, am Ende der Führung, als sie vor der Kapelle standen, in die, wie Bethany ihnen erzählte, Abgänger von Harmonia stets zurückkehrten, um einander zu heiraten, erinnerte sie die Bewerber an die Möglichkeit, einen Tag und eine Nacht in Harmonia zu verbringen, um tagsüber an Seminaren teilzunehmen, abends gemeinsam zu essen und in einem Wohnheim zu übernachten, wenn sie vorher reserviert hätten.
»Haben wir reserviert?«, fragte Zeke Mister Stanley.
»Ja, haben wir tatsächlich«, sagte sein Vater, wofür er mit dem ersten dankbaren Blick belohnt wurde, den Zeke seit Lulas Ankunft für Mister Stanley übrig hatte.
War Mister Stanley tatsächlich bereit, sein Kind diesem lüsternen Weib zu überlassen? Er wollte, dass Zeke aufs College ging. Und das hier konnte das einzige College sein, das ihn aufnahm, eine Befürchtung, die Mrs. Sullivan dem armen Mister Stanley in den Kopf gesetzt zu haben schien.
Drei andere Teenager, zwei Jungen und ein Mädchen, traten vor. Dadurch, dass auch sie Vorkehrungen getroffen hatten, hier zu bleiben, wirkte Zekes Abgang mit Bethany nicht mehr so sehr wie eine Entführung, sondern eher wie eine Aufnahmeoption.
»Hat jeder ein Handy?«, fragte Bethany.
Alle hatten eins.
»Ihre Kids werden Sie morgen früh als Erstes anrufen. Wir werden gut auf sie aufpassen. Machen Sie sich keine Sorgen.« Dann dankte sie allen und wiederholte, was für ein tolles College Harmonia sei, und verschwand mit ihren Gefangenen im Schlepptau.
»Gehen wir«, sagte Mister Stanley zu Lula. »Bevor Zeke es sich anders überlegt.«
Das wird er nicht, dachte Lula.
Mister Stanley musste sich diesen Teil der Richtungsanweisungen
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