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Luegen auf Albanisch

Luegen auf Albanisch

Titel: Luegen auf Albanisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Francine Prosse
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abgelehnt hatte, ihr das Fahren beizubringen. Es würde ihn traurig machen, wenn er wüsste, dass sie es nie gelernt hatte. Alvo hatte gesagt: eine Fahrstunde.
    »Zeke«, sagte Mister Stanley. »Wach auf. Möchtest du wirklich, dass diese Colleges dich beim ersten Anblick ohnmächtig vorfinden?«
    »Siehst du jemanden schauen?«, fragte Zeke. »Dad, du wirst wie Lula.«
    Lula fragte: »Und das bedeutet?«
    Mister Stanley sagte: »Da sind wir. Harmonia College.«
    »Na toll. Das schwule«, sagte Zeke.
    »Mrs. Sullivan meinte, dass du und Harmonia gut zusammenpassen würdet«, sagte Mister Stanley. »Und dass du mit deinen Noten und den Prüfungsergebnissen eine faire Chance hättest.«
    »Mrs. Sullivan ist schwul«, sagte Zeke.
    Lula hatte etwas in Backstein und mit Efeu Bewachsenes erwartet. Ein College wie im Film. Das hier sah aus wie Albanien. Fensterlos, halb vergraben im Rasen wie die Bunker des Diktators.
    Mister Stanley sagte: »Hier ging es in den Sechzigern hoch her. Eisgraue Vorzeit für euch. Aber als sie neu gebaut haben, beschlossen sie, auf zerbrechliches Glas zu verzichten. Falls die Studenten wieder rebellieren.«
    »Gegen was rebellieren?«, fragte Zeke. »Die explodierenden Preise für Gras und K-Y Jelly?«
    Mister Stanley seufzte. »Mrs. Sullivan erwähnte, dass es früher den Ruf einer Junkie-Schule hatte, aber das ist alles lange her.«
    Zeke sagte: »Nur damit ich es richtig verstehe. Wir flehen sie an, uns hundertzwanzig Riesen in den Wind schießen zu lassen, damit ich Gras rauchen und schwulen Sex haben kann?«
    »Schau«, sagte Mister Stanley. »Da ist das Zulassungsbüro. Der Gästeparkplatz.«
    »Soll ich im Auto warten?«, fragte Lula. Zwei junge Mädchen in identischen Parkas und Jeans gingen händchenhaltend am Auto vorbei.
    »Was hab ich dir gesagt?«, meinte Zeke.
    »Sie können genauso gut mitkommen, Lula«, sagte Mister Stanley. »Ich glaube nicht, dass die etwas dagegen haben, wenn wir eine Freundin mitbringen.«
    Eine Freundin? War es das, was Lula war? Lula, die Freundin der Familie.
    Freundin war nicht das, was die Zulassungssekretärin in Lula sah. Das Mädchen mit Harlekinbrille und Bleistiftrock musterte Lula mit einem langen, eisigen Blick. War Lula die junge russische Geliebte des Vaters oder die ältere pädophile Freundin des Sohnes? Oder war es tatsächlich ein schwules College, wie Zeke behauptet hatte?
    »Ezekiel Larch«, sagte Mister Stanley. Die Sekretärin fragte, ob sie schon die Führung mitgemacht hätten. Mister Stanley sagte, nein, das hätten sie nicht.
    »Sie sind vor fünf Minuten aufgebrochen. Sie können sie wahrscheinlich noch einholen, wenn Sie sich links halten und den Weg zum Kunstgebäude nehmen.«
    »Vielen Dank.« Mister Stanley packte Zekes Ellbogen und schob ihn zur Tür, dicht gefolgt von Lula.
    »Viel Spaß«, rief ihnen die Sekretärin nach. »Geben Sie uns Bescheid, ob Zeke immer noch vorhat, über Nacht hierzubleiben.«
    Hierbleiben? Zeke schaute seinen Vater an, als hätte er gerade gehört, er sei zur Adoption freigegeben.
    »Bewerber können über Nacht bleiben«, erklärte Mister Stanley.
    Zeke sagte: »Danke, aber nein danke. Wir fahren direkt nach der Führung.«
    Es war leicht, das Grüppchen von Eltern und Teenagern zu finden, die in der Kälte von einem Fuß auf den anderen traten und einer Wikingermaid in einem peruanischen Poncho zuhörten. Eine spitze, gestreifte Wollmütze mit Ohrenklappen endete in haarigen blauen Bändern, die zwischen dem Gewirr ihrer blonden Locken verschwanden.
    »Herzlich willkommen«, sagte sie. »Ich heiße Bethany. Ich bin Studentin im zweiten Studienjahr. Mit Hauptfach Theaterwissenschaften.«
    Alle in der Gruppe warfen prüfende Blicke auf Zeke, musterten die Konkurrenz und kamen zu dem Schluss, dass Zeke nicht viel an Konkurrenz zu bieten hatte, daher konnten sie es sich sparen, Mister Stanley oder Lula einzuordnen, obwohl einige Väter Lula musterten und dann schuldbewusst schauten, falls sie Zekes ältere Schwester war.
    Bethany fragte: »Und du bist …?«
    Zeke versuchte eine Möglichkeit zu finden, nicht zu antworten, gab aber schließlich seinen Namen preis.
    »Was für ein schöner Name. Herzlich willkommen in Harmonia, Zeke. Es wird dir gefallen.«
    »Das ist wie Science-Fiction«, flüsterte Zeke Lula zu. Doch er kapitulierte innerhalb von Minuten, geblendet von Bethanys strahlendem Lächeln.
    Lula und Mister Stanley schlenderten hinterher, während Zeke Bethany dicht auf den Fersen –

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