Luegen auf Albanisch
eines Songs, dessen Text »Surf and Turf Tonite!« lautete.
»Fürs Surfen sind wir ziemlich weit im Landesinneren«, sagte Mister Stanley.
»Das ging mir auch gerade durch den Kopf«, sagte Lula. Aber der Stolz auf ihre weise Entscheidung, den Tagesfang auszulassen, löste sich in Nichts auf, als die mitgenommen wirkende Harmonia-Studentenkellnerin ihnen mitteilte, sie könnten nur zwischen Spaghetti Bolognese und gebratenen Garnelen wählen. Sie glaube, die Küche könne auch eine vegetarische Bolognese zubereiten, aber sie sei sich nicht sicher.
»Ich nehme die Spaghetti«, sagte Lula.
»Ich schließe mich an«, sagte Mister Stanley. »Und bringen Sie uns Ihre beste Flasche Rotwein. Ich muss ja ausnahmsweise nicht fahren.«
»Der Wein kostet achtundvierzig Dollar«, sagte die Kellnerin. »Und ist auch noch mies, das können Sie mir glauben.«
»Bringen Sie ihn, bitte«, sagte Mister Stanley.
Lula sagte: »So was wie das hier gab es auch bei uns zu Hause. In den Bergen. Der Koch bereitet nur ein Gericht vor, aber das schmeckt immer toll, und für gewöhnlich dreht sich draußen hinter dem Haus eine Ziege oder sogar ein Ochse am Spieß …«
Mister Stanley sagte: »Wir können mit einiger Wahrscheinlichkeit davon ausgehen, dass sich da draußen keine Ziege dreht.«
Die Kellnerin brachte den Wein, bereits geöffnet. Das wäre im La Changita nicht gegangen. Lula wollte im Namen von Mister Stanley protestieren. Aber das hätte die Situation nur noch peinlicher gemacht. Mister Stanley schenkte Lula ein Glas ein, füllte dann seines und sagte: »Förmlichkeiten brauchen wir hier nicht.« Er schien enttäuscht, dass die Spaghetti so rasch kamen, und warf der Kellnerin einen mürrischen Blick zu, den die nicht bemerkte. Sie knallte einen Streuer mit geriebenem Käse auf den Tisch und stakste zurück in die Küche. Mister Stanley ließ seine Nudeln abkühlen, während er den Wein trank, und Lula tat dasselbe.
»Haben Sie von Zeke gehört?«
»Warum sollte ich?«, fragte Lula. »Der hat seinen Spaß.«
»Was halten Sie von Bethany?«
»Superfreundlich«, sagte Lula.
»Das ist so seltsam«, sagte Mister Stanley.
»Was ist so seltsam, Mister Stanley?«
»Bitte nennen Sie mich Stanley. Es ist seltsam, wie allein ich mich fühle. Und Zeke ist noch nicht mal fort. Wenn meine Ehe gehalten hätte, dann hätte ich mich vielleicht auf eine neue Lebensphase freuen können. Ginger und ich hätten reisen können. Arme Ginger! Ich habe Albträume, in denen sie ertrinkt und ich sie nicht retten kann. Wenn sie mit uns glücklich gewesen und nicht … krank geworden wäre, hätte ich jemanden, mit dem ich reden könnte, jemanden, der den Schmerz mit mir teilt, den Jungen – den jungen Mann! – zu verlieren, der noch vor fünf Minuten ein Säugling in unseren Armen war. Haben Sie je solche Träume gehabt, in denen Sie zu gehen oder zu fahren versuchen und alles dunkel ist und Sie nichts sehen können?«
»Ich kann nicht fahren«, sagte Lula säuerlich. Natürlich hatte sie solche Träume auch schon gehabt.
»Ich wünsche Ihnen, dass Sie nie diesen Traum haben und nie herausfinden, wie nahe er dem wirklichen Leben kommt. In der Dunkelheit herumzutasten, all die falschen Abzweigungen zu nehmen. Don hat versucht, mich zu warnen, bevor ich die Stelle in der Bank angenommen habe. Aber ich dachte … Ich weiß nicht, was ich dachte. Das Geld und die Macht … Ich dachte, das zusätzliche Einkommen wäre gut für Ginger und Zeke, und dass ich irgendwie das Leben all dieser armen Menschen verbessern könnte, die meine Hilfe brauchten.«
Das war mehr an Gefühlsäußerungen, als Lula sie von Mister Stanley in all ihren früheren Unterhaltungen zusammengenommen gehört hatte. Es könnte Auswirkung auf ihre Beziehung haben, und nicht in positiver Weise. Nur das Nötigste zu wissen war eine Taktik, an die sich Lula zu halten versuchte, nicht nur bei Mister Stanley, sondern auch bei Zeke und Don. Nur so hatte man während des Kommunismus überlebt. Wo steht geschrieben, dass man jedermanns persönlichste Geheimnisse kennen musste?
Er sagte: »Ich habe mir immer vorgestellt, dass ich an dem Tag, an dem Zeke ins College aufbricht, Ginger mit einer Überraschung beglücken würde – zwei Business-Flugtickets nach Venedig!«
Lula versuchte sich Mister Stanleys Kopf in Gingers Schoß vorzustellen, während der Gondoliere sie mit schwärmerischen venezianischen Balladen beschallte. Sie sagte: »Es ist ja nicht so, als würde Zeke in ein
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