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Luegen auf Albanisch

Luegen auf Albanisch

Titel: Luegen auf Albanisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Francine Prosse
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Nicht Mrs. Ginger. Nicht Mrs. Larch.
    »Wir haben Glück gehabt. Trotz allem, was meine Frau glaubt, ist ihr Arzt ein menschliches Wesen. Er konnte uns eine ausgezeichnete Einrichtung empfehlen. Wir hatten Glück, dass dort ein Zimmer frei war.«
    Glück . Jemand hatte Ginger angezogen. Jemand hatte sie gebadet, oder auch nicht. Aber ja, sie hatten Glück gehabt, dass niemand erschossen worden war. Glück, dass Zeke nicht für immer in der Nacht verschwunden war. Glück, dass das, wo immer man Ginger hingebracht hatte, ein Erholungsort mit fünf Sternen war im Vergleich zu dem am wenigsten abscheulichen Irrenhaus auf dem Balkan.
    »Tja!«, sagte Mister Stanley. »Durch Gingers Versorgung und Zekes College werden wir in nächster Zeit wohl kaum in Rente gehen.«
    Wir? Lula schnürte es die Luft ab, bis ihr klar wurde, dass Mister Stanley ich meinte. Sie war kurz davor, eine geschwätzige Bemerkung darüber zu machen, wie sehr sie das an Albanien erinnerte, wo dich Ärzte unterschiedlich behandelten, je nachdem, wie viel du zahltest. Oder sie sollte vielleicht erwähnen, dass psychiatrische Anstalten während der Diktatur oft gleichzeitig als politische Gefängnisse dienten. Man pflegte zu sagen, dass man die interessantesten Leute in der Klapsmühle kennenlernte. Oder zumindest die ehrlichsten. Normalerweise gefielen Mister Stanley Vergleiche zwischen Albanien und hier. Aber vermutlich war jetzt nicht der richtige Moment dafür.
    »Danke, dass Sie nach Zeke gesucht haben«, sagte er. »Danke, dass Sie ihn gefunden haben. Himmel, ich mag gar nicht daran denken …«
    »Er wollte gefunden werden. Er machte sich Sorgen um Sie.« Das stimmte, das war leicht zu sagen, Mister Stanley fühlte sich dadurch besser, und es verschaffte Lula eine Pause, in der sie sich von der Erinnerung erholen konnte, dass Zeke den SUV gefahren hatte. Nichts hätte besser für Zeke sein können. Wie viel Herz Alvo gezeigt hatte! Sie würde ihn nie wiedersehen. Aber der Bruch ihrer Beziehung war ein haarfeiner Riss im Vergleich zu dem Abgrund, der sich letzte Nacht für Zeke und Mister Stanley aufgetan haben musste.
    Lula drehte sich um, als sie Zeke sagen hörte: »Ist heute Weihnachten? Sind das die Geschenke?«
    »Zeke«, sagte Mister Stanley. »Was für eine erfreuliche Überraschung. Wir haben dich gar nicht herunterkommen hören. Guten Morgen. Fröhliche Weihnachten.«
    Lula musterte Zeke, konnte aber kaum einen Unterschied zwischen seinem zerknitterten Stirnrunzeln und dem Gesicht erkennen, das er seinem Vater morgens an jedem Wochenende zeigte. Wenn man Zeke nicht kannte, oder selbst wenn man ihn kannte, würde man nie darauf kommen, dass er der Junge war, dessen Mutter gerade in Anwesenheit des Kindermädchens und des coolen albanischen Typen, der ihn seinen Lexus hatte fahren lassen, einen Nervenzusammenbruch gehabt hatte. Vielleicht würde es Zeke morgen treffen, oder am Tag danach, oder vielleicht in zwanzig Jahren. Wenn es eines gab, was Lula aus der Geschichte des Balkan und aus dem amerikanischen Fernsehen gelernt hatte, dann, wie lange sich Erinnerungen aufstauen können, bevor der Korken aus der Flasche schießt. Eine weitere Wolke am strahlenden Horizont von Zekes zukünftiger Ehefrau.
    Mister Stanley sagte: »Machen Sie Ihr Geschenk auf, Lula.«
    Lula sagte: »Zeke zuerst. Es ist Weihnachten. Zeke ist das Kind.«
    »Ladies first«, sagte Zeke.
    Da sie nur ein Geschenk auszupacken hatte, übertrieb Lula die Show, wickelte bedächtig das Papier ab, öffnete langsam den Karton und zog den Laptop aus der Styroporumhüllung. Chromosomen oder vielleicht Hormone arbeiteten im Gespann, sodass sich Zeke und Mister Stanley gleichzeitig abwandten, mit der gleichen Bewegung, und sich wie unter einem Schlag duckten, um Lula nicht weinen zu sehen. Die Tränen waren echt, aber sie täuschte einen Schluchzer vor, damit sie länger auf der Woge der Freude und Dankbarkeit für dieses perfekte Geschenk, diese großzügige Investition in ihre Zukunft schweben konnte. Sie würde es sich verdienen, sie würde sich dessen als würdig erweisen. Sie würde arbeiten wie verrückt. Sie würde sich wunderbare Geschichten ausdenken und nicht mehr so tun, als wären sie wahr. Sie würde sich wieder dem Tagebuch widmen, das sie vernachlässigt hatte, seitdem sie Alvo begegnet war. Jetzt sprach nichts mehr dagegen. Sie hatte nichts zu verbergen. Ihr authentisches neues amerikanisches Leben würde von heute an neu beginnen.
    »Vielen Dank«, sagte Lula. »Und

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