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Luegen auf Albanisch

Luegen auf Albanisch

Titel: Luegen auf Albanisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Francine Prosse
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Traurigkeit, als hätten sich die Waffe und sie nach einer langen romantischen Beziehung getrennt. Während er den Motor anließ, sagte Alvo: »Armer Junge. Ich habe einen kleinen Bruder in seinem Alter. Er ist bei unserer Tante in Durrës geblieben. Ein Surf-Freak, wollte nicht vom Strand weg.«
    »Ich bin ein Einzelkind«, sagte Lula.
    »Wie schade für dich«, sagte Alvo.
    »Lass uns an der Bushaltestelle nachsehen«, sagte Lula.
    »Um diese Zeit fahren keine Busse mehr«, sagte Alvo.
    »Schauen wir einfach nach.« Lula wies ihm die Richtung, und tatsächlich fanden sie Zeke zusammengekrümmt im Wartehäuschen.
    »Steig ein«, sagte Alvo. »Es ist kalt.«
    Zeke gehorchte ohne Widerworte. Lula wollte ihm sagen, dass schon alles in Ordnung komme, aber Alvos Anwesenheit hinderte sie daran, und außerdem fühlte sie sich gehemmt durch das schiere Ausmaß dessen, was Zeke empfinden musste. Die verrückte Frau in Lulas Zimmer war die Mutter von diesem armen Kind. Zeke war in T-Shirt und Boxershorts rausgerannt. Lula hörte seine Zähne klappern.
    »Ich mach den Heizlüfter an«, sagte Alvo. »In einer Minute wirst du gegrillt.«
    Während die Temperatur stieg, wurde die Stimmung im SUV entspannt und locker, als wären sie alte Freunde oder sogar eine Familie. Mama, Papa, Zeke. Und obwohl Lula diejenige war, die Zeke nahestand, die dafür bezahlt wurde, auf Zeke aufzupassen, die für Zeke sorgte, hatte Papa das Sagen. Sollte Alvo doch das Ruder übernehmen. Sie war froh, mit jemandem die Belastung teilen zu können. Erst jetzt konnte Lula sich eingestehen, wie schwer die Verantwortung gewesen war, einen Sohn im Teenageralter großzuziehen. Befördert vom warmen Gefühl der Gemeinschaftlichkeit drang die eiskalte Gewissheit zu ihr durch, dass sie Alvo nie wiedersehen würde.
    »Besser?«, fragte Alvo.
    »Netter Schlitten«, sagte Zeke.
    »Danke«, sagte Alvo. »Lulas Vetter George hat mich mit einem Typen zusammengebracht, der mir einen Nachlass auf den Wagen gegeben hat.«
    »Kennt ihr euch daher?«, fragte Zeke.
    »Willst du fahren?«, fragte Alvo.
    »Im Ernst?«, fragte Zeke.
    Alvo hatte gar nicht erst gefragt, ob Zeke einen Führerschein hatte, und Zeke dachte nicht dran, zu erwähnen, dass er nachts nicht fahren durfte. Mister Stanley würde sie beide umbringen. Er würde vor allem Lula umbringen. Aber am Ende würde er ihr vergeben, weil sie seinen Sohn gefunden hatte.
    »Würde ich sonst fragen?«, sagte Alvo. »Ich mache keine Witze über mein Auto.«
    »Dann klar. Definitiv«, sagte Zeke. »Geil.«
    Alvo bedeutete Lula, auf den Rücksitz umzusteigen. Und auch wenn es für Lula einfacher gewesen wäre, hinter Alvo einzusteigen, ging sie zu Zekes Seite herum und wartete dort, bis er ausstieg.
    »Sei vorsichtig«, sagte sie. »Du weißt, was dein Vater …«
    »Mein Vadder ?«, fragte Zeke nach. »Was ist mit meinem Vadder ?« War Lulas Akzent so stark? Als Lula Zeke kennenlernte, hatte er ihr Komplimente über ihr Englisch gemacht. Seither hatte er sie kein einziges Mal korrigiert oder kritisiert. Hätte er nicht eben erst seine Mutter nackt und am Rande des Wahnsinns erlebt, hätte sie sich gefragt, womit sie das verdient hatte.
    »Viel Spaß«, sagte Lula und küsste Zeke auf die kalte Wange, was sie noch nie getan hatte. Er wich zurück. Als Lula ihren Gurt schloss, fragte Alvo Zeke gerade, ob er sich mit allem auf dem Armaturenbrett auskenne.
    »Ist ein bisschen neu für mich«, sagte Zeke. »Meine Karre ist ein 1970-er Olds.«
    »Heiße Kiste«, sagte Alvo. »Solche wie die bauen sie nicht mehr.«
    Wenn Alvo doch jetzt nur Lulas Gedanken lesen könnte, während sie ihm die Information zubeamte, dass Zeke noch nie bei Nacht gefahren war und es zum ersten Mal an einem vereisten Weihnachtsabend in einem Sechzigtausend-Dollar-Schlitten mit einer Waffe im Handschuhfach tat.
    »Fernlicht, Abblendlicht«, sagte Alvo.
    »Kapiert«, sagte Zeke. »Alles startklar.«
    Zeke fuhr langsam. Die Straßen waren leer. Wenigstens hatte es zu schneien aufgehört. Lula begann es zu genießen. Sie war enttäuscht, als sie bei Mister Stanleys Haus ankamen, und froh, als Alvo sagte: »Fahr weiter.«
    Beim Vorbeifahren starrte Lula in die hell erleuchteten Fenster. War Mister Stanley noch da? War es ihm gelungen, seine Frau dazu zu bewegen, sich zu säubern und anzuziehen? Mister Stanleys Acura stand an der üblichen Stelle, aber es waren keine Silhouetten hinter den Jalousien zu sehen, die Lula vor einer Ewigkeit herabgezogen hatte,

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