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Luegen auf Albanisch

Luegen auf Albanisch

Titel: Luegen auf Albanisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Francine Prosse
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als sie sich mit Alvo in ihr Schlafzimmer schlich.
    Zeke verließ das Viertel nicht. Obwohl er eine der strikten Regeln brach, war er nicht bereit, sie alle zu brechen, und blieb innerhalb der Grenzen, die sein Vater ihm gesetzt hatte. Sie machten eine Rundfahrt um zehn Blocks und kamen zweimal am Haus vorbei. Beim dritten Mal sahen sie, dass ein Krankenwagen davor parkte. Zeke fuhr ein paar Straßen weiter, bog um die Ecke, hielt an und tauschte mit Alvo den Platz.
    »Gut eingeparkt«, sagte Alvo.
    »Lass uns jetzt nach Hause fahren«, sagte Zeke.
    Mister Stanley ließ gerade seinen Wagen an und wollte dem Krankenwagen folgen. Ein gemächliches Ambulanzlicht sandte einen Strahl aus, der vorspulte und zurückschnellte, wie der Faden eines Jojos.
    Lula ließ ihr Fenster herunter und fragte Mister Stanley, ob sie mit ihm kommen solle.
    Er sagte: »Das ist sehr nett von Ihnen, Lula. Aber ich glaube, wir haben alles unter Kontrolle. Es wäre mir lieber, wenn Sie bei Zeke blieben.«
    Zeke brüllte: »Fröhliche Weihnachten, Dad. Wie geht’s Mom?«
    »Fröhliche Weihnachten, Zeke«, sagte Mister Stanley. »Sie wird schon wieder. Seid ihr sicher, dass ihr zurechtkommt?«
    »Sind wir«, sagte Lula.
    »Das werden sie«, sagte Alvo. »Ich überprüf noch mal alles, bevor ich gehe.«
    »Das wäre sehr freundlich«, sagte Mister Stanley. »Ich habe die Haustür abgeschlossen.«
    »Ich habe meinen Schlüssel dabei«, sagte Lula.
    Der Krankenwagen ließ seine Lichter aufblitzen, und der aus zwei Fahrzeugen bestehende Trauerzug bewegte sich langsam die Straße entlang.
    »Viel Glück, Mister Stanley«, rief Lula.
    »Ich verpiss mich mal, bis ihr euch verabschiedet habt«, sagte Zeke. Lula und Alvo sahen ihm zu, wie er die Haustür aufschloss.
    Alvo sagte: »Dieser kleine Mistkerl hat doch tatsächlich seinen Schlüssel mitgenommen.«
    Lula sagte: »Der Junge ist schlau.«
    Alvo sagte: »Er wird noch schwul, wenn sein Vater ihm nicht mehr Spielraum gibt. Muss ich wirklich noch mit reinkommen und in den Schränken und unter den Betten nachschauen?«
    »Natürlich nicht«, sagte Lula. Wenn Alvo und sie das doch schon beim ersten Mal getan hätten. Beim letzten Mal.
    »War ganz schön was los heute Nacht«, sagte Alvo.
    »Zuerst hat’s Spaß gemacht«, sagte Lula. »Dann hat es keinen Spaß mehr gemacht.«
    »Nächstes Mal nur Spaß, versprochen«, sagte Alvo. »Ich ruf dich an.«
    Aber das würde er nicht tun. Lula hätte nicht sagen können, woher sie das wusste. Doch sie wusste es. Es würde kein nächstes Mal geben, ganz zu schweigen von »nur Spaß«. Alvo hatte den Revolver wieder. Er würde nicht anrufen. Am Ende war er zu dem Schluss gekommen, dass Lula nur Ärger und Unglück brachte.
    »Bis bald«, sagte Lula.
    »Gutes neues Jahr«, sagte Alvo.

11
    ______
    Als Lula aufwachte, drang grieseliges kaltes Licht herein, und der Himmel war weiß wie ein Grabstein. Sie hatte das Gefühl, in ihrem Schädel sitze ein Springteufel wie der aus ihrer Kindheit, ein Clown, der aus seiner Blechdose hochschoss und hektisch auf seine Trommel schlug. Jetzt spielte das Wummern ein dämonisches Duett mit dem Läuten der Kirchenglocken. Happy Birthday, Jesus!
    In ganz Amerika waren die Kinder total überdreht vor Freude, klammerten sich an ihre Matratzen, um nicht sofort nach unten zu rennen und ihre Geschenke aufzureißen. Lula wusste, dass es sich dabei um die Fernsehversion des amerikanischen Lebens handelte, dass die Hälfte der Bevölkerung krank und allein oder obdachlos war und die Festtage nur als etwas betrachtete, das hoffentlich bald vorbei war, vorzugsweise nach kostenlosem Truthahn in einer dampfigen, verstunkenen Suppenküche. Aber wie viele Haushalte erholten sich von einem Weihnachtsabend, an dem Mom nackt und mit Schokolade und Scheiße beschmiert auftauchte, einer Nacht, in der die Frau des Hauses das albanische Kindermädchen und sein Date mit vorgehaltenem Messer bedrohte?
    Jetzt fiel Lula ein, warum ihr Zimmer so kalt war. Sie hatte ein Fenster aufgelassen in dem vergeblichen Versuch, den anscheinend nur schwer zu vertreibenden Gestank von Gingers Wahnsinn loszuwerden.
    Ihre Finger rochen immer noch nach Schießpulver. Sie entsann sich, dass ihr Vater einen ihrer Nachbarn als jemanden beschrieben hatte, der einen Schuss abfeuerte und die nächsten drei Tage damit verbrachte, nach dem Geruch an seinen Fingern zu schnüffeln. Das war der Grund, warum ihr Vater abgeführt wurde. Der pulverschnüffelnde Nachbar war ein

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