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Luegen auf Albanisch

Luegen auf Albanisch

Titel: Luegen auf Albanisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Francine Prosse
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tun hatte.
    Am nächsten Morgen rief Dunia an und fragte nach Lulas Date. Hatte das Parfüm funktioniert? Lula sagte, es sei … interessant gewesen. Sie werde Dunia mehr erzählen, wenn sie sich trafen. Dunia fragte, was Lula Silvester vorhabe. Lula sagte, sie wisse es noch nicht genau, ihr Typ könne geschäftlich verreisen müssen.
    Dunia fragte: »Er ist also jetzt dein Typ? Und er ist Silvester nicht da? Ich dachte, du hättest gesagt, er sei im Baugewerbe. Welcher Bauunternehmer ist an Silvester geschäftlich unterwegs? Betrügt er dich jetzt schon?«
    »Wir befinden uns noch in der Kennenlernphase«, sagte Lula. »Alles ist sehr neu.« Lula versuchte, das neu mit sich entfaltender Romantik und Leidenschaft zu befrachten. Was für eine gute kleine Schauspielerin sie geworden war, seit sie den Visabeamten mit solcher Leichtigkeit davon überzeugt hatte, dass sie Weihnachten nach Hause zurückkehren würde, um ihren Verlobten zu heiraten. Wenn der Verlobte existiert hätte, wäre gestern ihr Hochzeitstag gewesen.
    »Verstehe«, sagte Dunia düster. »Steve sagt, er will ein privates Silvester, nur wir beide mit einer guten Flasche Champagner. Allein bei dem Gedanken möchte ich mich umbringen und kotzen.«
    Lula nahm ihr das Versprechen ab, sich nicht umzubringen. Sie tauschten Küsse über das Telefon aus und legten auf, nachdem sie sich gegenseitig geschworen hatten, sich bald zu treffen. Wie nett, eine Freundin zu haben, selbst eine, die sie belügen musste. Wenn sie Dunia das nächste Mal sah, würde sie ihr die Wahrheit über die Verabredung mit Alvo und Gingers Besuch erzählen.
    In den folgenden Tagen machte sich Lula mit ihrem neuen Computer vertraut. Sie hatte viel Zeit, draußen war es kalt, und sie verließ ihr Zimmer nur im Notfall. Zeke und Mister Stanley hatten nach wie vor frei, obwohl Mister Stanley oft fort war und seine Frau besuchte. An Mister Stanley war eine neue Seite zum Vorschein gekommen: die des fürsorglichen, pflichtbewussten Ehemanns. Einmal hörte Lula ihn Zeke fragen, ob ihm etwas einfiele, was seine Mutter wohl haben möchte. Zekes Schweigen war ein Finger, der sich in die Brust seines Vaters bohrte. Traurig, dass sie einander nicht über die schwere Zeit hinweghelfen konnten.
    Stattdessen stritten sich Mister Stanley und Zeke darüber, dass Zeke den Olds bei schlechtem Wetter fuhr. Mister Stanley meinte, sie sollten bestellen, was sie brauchten, der Good Earth Market würde es liefern. Zeke ließ seinen Vater gewinnen, nachdem Mister Stanley beschrieben hatte, wie das Streusalz das Chassis des Oldtimers angreifen würde und dass er nicht gedachte, für Reparaturen an der Karosserie aufzukommen. Zeke sagte, er sei sowieso nicht hungrig, und Mister Stanley sagte, jeder müsse essen.
    Beim schlimmsten Streit ging es um Silvester. Mister Stanley wollte Zeke nicht auf eine Party bei Freunden gehen lassen, zu der ein etwas älterer Junge sie fahren würde. Mister Stanley sagte, er kenne den Jungen nicht, Zeke würde seine Freunde nie mit nach Hause bringen. Zeke sagte, vielleicht könne er jetzt welche mitbringen, nachdem Mom sicher weggeschlossen sei. Lula hörte Türen knallen und ein Gebrüll mörderischer Wut, Geräusche, die Mister Stanley an den Ort erinnern mussten, an den er seine Frau gebracht hatte.
    Silvester kam und ging. Alle drei legten sich früh schlafen. Lula hätte nicht gewusst, dass Neujahr war, wenn die Zeitungen nicht ein Foto mit Konfetti abgedruckt hätten. Wahrscheinlich brachte es Unglück, sich nicht zu betrinken oder keinen Sex zu haben oder nichts Besonderes zu essen in dem Glauben, dass einem das im kommenden Jahr Geld oder Glück bringen würde. Vielleicht war es zu spät dafür. Welch schlimmeres Unglück konnte sie noch befallen? Lula klopfte auf ihren Schreibtisch.
    Lula stand unter Hausarrest, eher Zimmerarrest, und sie benutzte die winterlichen Stunden, um eine Geschichte über einen Bauernhof zu schreiben, auf dem ein Fluch lag. Ihre Großmutter hatte erzählt, es gebe solche Orte, Behausungen, deren Bewohner plötzlich starben, auf verdächtige Weise und in jungen Jahren. In Lulas Geschichte tauchte eines Tages ein Mann in Berat auf, der behauptete, sein Großvater habe ihm den Bauernhof vermacht. Der Fluch sei ihm egal. Gegen jeglichen Rat zog er mit seiner schönen Frau und seinen schönen Kindern dort ein, und sie begannen, Apfelbäume anzupflanzen, Tomaten und Salat anzubauen und Enten und Lämmer aufzuziehen. Der Bauernhof war ihr privates

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