Lügen, die von Herzen kommen: Roman (German Edition)
Weile heftig aber hoffnungslos verlieben willst, dann warte nur, bis du Basti kennen gelernt hast.«
Basti war der Typ vom Fitnessstudio, mit dem Carla mir ein Probetraining organisiert hatte, und Basti war so wichtig, dass er den Termin bereits mehrere Male verschoben hatte.
An dem Tag, an dem das große Ereignis endlich stattfinden sollte, kam Annika Fredemann wieder in die Redaktion. Es war kurz vor Feierabend, als sie ihren Kopf in unser Büro hineinsteckte.
»Birnbaum ist nicht hier«, sagte Marianne mürrisch. Man konnte ihr nicht nachsagen, dass sie den Versuch unternahm, ihr unhöfliches Benehmen von neulich wieder gutzumachen. Was immer man auch über sie sagen mochte: Sie kroch niemandem in den Hintern.
Annika kam trotzdem herein, in ein frühlingshaft-rosafarbenes Kostüm gehüllt, das nur eine Blondine wie sie tragen konnte, ohne dabei wie eine Barbiepuppe auszusehen. »Ich wollte gar nicht zu Adam, sondern zu Ihnen«, sagte sie.
»Zu mir?«, fragte ich verblüfft.
Annika lächelte ein bisschen verlegen. »Ja, ich weiß, es muss Ihnen ein bisschen komisch vorkommen, Sie kennen mich ja eigentlich gar nicht, und sicher finden Sie mich auch ein bisschen aufdringlich, aber wenn ich mir einmal etwas in den Kopf gesetzt habe, dann muss ich das um jeden Preis durchsetzen, dafür bin ich bekannt. Und irgendwie sind Sie mir schon so vertraut von ihren Kolumnen und dem, was Adam mir über sie erzählt hat, na, jedenfalls dachte ich, Sie würden vielleicht bei der Sache mitspielen. Tun Sie mir den Gefallen, Johanna? Ich darf Sie doch Johanna nennen, ja?«
»Hä?«, machte Marianne, und auch ich war ehrlich verwirrt.
»An welche Art Gefallen dachten Sie denn da so?«
»Ach ja!« Annika lachte. »Das habe ich ja noch gar nicht gesagt.«
»Aber dafür jede Menge anderen Mist«, murmelte Marianne. Das heißt, genau genommen sagte sie es völlig tonlos, aber ich kannte sie mittlerweile lange genug, um von ihren Lippen lesen zu können.
»Sie wissen sicher, dass mein Vater im nächsten Monat seinen fünfundsechzigsten Geburtstag feiert, und es wird natürlich eine riesige Feier mit der ganzen Familie und allem, was in Politik und Wirtschaft Rang und Namen hat«, sagte Annika. »Und da meine Mutter die Planung in ihren Händen hält, wird das Ganze eine schrecklich steife Angelegenheit, jede Menge Reden und eine Tischordnung, über der meine Mutter und ich schon seit Monaten brüten. Es ist wirklich ungeheuer kompliziert: Jeder Herr bekommt eine Tischdame zugewiesen, natürlich nicht seine Ehefrau, sonst würde das Ganze keinen Sinn machen. Das bedeutet nicht nur, dass die Zahl der männlichen und der weiblichen Gäste exakt gleich hoch sein muss, sondern die einzelnen Paare müssen auch noch irgendwie zusammenpassen. Niemand soll sich langweilen, beleidigt fühlen oder gar streiten. Tja, und hier liegt das Problem.« Hier machte Annika eine kurze Pause, in der ich versucht war, mich ratlos am Kopf zu kratzen. Was um Himmels willen wollte sie von mir?
»Sie wissen sicher, wie das ist«, fuhr sie fort. »Man schiebt hunderte von Namenskärtchen hin und her, man plant großartige Paarungen und verwirft sie wieder, und wenn nur ein einziger Gast absagt, dann kann man sozusagen wieder ganz von vorne anfangen.«
»Ja, sicher«, sagte ich, während meine anfängliche Verwirrung einem tiefen Misstrauen wich.
Und richtig, als Annika fortfuhr, bestätigte sich mein Verdacht: »Es ist nun so, dass es definitiv keine adäquate Tischdame für meinen Cousin gibt.«
Sie musste gar nicht weitersprechen, ich ahnte, dass sie – weiß der Himmel warum – mich dazu auserkoren hatte, diese Lücke zu füllen.
Marianne schien ganz ähnliche Gedanken zu hegen. »Ach, da läuft der Hase hin«, sagte sie.
»Wissen Sie, das kommt vielleicht ein bisschen überraschend«, sagte Annika. »Aber ich mochte Ihre Kolumnen schon immer, und jetzt, wo ich Sie kennen gelernt habe und Adam ja auch immer so nett von Ihnen redet, also, der langen Rede kurzer Sinn: Ich möchte Sie gerne zu diesem Event einladen. Ich bin sicher, Sie werden sich trotz der langweiligen Reden ganz vortrefflich unterhalten. Bitte, sagen Sie Ja!«
»Wann genau findet das denn statt, das große Ereignis?«, fragte ich.
»Am 21. April«, sagte Annika und streckte mir einen mit Seide gefütterten Umschlag entgegen, in dem sich eine Einladungskarte aus feinstem Büttenpapier befand. »Es ist grässlich konservativ, meine Mutter hat es ausgesucht.«
Während ich, um
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