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Lügen, die von Herzen kommen: Roman (German Edition)

Lügen, die von Herzen kommen: Roman (German Edition)

Titel: Lügen, die von Herzen kommen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Gier
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hat er sich perfekt getarnt.«
    »Was machen wir denn, wenn er nicht kommt?«, fragte Vivi. »Ich meine, hier ist es ziemlich teuer, und solange wir noch nichts bestellt haben, können wir jederzeit wieder gehen.«
    »Keine Sorge, ich lade dich ein«, sagte ich und nahm die Speisekarte in die Hand. »Wenn wir nicht auffallen wollen, müssen wir schon was essen.« Das war der beste Teil an der ganzen Aktion, auch wenn ich nur bestellen durfte, was Sonja, Vivi und Carla für kalorienarm genug befanden.
    Das Essen kam, aber Boris nicht. Das heißt, es kam niemand mit einem Buch unterm Arm herein, und der einzige Mann, der ohne Begleitung kam, war über sechzig.
    »Tja, der kommt nicht mehr«, sagte Sonja schließlich.
    »So ein Feigling«, sagte Vivi.
    »Das verstehe ich nicht«, sagte Carla mit schwerer Zunge. Mittlerweile hatte der Kellner schon die dritte Karaffe mit Rotwein auf den Tisch gestellt.
    »Vielleicht ist er ja von einem Auto angefahren worden und liegt im Krankenhaus«, sagte ich spöttisch. Ich war zwar enttäuscht, aber auch irgendwie erleichtert. Die ganze Aktion war mir nicht geheuer gewesen. Und das Essen tröstete mich ungemein. Schon lange war ich nicht mehr so satt geworden. Fehlte nur noch Rotwein auch für mich, dann wäre der Abend gänzlich gerettet gewesen.
    Vivi ließ mich immerhin einmal an ihrem Glas nippen.
    Es war schon nach zehn, und wir hatten längst aufgehört, Löcher in die Tür zu starren, als Carla leise aufquiekte.
    »Oh nein! Nicht schon wieder«, stöhnte sie. »Dieser hundsgemeine Kotzbrocken! Warum muss er immer ausgerechnet da auftauchen, wo wir sind?«
    »Wer denn? Birnbaum?«, fragte ich und drehte mich um. Tatsächlich. Unser Chefredakteur ließ sich soeben von einem beflissenen Kellner den Mantel abnehmen und sah dabei mehr denn je aus wie George Clooney.
    »Guck bloß weg«, zischte Carla, aber es war schon zu spät: Birnbaum hatte uns entdeckt und kam mit einem breiten Grinsen im Gesicht auf uns zu. Ich konnte nicht anders, ich musste zurückgrinsen. Birnbaum verstand es, auf die unterschiedlichste Art und Weise zu lächeln, perfide, ironisch oder so wie jetzt, ansteckend und jungenhaft. Das mochte ich am liebsten.
    Seine Laune war offensichtlich blendend.
    »Johanna! Frau Lautenbacher«, sagte er. Er sah für diese Tageszeit recht ordentlich aus, er musste sich nach der Arbeit umgezogen und gekämmt haben. Nur rasiert war er nicht, aber man konnte schlecht von ihm verlangen, dass er das zweimal täglich tat. »Das ist aber nett, Sie hier zu treffen.«
    »Das war aber ganz bestimmt nicht unsere Absicht«, knurrte Carla.
    Birnbaum störte sich nicht an ihren Worten. Er zog sich einen freien Stuhl vom Nachbartisch heran und setzte sich zu uns. »Na, wollen Sie uns nicht bekannt machen?«, fragte er fröhlich.
    »Nicht wenn es sich irgendwie vermeiden lässt«, sagte Carla, aber ich sagte höflich: »Das sind Vivien Peterle und Sonja Möhring.« Wie ich Birnbaum vorstellen sollte, wusste ich nicht. Nur »Birnbaum« konnte ich nicht sagen, »Herr Birnbaum« wäre zu steif gewesen, und »Adam Birnbaum« irgendwie zu vertraulich. Also sagte ich gar nichts.
    Das war aber auch nicht nötig.
    »Hallo«, zwitscherte Sonja und strich sich kokett eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Vivi lächelte nur und sah dabei so zart und blond und porzellanprinzessinnenhaft aus wie schon lange nicht mehr. Wahrscheinlich überlegte sie gerade, wie viel Chefredakteure so im Jahr verdienten. Ich selbst empfand einen gewissen Besitzerstolz: Schließlich war es mein Chef, der hier so nett lächelte.
    Nur Carla war gegen Birnbaums Charme immun. Vielleicht war sie aber auch einfach nur betrunken.
    »Haben Sie denn keine eigenen Freunde, Sie Ärmster?«, fragte sie.
    »Doch, aber die kommen erst in zehn Minuten«, sagte Birnbaum. »So lange kann ich Ihnen Gesellschaft leisten. Also« – er strahlte Vivi und Sonja an – »ich bin Adam Birnbaum, der Chefredakteur von Annika . Was immer Frau Lautenbacher Ihnen auch über mich erzählt haben mag, es ist nicht wahr.« Das Lächeln, das seinen Dreitagebart teilte, war absolut entwaffnend.
    »Ich hab es ohnehin nicht geglaubt«, versicherte Sonja. »So hinterhältig und boshaft kann ein einziger Mensch ja gar nicht sein.«
    Ich versuchte, sie unterm Tisch zu treten, traf aber nur das Tischbein.
    Birnbaum runzelte amüsiert die Stirn. »Sie halten mich für hinterhältig und boshaft, Frau Lautenbacher?«, fragte er scherzend.
    »Ja, und für

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