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Lügen, die von Herzen kommen: Roman (German Edition)

Lügen, die von Herzen kommen: Roman (German Edition)

Titel: Lügen, die von Herzen kommen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Gier
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Zeit zu gewinnen, recht umständlich in meinem Kalender den 21. April aufblätterte, dachte ich verzweifelt über eine plausible Ausrede nach. Aber nichts von dem, was mir auf die Schnelle so einfiel, rechtfertigte das Ausschlagen einer Einladung zur Geburtstagsfeier des Verlegers. Der 21. April fiel auf einen Samstag, und seine Kalenderseite war gähnend leer. Annika sah das natürlich auch, und sie klatschte begeistert in die Hände: »Wunderbar! Sie haben Zeit! Mir fällt ein Stein vom Herzen.«
    »Ja«, sagte ich. Mir war, als wäre eben jener Stein von Annikas Herzen direkt in meinen Magen geplumpst.
    Annika strahlte und freute sich. »Wunderbar! Ich liebe es, wenn meine Pläne funktionieren! Ich werde gleich gehen und es Adam erzählen. Der wird sich sicher auch freuen. Oder, nein, warten Sie. Am besten sagen wir ihm gar nichts, dann wird er bei der Feier vor Überraschung sicher ganz aus dem Häuschen sein! Also, kein Wort darüber, ja? Auch Sie nicht, Frau – äh …«
    »Schneider«, sagte Marianne säuerlich. »Aber nein, ich werde schweigen wie ein Grab.«
    »Das ist gut. Ach ja, und zerbrechen Sie sich nicht den Kopf über die Kleiderfrage, Johanna. Das ganz normale kleine Schwarze reicht völlig aus.« Mit einem letzten Winken verschwand Annika Fredemann durch die Tür und ließ mich sprachlos zurück.
    »So, so«, sagte Marianne. »Du machst aber wirklich rasant Karriere im Hause Fredemann, Hanna. Würde mich nicht wundern, wenn du für deinen selbstlosen Einsatz an der Seite des Fredemannschen Cousins demnächst eine Gehaltserhöhung zu erwarten hast. Ha, da wär ich nur zu gern dabei! Du im kleinen Schwarzen!«
    Bei Gott, sie hatte Recht. Ein kleines Schwarzes in meiner Größe hatte diese Bezeichnung wohl kaum noch verdient.
    Marianne lachte immer noch. »Es würde mich aber schon nachdenklich stimmen, wieso Annika Fredemann ausgerechnet auf dich verfallen ist. Ich vermute mal, der Cousin ist warzig und hat schrecklichen Mundgeruch.«
    »Na ja«, sagte ich, obwohl ich eine ganz ähnliche Vermutung hegte, »was tut man nicht alles für eine Gehaltserhöhung!«
    »Bist du noch nicht fertig?« Das war Carla im Mantel und mit geschulterter Handtasche. »Wir dürfen Basti auf keinen Fall warten lassen. Der Mann wird schließlich nach Stunden bezahlt.«
    »Himmel, ja!«, sagte ich, um mit einem Seitenblick auf Marianne hinzuzufügen: »Es ist so kompliziert mit den Männern: Entweder, man muss ihnen Geld dafür zahlen, dass sie was mit einem unternehmen, oder man bekommt selber welches, um sich überhaupt dazu durchzuringen.«
    »So ist es«, sagte Marianne.
    »Basti ist jeden Cent wert, den er verdient«, sagte Carla.
    Aber was das betraf, war sie ziemlich verblendet. Gleich, als ich Basti sah, wusste ich, dass er ein Sadist der allerschlimmsten Sorte war. Er war ungefähr so alt wie ich, ein braungebranntes, muskelgestähltes Kerlchen mit hellblondem Igelhaar, stahlblauen Augen und blitzweißen Zähnen, genau die Art Mann, die als Kind auf einer Zwiebacktüte abgebildet wird.
    Ich hasste ihn auf den ersten Blick.
    Er hatte einen kraftvoll-federnden Gang, zugleich eine gewisse Geschmeidigkeit und Anmut, die keinen Zweifel daran ließen, dass er nicht nur Gewichte stemmen, sondern auch perfekt Salsa tanzen konnte. Ich wusste, dass er zusammen mit Brad Pitt und George Clooney auf einer Liste stand, der Carla die Überschrift »Männer, die ich leider niemals haben kann« gegeben hatte, und war schwer enttäuscht. Von Basti und von Carla.
    Schon Bastis gönnerhaftes »Hallo«, begleitet von einem abschätzigen Blick, mit dem er mich von Kopf bis Fuß taxierte, reichte aus, um mir eine Gänsehaut zu verursachen.
    »Du bist also die Hanna und an einer Aufnahme in unseren Club interessiert«, sagte Basti. »Die Carla hat mir gesagt, dass du Gewicht reduzieren willst.«
    »Hm, ja«, sagte ich.
    »Wie viel willst du abspecken?«
    »Das weiß sie nicht genau«, sagte Carla dienstfertig. »Sie hat nämlich keine Waage.«
    Bastis Blick drückte pure Verachtung aus. »Na ja«, sagte er. »Selbstverleugnung, das kennen wir nur allzu gut. Aber jetzt bist du ja hier. Früher oder später kommen doch alle dahinter, dass man als Dicker nirgendwo eine Chance hat. Nicht mal im Job. Heutzutage ist das Aussehen von immenser Wichtigkeit, wenn man Karriere machen will. Gerade als Frau. Zeig mir eine erfolgreiche Frau im Fernsehen, die ein Doppelkinn oder einen fetten Bauch hat!«
    »Ich arbeite ja nicht beim Fernsehen«,

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