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Lügen haben hübsche Beine

Lügen haben hübsche Beine

Titel: Lügen haben hübsche Beine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marina Schuster
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offenbar telefonierte er, und wie von einem unsichtbaren Faden gezogen schlich sie zur Tür und lauschte.
»Nein, vorm Wochenende klappt es nicht«, hörte sie ihn gerade sagen, »Frühestens am Freitag.« – »Ja, ich weiß, es tut mir leid, dass es sich so verzögert hat. Versuch sie noch ein bisschen hinzuhalten.« – »Keine Ahnung. Ich muss vorsichtig sein, und mir läuft die Zeit davon.« – »Wenn es nicht klappt, packe ich meine Sachen und verschwinde aus Lakeside.« – »Danke, du auch. Ich melde mich bei dir, bis dann.«
Das Gespräch war beendet, und hastig legte Jill sich wieder ins Bett, das Herz klopfte ihr bis zum Hals. Schon bei seinem ersten Satz waren sofort alle Zweifel wieder aufgeflammt, es konnte doch kein Zufall sein, dass seine Worte so genau zu Joels Aussage von vorhin passten. Auch der Rest hatte sich äußerst merkwürdig angehört, und ihr wurde flau im Magen.
»Jill?«
Rasch schloss sie die Augen und stellte sich schlafend, spürte Sekunden später, wie er ans Bett herantrat.
»Jill, es ist Zeit fürs Abendessen«, sagte er leise. »Willst du mitgehen, oder sollen wir dich nochmal entschuldigen?«
Sie streckte sich und schlug die Augen auf.
»Ich habe eigentlich gar keinen großen Hunger«, gab sie ehrlich zu, denn sie hatte tatsächlich das Gefühl keinen Bissen herunter zu bekommen.
Außerdem musste sie eine Gelegenheit finden, mit Walter zu telefonieren, dummerweise lag ihr Handy drüben in ihrem Bungalow. Es wäre also gut, wenn sie nicht mitgehen würde. »Harriet weiß sowieso Bescheid, sie hat heute beim Umziehen meine blauen Flecken gesehen. Ich habe ihr gesagt, ich wäre in der Dusche ausgerutscht«, fügte sie noch hinzu.
»Okay, dann bleib du hier und ruh dich aus, ich bringe dir etwas zu essen mit, falls du nachher doch Appetit bekommen solltest.«
Er beugte sich zu ihr herunter und drückte ihr einen leichten Kuss aufs Haar. »Bis gleich.«
»Bis gleich«, murmelte sie und sah ihm nach, wie er das Zimmer verließ.
Wenig später hörte sie, wie die Eingangstür zufiel. Sie blieb noch einen Moment liegen, dann zog sie sich an und setzte sich im Wohnzimmer auf die Couch, griff zum Telefon und wählte Walters Nummer.
»Jill, du solltest mich doch jeden Tag anrufen«, sagte er vorwurfsvoll anstelle einer Begrüßung. »Und was zum Henker ist mit deinem Handy los? Ich habe mir schon Sorgen gemacht.«
»Tut mir leid, ich kam einfach nicht dazu«, entschuldigte sie sich, ohne weiter auf die Frage nach dem Handy einzugehen. »Dafür habe ich eine gute Nachricht für dich, das mit den Fotos hat geklappt.«
Sie berichtete kurz von dem Gespräch mit Joel, und er war sehr zufrieden.
»Ja, das hört sich tatsächlich so an, als hätte dieser Kerl die Bilder nicht nur aus Freundschaft gemacht.«
»Walt, ich fühle mich gar nicht gut damit, ich hoffe wir kriegen das bis zum Donnerstag irgendwie hin, bevor er die Fotos sonst wo verteilt«, sagte Jill unglücklich.
»Das werden wir schon. Musstest du dich ganz ausziehen?«
»Nein, davor haben mich zum Glück die ganzen blauen Flecken bewahrt«, erklärte sie, ohne nachzudenken.
»Blaue Flecken? Was ist passiert?«, hakte er auch sofort nach.
»Ich bin beim Skifahren gestürzt«, gab sie zögernd zu.
Walter wollte wissen, wie das passiert war, und sie erzählte ihm, was sich zugetragen hatte.
»Aber wie konnte denn der Ski einfach so von der Bindung abreißen? Jill, das gefällt mir ganz und gar nicht.«
»Ich weiß ja noch nicht einmal, ob es überhaupt so war, es ging alles so schnell«, versuchte sie ihn zu beschwichtigen. »Und es ist ja zum Glück nichts Schlimmes passiert.«
»Du wärst fast in die Schlucht gestürzt, das nennst du nichts Schlimmes?«
Sie schwiegen einen Moment, dann fragte Walter nachdenklich: »Sag mal, dieser Craig Peters – er hat dir jetzt bereits zweimal das Leben gerettet. Ist es Zufall, dass er immer zur Stelle ist, wenn es dir an den Kragen geht?«
Jill schluckte, Walter hatte genau das ausgesprochen, was ihr gestern ebenfalls durch den Kopf gegangen war.
»Keine Ahnung, ich denke schon«, sagte sie unbehaglich.
»Du denkst? Hattest du sein Zimmer eigentlich auch durchsucht?«
Hin- und hergerissen zwischen ihrem Pflichtgefühl und dem unerklärlichen Wunsch, Craig trotz allem immer noch zu schützen, überlegte sie, ob sie Walter sagen sollte, was sie wusste.
Schließlich gab sie sich einen Ruck.
»Ja, habe ich«, gestand sie, und erzählte ihm von den Funden auf Craigs Laptop, und auch alles andere,

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