Lügen haben hübsche Beine
Atemzüge neben sich. Sofort war ihr klar, wo sie sich befand, und dass es Craig war, der dort lag und schlief.
Vorsichtig und ohne Licht anzumachen stand sie auf und ging hinaus, holte sich ein Glas Wasser aus der Küche. Hastig und in großen Zügen trank sie es leer, tappte danach langsam ins Schlafzimmer zurück.
Kaum lag sie wieder im Bett, fielen erneut die ganzen quälenden Gedanken über sie her.
Unruhig drehte sie sich eine Weile hin und her, dann rutschte sie behutsam an Craig heran. Sie schmiegte sich an seinen Rücken, den er ihr zugewandt hatte, schob ihren Arm über ihn und legte ihre Hand auf seine Brust. Unter ihren Fingern spürte sie das Pochen seines Herzens, die Wärme seines Körpers hüllte sie ein, und das gewohnte Gefühl der Geborgenheit seiner Nähe ließ sie fast augenblicklich zur Ruhe kommen.
Sie fühlte noch, wie er seinen Arm bewegte, seine Hand auf die ihre legte und sie sanft streichelte, dann schlief sie wieder ein.
»Jill, du musst aufstehen.« Eine Hand berührte sie vorsichtig an der Schulter.
Verschlafen öffnete sie die Augen, erkannte Craig, der vor dem Bett stand und sie anlächelte.
»Raus aus den Federn, wir müssen sehen, dass wir dich einigermaßen fit kriegen für das Shooting.«
Sie setzte sich auf, schwang die Beine aus dem Bett und streckte sich gähnend, hielt sofort mit schmerzverzerrtem Gesicht inne.
»Na das kann ja lustig werden heute«, seufzte sie.
»Das bekommen wir schon irgendwie hin. Mandy wartet im Wohnraum, sie hat dir Schmerztabletten mitgebracht, damit dürftest du es halbwegs überstehen. Am besten stellst du dich jetzt erst mal eine Weile unter die heiße Dusche.«
Er verließ das Schlafzimmer, Jill duschte und ließ sich anschließend von Mandy erneut mit dem Franzbranntwein einreiben. Inzwischen waren die blauen Flecken und Blutergüsse an ihrem Körper nicht mehr zu übersehen, und vorsichtig trug Mandy überall die Salbe auf.
»Da kann ich ja nur hoffen, dass wir heute nicht wieder in Dessous rumhüpfen müssen, sonst dreht Harriet durch«, murmelte Jill trocken.
Mandy schmunzelte. »Das glaube ich kaum, so wie ich es verstanden habe, sollen es Aufnahmen im Freien werden, und Dessous im Schnee wären doch etwas daneben.«
»Als ob Harriet das was ausmachen würde«, erwiderte Jill mit einem schiefen Grinsen. »Die würde uns auch in Thermoanzügen in die Sauna jagen, wenn es sein muss.«
Kurz darauf war Jill angezogen, hatte eine der Tabletten genommen, und war zusammen mit Mandy auf dem Weg zum Frühstück, Craig folgte ihnen wenige Minuten später.
Es gelang Jill, sich so weit zusammenzureißen, dass niemandem auffiel, wie sehr sie jede Bewegung schmerzte. Sie setzte sich auf ihren Platz am Frühstückstisch, und Mandy brachte ihr fürsorglich einen Teller vom Buffet.
»Was macht deine Erkältung?«, fragte Harriet plötzlich, nachdem sich alle eine Weile schweigend mit ihrem Essen beschäftigt hatten. »Geht es dir wieder besser?«
Jill nickte. »Ja, es geht einigermaßen.«
»Das freut mich zu hören. Ich war gestern Abend nochmal bei dir und wollte nach dir schauen, aber du hast mein Klopfen wohl nicht gehört.«
»Ich … ich habe schon früh geschlafen«, erklärte Jill, während ihr durch den Kopf schoss, dass diese Aussage nicht einmal gelogen war.
Harriet warf ihr einen durchdringenden Blick zu, der erkennen ließ, dass sie genau wusste, wo Jill gewesen war. »Das ist gut«, sagte sie gedehnt, »Dann dürftest du ja heute für das Shooting bestens in Form sein.«
72
D ie Fotosession fand oben auf dem Aspen Mountain statt. Ein Stück abseits vom Gedränge war ein Areal abgesperrt, um die Schaulustigen fernzuhalten, und es gab ein kleines Zelt, das zum Umkleiden genutzt werden konnte.
Jill war froh, dass Mandy daran gedacht hatte, ihr eine Skiunterwäsche zu besorgen, die sowohl Arme als auch Beine vollständig verdeckte. So konnte sie sich umziehen, ohne dass jemand die blauen Flecke an ihrem Körper sah.
Doch als sie gerade die Jacke eines Skianzugs schließen wollte, kam Harriet zu ihr und schüttelte den Kopf.
»Zieh das Unterhemd aus. Ich möchte, dass ihr die Jacken ein bisschen offen habt, und da will ich Haut sehen, keine Liebestöter.«
Abwartend blieb sie stehen, und Jill blieb nichts anderes übrig, als das Hemd über den Kopf zu ziehen. Hastig wollte sie die Jacke wieder überstreifen, als Harriet sie stoppte.
»Moment mal, was ist das denn? Du siehst ja aus, als hättest du dich geprügelt«, sagte sie giftig und
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