Lügen haben hübsche Beine
gegangen bist. Du warst fast eine Stunde dort drinnen – was wolltest du bei ihm?«
Sie stellte den Teller auf den Tisch und sah ihn verärgert an. »Was soll das jetzt hier werden? Die spanische Inquisition oder eine fröhliche Quiz-Runde?«
»Bitte, ich will mich nicht mit dir streiten. Ich mache mir Sorgen um dich, deswegen frage ich.«
»Ich kann ganz gut alleine auf mich aufpassen, du brauchst nicht auch schon so anzufangen wie meine Mutter«, fuhr sie ihn an.
»Das habe ich gesehen«, sagte er sarkastisch. Dann wurde er wieder ernst, schaute sie eindringlich an. »Willst du mir nicht sagen, was los ist? Ich weiß, dass du am Pool nicht ausgerutscht bist. Und ich weiß ebenfalls, dass das gestern kein Unfall war. Ich habe die Bindung im Schnee liegen sehen, und ein Ski löst sich nicht einfach so von einer Bindung ab«, wiederholte er, ohne es zu wissen, Walters Worte.
»Woher wusstest du überhaupt, wo ich bin?«, unterbrach sie ihn misstrauisch.
»Ich bin dir gefolgt, beziehungsweise ich bin euch gefolgt, weil ich Angst um dich hatte. Als du dann alleine im Skilift nach oben gefahren bist, habe ich Mandy gefragt, was du vorhast. Nachdem ich wusste, dass du die schwere Abfahrt nehmen wolltest, bin ich dir hinterher gefahren. Ich habe von weitem gesehen, wie du gestürzt bist.«
Sie schwieg, einerseits froh über diese plausible Erklärung, andererseits voller Skepsis, ob sie ihm das wirklich glauben konnte.
»Und da am Pool – wieso warst du vollständig angezogen, obwohl du mir erzählt hast, du hättest mich gefunden, als du schwimmen gehen wolltest?«
»Ich war auf der Geburtstagsfeier meiner Mutter gewesen und gerade in die Villa zurückgekehrt«, erklärte er. »Ich habe spontan beschlossen, noch eine Runde zu schwimmen, und ich hatte keine Lust, erst nach oben zu laufen und mich umzuziehen. Um die Uhrzeit ist ja normalerweise niemand mehr am Pool gewesen, daher fand ich es nicht so dramatisch, in Shorts baden zu gehen. Und als ich dann in den Garten kam, habe ich dich im Wasser gefunden.«
Zweifelnd schaute sie ihn an, überlegte, ob sie ihm das abkaufen sollte.
»Jill«, er zog sie in seine Arme und widerwillig ließ sie es sich gefallen, »hast du denn so wenig Vertrauen zu mir? Du hast dich nachts alleine mit mir am Strand rumgetrieben, obwohl du mich nicht kanntest. Du hast dich von mir zu einem einsamen Leuchtturm schleppen lassen. Du hast ein ganzes Wochenende allein mit mir in deiner Wohnung verbracht. Ich weiß nicht, was du von mir denkst, aber falls du glaubst, dass ich dir irgendetwas tun würde – meinst du nicht, ich hätte dazu schon genug Gelegenheiten gehabt?
Ich kenne jeden Zentimeter deines Körpers, ich weiß, wie du dich anfühlst, wie du riechst, wie du schmeckst. Jedes Mal wenn wir miteinander geschlafen haben, hast du wehrlos in meinen Armen gelegen, hast dich mir bedingungslos anvertraut, und ich habe dieses Vertrauen nie missbraucht. Denkst du nicht, du könntest mir auch in allen anderen Dingen vertrauen?«
Tränen stiegen ihr in die Augen. Er hörte sich so unsagbar verletzt an, und am liebsten hätte sie sich an ihn geschmiegt und ihm alles erzählt, um endlich reinen Tisch zu machen. Aber dann war da wieder dieser bohrende Zweifel in ihrem Inneren, der sie zurückhielt, der ihr sagte, dass es nur eine Masche von ihm sein könnte, um sie zum Reden zu bringen.
»Craig, bitte versteh doch, es gibt nun mal Dinge, über die ich nicht reden möchte und auch nicht reden kann. Egal wie intim wir miteinander sind, jeder von uns braucht einen kleinen, persönlichen Freiraum, den er ganz für sich alleine hat. Bitte respektiere das und stell mir keine Fragen mehr«, erklärte sie mit brüchiger Stimme.
Er schluckte heftig. »Okay«, nickte er resigniert, »ich sehe schon, es hat keinen Sinn. Dann lassen wir es dabei bewenden, ich kann dich nicht zwingen, mir zu vertrauen. Eine Frage möchte ich dir aber trotzdem noch stellen: Warum hast du dich mit mir eingelassen, obwohl du verlobt bist? Bist du mit mir ins Bett gegangen, weil du diesen verdammten Wettbewerb hier gewinnen willst?«
Jill schüttelte den Kopf.
»Ich bin nicht verlobt, und das ist die Wahrheit, ich schwöre es dir«, sagte sie leise. »Hättest du mich an diesem Sonntag mal zu Wort kommen lassen, hätte ich es dir erklären können.
Simon ist der Sohn einer Bekannten meiner Mutter, und sie wollte mich unbedingt mit ihm verkuppeln. Ihr zuliebe bin ich einmal mit ihm aus gewesen, aber das war ein Fiasko, und ich habe ihm
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