Lügen haben hübsche Beine
irgendeine deiner verrückten Überraschungen erwartet.«
»Jaja, mach dich ruhig über mich lustig«, murrte sie, und knuffte ihn übermütig in die Seite. »Ab unter die Dusche mit dir, ich schiebe inzwischen die Pizza in den Ofen.«
»Gute Idee. Und wenn du damit fertig bist, könntest du zu mir kommen – ich glaube, ich habe noch einmal Rückenwaschen gut.«
Eine halbe Stunde später saßen sie frisch geduscht auf der Couch und ließen sich die Pizza schmecken.
»So, dann schieß los«, sagte Craig kauend, »Was möchtest du von mir wissen?«
»Was?«
»Du hast vorhin gesagt, dass du nichts von mir weißt, und ich habe versprochen, deine Fragen zu beantworten. Also – was willst du wissen?«
»Ich … keine Ahnung«, murmelte sie verlegen.
Auf einmal widerstrebte es ihr, ihn auszufragen, sie konnte ihn doch nicht einfach verhören wie einen Schwerverbrecher. Außerdem könnte er ihr x-beliebige Märchen auftischen, sie würde sowieso nicht wissen, ob er die Wahrheit sagte.
»Na gut, dann erzähle ich dir eben ein bisschen über mich«, schlug er vor. »Also: Ich bin in New York geboren, und auch dort aufgewachsen. Mein Vater betrieb eine kleine Pension in den Hamptons, die sehr gut florierte. Irgendwann hatte er die Gelegenheit, ein etwas größeres Hotel zu kaufen, und er hat die Chance genutzt. Im Laufe der Jahre hat er stetig weiter expandiert, und schließlich wurde eine ganze Hotelkette daraus, die Peters-Holiday-Ressorts – vielleicht ist dir das ein Begriff.«
Sie nickte, und er fuhr fort: »Nach meiner Schulzeit habe ich Hotelmanagement studiert, und anschließend noch eine Ausbildung im Gastronomiegewerbe gemacht. Es war immer klar, dass ich eines Tages die Konzernleitung übernehmen werde.«
»Gastronomie? Das heißt, du kannst auch kochen?«, unterbrach sie ihn verblüfft.
Er schmunzelte. »Ja, zwar bin ich kein Profikoch, aber für den Hausgebrauch reicht es. Vielleicht kriegen wir es ja morgen irgendwie hin, etwas einzukaufen, dann bekommst du eine Kostprobe. – Jedenfalls bin ich nach der Ausbildung bei meinem Vater eingestiegen. Irgendwann habe ich mich in der Großstadt nicht mehr wohl gefühlt, und bin von New York nach Lakeside gezogen. Hier gefällt es mir bedeutend besser, und außerdem bin ich sehr gerne am Meer. Wie du vielleicht weißt, haben wir hier eines unserer Hotels stehen. Ich bewohne dort ein kleines Zimmer und habe dort auch mein Büro. Tja, und wenn ich gerade mal nicht arbeite, treibe ich mich als ‚Wüstling‘ in obskuren Model-Shows herum und verderbe unschuldige Kandidatinnen.«
Unwillkürlich musste sie lachen. »Ja, Mrs. Atkins und meine Mutter sind nicht sonderlich angetan von der Show.«
»Das habe ich gehört«, grinste er, »Musste ich mich deswegen im Schlafzimmer verstecken?«
Jill seufzte. Sie wusste, dass sie ihm eine Erklärung schuldig war, zumindest was den Vorfall von vorhin betraf. Eigentlich widerstrebte es ihr, ihm zu erzählen, was für eine Meinung ihre Mutter über die Show im Allgemeinen und über ihn im Speziellen hatte. Doch da er die Situation bisher scheinbar mit Humor genommen hatte, würde er es wohl verkraften.
»Ja, ich wollte nicht, dass meine Mutter dich hier sieht«, gab sie dann zögernd zu. »Sie weiß nicht, dass …«
»… ihre Tochter mit einem dieser Wüstlinge schläft«, vollendete er den Satz.
»Sie mag die Show nicht, sie mag Harriet nicht, und sie mag Mick und dich nicht.«
»Hm … also, dass sie Harriet und Mick nicht leiden kann, kann ich durchaus verstehen. Aber was hat sie an mir auszusetzen? Ich bin wohlerzogen, nett, charmant und sehe gut aus«, erklärte er schmunzelnd, »Ich bin der perfekte Schwiegersohn.«
Sie verdrehte die Augen. »Du bist ja gar nicht eingebildet. Wer hat dir jemals den Floh ins Ohr gesetzt, dass du gut aussehen würdest?«, zog sie ihn auf.
»Hallo – nur weil du das angehende neue Supermodel bist, brauchst du nicht gleich so überheblich zu sein.« Er griff sich mit gespielter Verzweiflung ans Herz. »Das tut mir schließlich auch weh.«
»Also gut: Ja, du siehst gut aus, zufrieden? Aber genau das ist das Problem.« Nach kurzem Zögern fügte sie unbehaglich hinzu: »Meine Mutter hat dich als dunkelhaarigen, unrasierten Schönling bezeichnet, der hinter jedem Rock her ist, und hat mich vor dir gewarnt.«
Einen Moment schaute er sie verblüfft an, dann fing er schallend an zu lachen. »Und deswegen machst du dir so viele Gedanken? Himmel, und wenn schon, lass sie doch.«
»Das ist nicht
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