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Luegen haben huebsche Beine

Luegen haben huebsche Beine

Titel: Luegen haben huebsche Beine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nell Dixon
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verringerte, dass sich jemand, den wir selbst nicht sehen konnten, auf ungesunde Weise für das interessierte, was wir da trieben. Nichtsdestotrotz hoffte ich, dass es nicht lange dauern würde, bis wir Charlie da heraushatten. Es hörte sich an, als habe sie das Geld, das wir brauchten, um unsere Siebensachen zu packen und uns aus dem Staub zu machen.
    »Du bleibst aber nicht zu lange weg, Abbey, oder?« Kips Gesicht hatte einen besorgten Ausdruck angenommen, und er hielt sich verkrampft an seinen eigenen Händen fest, als ich meinen Lippenstift auffrischte.
    »Wir sind schneller wieder zurück, als du dir vorstellen kannst.« Ich gab ihm einen Klaps auf den Schenkel, stieg aus dem Minivan und schloss die Tür hinter mir ab.
    Das Baliton war ein großer Bau im Fachwerk-Imitat, das den Eindruck von Erhabenheit erwecken sollte. Es war sowohl bei Einheimischen als auch bei Menschen, die im weiteren Umfeld wohnten, beliebt, um essen zu gehen oder etwas zu trinken. Die Bar war bis zum letzten Platz besetzt. Ganz offensichtlich war sonntags zur Mittagsstunde in diesem Hotel die Zeit für große Trinkgelage. Ich schlich mich hinein und hielt Ausschau nach Charlie.
    Es dauerte einen Moment, bis sich meine Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten, die durch das gedämpfte Licht herrschte, und an die Masse Menschen, die sich um den Ausschank drängten. Alle Sitzplätze schienen besetzt zu sein, und die Musik, die über Lautsprecher kam, war wegen der Geräuschkulisse kaum zu hören. Freddie saß in einem großen Ohrensessel am Fenster und hatte sich offensichtlich eine Gefolgschaft von Saufbrüdern zugelegt – alle mittleren Alters mit geröteten Gesichtern. Sie sahen Freddie äußerst ähnlich, wirklich.
    Charlie stand neben ihm und nippte an etwas, das wie ein Gin Tonic aussah. In regelmäßigen Abständen, wenn die Gruppe vor Lachen nur so tobte, rang sie sich ein Lächeln ab. Es hörte sich an, als sei Freddie voll dabei, seine »Ich bin ja so toll«-Geschichten zu erzählen. Es gab nichts, was Freddies Ego mehr streichelte als aufmerksame Zuhörer, die ihm allesamt erklärten, wie einmalig er doch sei. Das gehörte zu den Charaktereigenschaften, die ihn zu einem so idealen Opfer gemacht hatten – das und seine Gier.
    Ich fing an, mich außen herum durch den Raum zu arbeiten, damit ich Charlie das Zeichen für die Flucht geben konnte. Drei Viertel des Weges hatte ich hinter mir, als ich wie zur Salzsäule erstarrte. Eine Gestalt, die mir inzwischen nur zu vertraut geworden war, stand gegen den Tresen gelehnt. Mike, der Bulle. Zum Teufel. Und jetzt? Was sollte ich jetzt tun? Ich sah, dass Charlie auf ihre Armbanduhr schaute und ein Gähnen unterdrückte. Sie hatte mich in der Menschenmenge noch nicht entdeckt. Ebenso wenig sah es danach aus, als habe sie Inspector Clouseau bereits gesichtet.
    Wie hatte Mike das angestellt, so schnell ins Baliton zu gelangen? Und wie hatte er wissen können, dass er hierherkommen musste? Je schneller ich Charlie und das Geld aus der Bar herausbekam, desto besser, oder aber man würde uns auf frischer Tat mitsamt der Beute ertappen. Ein Schauer rann mir über den Rücken. Um nichts in der Welt würde ich ins Gefängnis wandern, weil ich einen Typen über den Tisch gezogen hatte, der seinerseits Hunderte mehr Menschen über den Tisch gezogen hatte, als es Charlie und mir jemals gelingen würde.
    Ich schaffte es, mich hinter einen rundlichen Herrn zu stellen, der eine Reitjacke trug, und beobachtete Mike, um dahinterzukommen, was er hier tat. Ein argloser Beobachter hätte glauben können, dass er einfach nur an seiner Flasche Bier nuckelte und dabei von den Erdnüssen aß, die in Schüsseln auf der Theke standen. Doch blickte er alle paar Minuten mit grüblerischer Miene quer durch den Raum zu Charlie und Freddie herüber.
    Normalerweise hätte ich über das Selbstvertrauen verfügt, in meiner Verkleidung unerkannt an ihm vorüberzugehen. Er wendete seinen Blick ab und starrte plötzlich in meine Richtung, und ich duckte mich hinter meinem Schutzschild in Menschengestalt. Der Mann musste über Röntgenaugen verfügen. Ich schwöre jeden Eid, dass er wusste, dass ich da war. Ich spürte mit jeder Faser meines Körpers, dass er mich beobachtete.
    Eine dürre Frau mit gebleichtem blonden Haar stieß mir in die Rippen, als sie sich an mir vorbeizwängte, um zur Theke vorzudringen. Mein Schild bewegte sich, und damit war ich vorübergehend ungeschützt. Mike schaute mir geradewegs ins Gesicht,

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