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Luegen haben huebsche Beine

Luegen haben huebsche Beine

Titel: Luegen haben huebsche Beine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nell Dixon
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was ich konnte, um mich zu verteidigen.
    »Nun, dadurch fühle ich mich jetzt natürlich schon um ein Vielfaches besser«, fuhr Charlie mich an. Sie quälte den Minivan auf siebzig hoch, um einen Wohnwagen zu überholen.
    »Es ist ein allgemein anerkanntes Phänomen. Ich habe das im Internet recherchiert«, warf Kip ein, während wir auf der Überholspur mit unserem Leben spielten.
    »Was? Dass man, wenn man von einem Blitz getroffen wird, all seine Geheimnisse ausplaudert und Polizisten anmacht?« Meine Schwester kann sehr bissig sein.
    »Das ist nicht fair, Charlie. Ich kann wirklich nichts dafür.«
    »Ich habe ein paar Therapiemöglichkeiten gefunden, mit denen wir es mal probieren können.« Kip liebte es, Dinge auszuprobieren, über die er auf Google oder in Wikipedia gelesen hatte. Dabei stellte sich nur zumeist das Problem, dass Kip alles, was im Internet oder im Fernsehen berichtet wurde, für ebenso wahr hielt wie das Evangelium. Er war der Traum-Endverbraucher eines jeden Werbestrategen, und wir hatten ihm verbieten müssen, die Shopping-Kanäle einzuschalten, um zu verhindern, dass Kip uns in den Bankrott trieb.
    »Vielleicht solltest du einen Arzt oder einen Therapeuten aufsuchen.« Charlie trat auf die Bremse, da der Verkehr vor uns plötzlich ins Stocken geriet.
    »Das ist doch gar nicht machbar. Ich würde auf jede Frage nach meiner bisherigen Krankengeschichte eine ehrliche Antwort geben, und was dann?«
    »Abbey hat recht.« Kip zwinkerte mir zu, und seine Augen strahlten vor Begeisterung. »Wir können dich zu Hause behandeln. Ehrlich, ich habe da massenhaft Sachen gefunden, die dir helfen könnten.«
    »Nun, irgendetwas müssen wir tun. Im Moment bist du ein echtes Sicherheitsrisiko.« Zornig sah Charlie mich an.
    Den Rest der Heimfahrt herrschte peinliche Stille. Kaum dass wir daheim angekommen waren, zog Charlie sich zurück, um ein Bad zu nehmen. Ich warf meine Handtasche aufs Sofa und lief in die Küche, um den Wasserkessel aufzusetzen.
    »Ich glaube wirklich, dass ich dir helfen kann, Abbey.« Kip war mir in die Küche gefolgt. »Ich habe mir auch Websites angesehen, die sich mit Traumdeutung befassen, und nach meiner bisherigen Recherche sieht es ganz danach aus, als würde es sich bei der Sache mit den blauen Schuhen um eine verdrängte Erinnerung handeln.« Er war dermaßen aufgeregt, dass er mit den Händen fuchtelte.
    »Sprich nicht so laut! Ich will nicht, dass Charlie von der Schuh-Sache erfährt. Sie glaubt mir im Grunde nicht, dass ich wirklich nicht anders als wahrheitsgetreu antworten kann, wenn mir jemand eine Frage stellt, und deshalb würde sie sicher denken, ich hätte gänzlich den Verstand verloren, wenn sie jetzt auch noch von diesen Visionen erführe.« Ich gab Zucker in Kips Teebecher.
    »Es könnte sich sogar um eine Erinnerung an ein früheres Leben handeln.« Er folgte mir auf dem Fuße, als ich mit meinem Tee ins Wohnzimmer zurücklief.
    Ich ließ mich aufs Sofa fallen und schwang meine Beine auf die Armstütze. »Ich könnte das als Kind mal im Fernsehen in einem Werbespot gesehen haben – oder in einem Spielfilm oder sonst wo. Das ist sehr viel wahrscheinlicher als ein früheres Leben.« Wiedergeburt war noch nie ein Thema gewesen, das mich genug interessiert hätte, um mich damit zu befassen.
    Kip saß im Schneidersitz auf dem Fußboden wie ein ausgemergelter ernster Buddha. »Wir sollten es trotzdem mit Regressionstherapie versuchen und gucken, ob das hilft.«
    »Ich weiß nicht.« In meinen Ohren klang das alles verrückt; andererseits hätte ich mich, bevor ich einer meteorologischen Katastrophe zum Opfer gefallen war, über die Vorstellung lustig gemacht, einmal so verzweifelt zu sein, dass ich Kips Vorschlag ernsthaft in Erwägung zog.
    »Du hast nichts zu verlieren, Abbey.« Kip nippte an seinem Tee, und seine Brillengläser beschlugen vom Dampf.
    »Ich muss aber nicht hypnotisiert werden oder so, oder doch?« Auf Trancezustände hatte ich ja nun überhaupt keine Lust. Schon gar nicht angesichts der Tatsache, dass die Person, die die Hypnose vornehmen sollte, ein siebzehnjähriger Computerfreak mit begrenzter Aufmerksamkeitsspanne war.
    »Sie schreiben, dass es dich in einen entspannten Gemütszustand versetzt. Es sei denn, du würdest wollen, dass ich dich richtig hypnotisiere und in eine tiefe Trance versetze. Ich habe das an Claude getestet.« Voller Hoffnung blickte er mich an.
    Ich nahm noch ein paar Schlucke Tee. »Claude ist ein Hamster, also eine

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