Luegen haben huebsche Beine
abwarten, ob Kip anhand der Partyeinladung irgendetwas herausfindet.«
»Da werde ich im Internet recherchieren, sobald ich uns den Anschluss gelegt habe.« Wie immer kannte Kips Begeisterungsfähigkeit keine Grenzen.
Wir packten alles zurück in den Karton, Charlie nahm nur das Foto, das sie mit Mum zeigte, an sich. Sie nahm sich vor, einen Bilderrahmen zu besorgen, damit sie es im Wohnzimmer aufstellen konnte. Ich wünschte, es hätte auch Bilder von mir und Kip mit Mum gegeben, doch die gab es nicht. Die einzigen Fotos, die uns als Kinder zeigten, waren die Bilder, die das Jugendamt von uns hatte machen lassen, bevor es den Sozialarbeitern gelang, Tante Beatrice ausfindig zu machen.
Ich erinnerte mich an den Tag, an dem man diese Bilder aufgenommen hatte. Ich war wirklich aufgeregt gewesen, weil ich ein neues rosafarbenes Kleid trug und große weiße Schleifen um die Enden meiner Zöpfe gebunden waren. Wir saßen nebeneinander auf einer Bank; ich saß in der Mitte und presste Kip fest an mich. Charlie lächelte nicht auf dem Foto. Der Sozialarbeiter, der den Fototermin überwachte, hatte sie gezwungen, sich den blauen Lidschatten herunterzuwaschen; deshalb zog sie eine Flappe.
Das Foto von uns war mehrfach in Zeitungen veröffentlicht und im Fernsehen gezeigt worden, weil man versuchte, entweder Angehörige von uns zu finden oder eine Familie, die uns adoptierte. Damals war Tante Beatrice wieder in unser Leben getreten, und wir zogen aus dem Kinderheim aus und in ihr Haus ein.
»Ich gehe schlafen. Wir haben ein anstrengendes Wochenende vor uns.«
Charlie gähnte und streckte die Arme über den Kopf.
Ich brachte das Chaos in Ordnung, das durch unser Abendessen entstanden war, und löschte die Lichter. Oben in meinem neuen Schlafzimmer kuschelte ich mich unter das Oberbett, und im pastellfarbenen Schein meiner Stimmungsleuchte blickte ich auf das Foto, das uns als Kinder zeigte. Kip war ein ausgesprochen süßes Baby gewesen. Als ich das Licht ausmachte, fragte ich mich, was unserer Mutter zugestoßen war. So sehr ich mich einerseits danach sehnte, dass sie zurückkehrte, so genau wusste ich andererseits tief in meinem Inneren, dass das, was ihr geschehen war, schlimm gewesen sein musste.
Am nächsten Morgen war Kip schon sehr früh munter. Ich hörte, wie er die Treppe hinunterstampfte und immer und immer wieder eine unmelodische Tonfolge vor sich hinpfiff, während er herumpolterte. Ich blinzelte kurz auf den Wecker und stellte fest, dass noch nachtschlafende Zeit war. Unseligerweise schienen die Vögel vor meinem Fenster gemeinsame Sache mit Kip zu machen, denn sie zwitscherten sich die Schnäbel wund. Ich ergab mich in das Unvermeidbare und stolperte nach unten, um mir eine Tasse Tee zu brühen.
»Hi, Abbey. Du bist aber früh auf.«
Kabelstücke und Verpackungsreste aus Wellpappe lagen verstreut auf dem Wohnzimmerboden. Heimlich stieß ich ein Stoßgebet gen Himmel, dass er nur den Computer aufstellte und kein Haushaltsgerät auseinandernahm.
»Ich wollte mir einen Tee machen. Möchtest du auch einen?«
»Ja, bitte.« Er sprang vom Boden auf und setzte sich vor den Computerbildschirm.
»Und ein paar Schoko-Pops?« Gott sei Dank schien er zu tun, worum Charlie ihn gebeten hatten.
Er nickte und konzentrierte sich intensiv auf was immer er da gerade tat.
Ich trottete davon und suchte nach unserem Tee und etwas fürs Frühstück.
»Jawohl!«
Wegen seines triumphalen Aufschreis verstreute ich die Kokosflocken gleichmäßig über der Arbeitsplatte in der Küche.
»Habe ein paar ungeschützte drahtlose Netzwerke gefunden, die wir benutzen können«, erklärte er, als ich ihm eine Schüssel mit seinem Lieblingsfrühstück neben den Ellbogen stellte. »Denn das würde ja Ewigkeiten dauern, bis wir Breitband kriegten.«
»Wie du meinst.« Bevor ich nicht meinen Tee bekam, hatte ich nicht die geringste Ahnung, wovon er da sprach.
Charlie hatte Unmengen von Informationen über die Gegend gesammelt, bevor sie das Haus für uns gemietet hatte. Neben dem Sofa häuften sich Aktenordner mit Landkarten und Informationsmaterial. Ich nahm einen Schluck aus meinem Becher und zog die Straßenkarte heraus, aus der ich ersehen konnte, wo sich die Bibliothek und die Supermärkte befanden.
»Was meinst du, was für ein Auto Charlie besorgen wird?« Kip hatte im Internet eine Ferrari-Website gefunden und sauste mit der Maus über die Einzelheiten, die der Händler dort aufgelistet hatte. Wie es schien, gab es ganz
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