Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Luegen haben huebsche Beine

Luegen haben huebsche Beine

Titel: Luegen haben huebsche Beine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nell Dixon
Vom Netzwerk:
und mir der Fall war. Sie hatte wahrscheinlich sogar mehr gelitten, da sie älter gewesen war und niemanden hatte, mit dem sie ihre Ängste teilen konnte, sondern diejenige gewesen war, die Kip und mir hatte zuhören müssen.
    »Ja.« Ich drückte sie meinerseits.
    »Abbey, Charlie, kommt mal her und seht euch das an!«
    Kips Gesicht strahlte vor Aufregung. Wir stellten uns zu ihm und bewunderten gemeinsam den Garten. Weiße Birken wiegten sich in der Brise des Spätnachmittags am anderen Ende des Rasens. Blumenreihen und Büsche grenzten an das Gras, waren miteinander verwoben und schillerten im Sonnenlicht in den verschiedensten Farben.
    »Ist das nicht toll? Ich kann ein Vogelhaus bauen«, stieß Kip hervor.
    »Wir packen besser aus«, schlug Charlie vor.
    »Ich hole Claude und Stig!« Er drehte sich auf dem Absatz um und rannte nach draußen zum Minivan zurück, und wir machten uns auf, die Schlafzimmer zu inspizieren.
    Charlie sackte das große Schlafzimmer ein, das über ein eigenes Bad verfügte. Kip nahm das kleine Zimmer, das daneben lag, und wir beschlossen, ihm den Wintergarten zu überlassen, damit er dort seine Modelle bauen konnte. Damit blieb mir das zweitgrößte Schlafzimmer, das einen Ausblick auf den Garten bot. Von meinem Zimmer in der alten Wohnung hatte ich auf die Mülltonnen eines chinesischen Restaurants sehen können. Mithin hatte ich mich enorm verbessert. Ich hörte, wie Charlie Kip, der die Kartons auslud, unten herumkommandierte. Ich setzte mich an das Fußende meines neuen Bettes und bewunderte die Aussicht. Keine schmutzigen Ziegel, keine stinkenden Abfalltonnen mehr, nur noch das sanfte Rascheln grüner Blätter.
    Wir feierten unseren Umzug mit einem Abendessen bestehend aus Fischstäbchen und Pommes frites und der Flasche Wein, die wir vom Bestandshalter bekommen hatten. Ohne das vertraute Dröhnen des Verkehrs vor der Tür oder die dumpfen Bässe, die aus irgendeiner Stereoanlage donnerten, kam es uns sehr still vor. Mit unseren Tellern und Gläsern breiteten wir uns im Wohnzimmer aus, um uns nach der Reise zu entspannen.
    »Morgen Früh werde ich den Minivan eintauschen, und du, Kip, musst unsere Internet-Verbindung herstellen. Und du, Abbey, musst uns in der Bibliothek einschreiben und die Lokalitäten auskundschaften.« Charlie schenkte sich noch etwas Wein ein und nahm einen großen Schluck.
    »Okay, und was dann?« Morgen war Samstag. Wenn wir Glück hatten, bekamen wir den Sonntag frei und konnten uns in unserem neuen Garten ein wenig in die Sonne legen. Die perfekte Stelle für eine Liege hatte ich bereits entdeckt.
    »Sonntag werden wir zur Messe gehen, um Bekanntschaft mit dem neuen Priester zu machen.«
    »Wieso denn Kirche?« Ich konnte mir nicht vorstellen, dass Charlie plötzlich religiös geworden war.
    »Das ist wichtig für den Job. Unser nächstes Opfer und seine Familie werden dem Gottesdienst beiwohnen.«
    Meine gute Laune verschlechterte sich leicht, als Charlie von unserem neuen Betrug anfing. Es sah so aus, als würde nichts aus meinen Plänen, die Sonne anzubeten. Kip, der Claude mit winzigen Teigstücken fütterte, hielt plötzlich inne. »Sind wir katholisch? Ich glaube nicht, das wir Gott anflunkern sollten.«
    »Wir sind katholisch, das sind wir tatsächlich«, erklärte Charlie. »Nun, Mum und Tante Beatrice sind es.«
    Bei dem Wort Mum blickten wir alle auf den Karton, den wir bei Tante Beatrice abgeholt hatten. Als wir unsere wenigen Habseligkeiten ins Haus trugen, hatte Kip ihn in die Ecke des Wohnzimmers gestellt. Da stand er immer noch, nach wie vor versiegelt.
    »Wir sollten uns mal ansehen, was da eigentlich drin ist.« Ein Teil von mir wollte wissen, ob der Karton irgendetwas enthielt, was mir das seltsame Erlebnis erklärte, das ich während der Regressionstherapie gehabt hatte, der andere Teil wollte genau das nicht. Vielleicht hatte Tante Beatrice mich mit ihrer Nervosität angesteckt. Vielleicht hatte ich aber auch nur Sorge, den kindischen Traum begraben zu müssen, dass meine Mutter eines schönen Tages wieder in unser aller Leben trat und wir wieder eine richtige Familie sein könnten.
    »Ich glaube nicht, dass da viele Überraschungen drin sind.« Geräuschvoll trank Charlie von ihrem Wein. Ich konnte spüren, dass die Vorstellung, den Karton zu öffnen, sie ebenso verunsicherte wie mich.
    »Wir sollten uns trotzdem alles mal ansehen. Es könnte ja etwas dabei sein, das die Polizei übersehen hat. In Filmen zeigen sie so was doch

Weitere Kostenlose Bücher