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Luegen haben huebsche Beine

Luegen haben huebsche Beine

Titel: Luegen haben huebsche Beine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nell Dixon
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bei uns in der Nähe auch einen Fachhändler.
    »Keine Ahnung. Es hörte sich aber ganz danach an, als habe sie eine feste Vorstellung.« Nach dem, wie sie sich gestern geäußert hatte, ging ich nicht davon aus, dass es sich dabei um einen Sportwagen handelte. Um ehrlich zu sein, konnte ich mir überhaupt nicht vorstellen, welches Automodell die Voraussetzungen erfüllen sollte, die ihr vorschwebten.
    Kip drehte sich auf seinem Sitz und sah mich an. »Warum verlangt Charlie, dass wir in die Kirche gehen?«
    »Unsere neue Zielperson, Philippe, wohnt bei seiner Familie, und das sind sehr gläubige Katholiken. Seine Mutter inspiziert jede Freundin, die er mit nach Hause bringt, und sie hält überhaupt nichts von irgendeiner Form von Nachtleben. Charlie hat es so geplant, dass sie ihm ein paarmal bei harmlosen Anlässen wie zufällig über den Weg läuft, wie in der Kirche und im Supermarkt und so. Sie will auf diese Weise herausfinden, wie sie an ihn herankommen kann.« Charlie hatte mir einige Einzelheiten verraten, allerdings nicht so viele, wie mir lieb gewesen wäre.
    Kip rührte die Schoko-Pops mit dem Löffel in die Milch. Ich sah dabei zu, wie die Milch braun wurde, während er sich Charlies Plan durch den Kopf gehen ließ. »Und was ist mit den Hunden?«
    »Die Familie besitzt zwei neurotische Hunde, die Philippe vergöttert. Sie bewahren zu Hause im Safe auch massenhaft Bargeld und Schmuck auf. Ich glaube, das mit den Hunden ist lediglich der Plan B, falls er Charlies Reizen nicht erliegt. Sie braucht jemanden, der in das Haus hineinkommt, um da alles genau auszukundschaften.« Ich hatte versucht, das mit den Hunden zu verdrängen. Im Gegensatz zu Kip bin ich nicht unbedingt der größte Tierfreund – erst recht nicht, wenn die fraglichen Tiere große Zähne haben. Die Erinnerung an meine Begegnung mit dem Polizeihund war nach wie vor ein wenig zu lebhaft.
    Charlie schlenderte ins Wohnzimmer, gähnte und klapperte dabei mit dem Gerät, das sie benutzte, um ihre Locken zu glätten. »Was treibt ihr zwei?«
    »Wir haben Internet.« Kip winkte mit der Hand in Richtung des Computerbildschirms.
    »Heißes Wasser ist in der Küche.« Ich nahm noch einen Schluck Tee, und Charlie ließ sich neben mich aufs Sofa fallen.
    »Prima.«
    Das wertete ich als Aufforderung, ihr einen Tee zu bringen.
    »Übrigens, am Montag habe ich ein Vorstellungsgespräch.« Sie fing an, ihr Haar zu entkräuseln, und ich stellte ihren Tee auf den Sofatisch.
    »Vorstellungsgespräch?«, tönten Kip und ich im Duett. Sich Charlie in einem bezahlten Job vorzustellen war wie ein Konzept aus einer anderen Galaxie. Sie hatte keine »reguläre« Stelle mehr gehabt, seit sie ihre Ausbildung zur Kosmetikerin abgebrochen hatte. Von neun bis fünf in einem Büro zu arbeiten entsprach auch so gar nicht ihrem Naturell; und zudem brauchten wir ja auch noch das Geld. Sie liebte die Energie, die sie durchströmte, wenn ein Betrug erfolgreich war, wie sie den steigenden Adrenalinspiegel liebte, wenn es gefährlich wurde. Dieser Teil ihrer Persönlichkeit besorgte mich manchmal ein wenig.
    »Sekretärin, arbeite für eine hiesige Wohltätigkeitsorganisation.« Mit gerunzelter Stirn sah sie uns unter ihrem Pony hervor an. »Philippes Mutter, Bella, ist die Hauptmäzenin.«
    Kip zog nicht nur die Augenbrauen, sondern gleich auch noch die Schultern hoch. »Wie willst du das denn anstellen, Sekretärin zu werden?«
    »Vertrau mir – den Job habe ich eigentlich schon in der Tasche.« Sie lächelte und fuhr damit fort, ihr Haar so zu glätten, dass es aussah wie immer, wie ein glänzender, schwarzer Wasserfall.
    Ich trank meinen Tee aus. Anders als sonst, wenn sie ein krummes Ding plante, hatte Charlie mir diesmal nicht alle Details anvertraut, die ich kennen musste. Zumindest wusste ich, dass wir keine falschen Namen benutzen würden. Normalerweise hätte sie in dieser Phase bereits jede kleinste Kleinigkeit mit mir durchgesprochen; tadellose Planung war ihr Markenzeichen. Dieses Mal hatte sie aber nur die allernötigsten Grundsätzlichkeiten mit mir beredet, und es tat mir überraschend weh, so gar nicht miteinbezogen zu werden. Andererseits konnte ich mir nach dem, was ich bereits alles ausgeplaudert hatte, gut vorstellen, warum sie mir nicht alles erzählte.
    Es war merkwürdig. Dass ich nicht mehr lügen konnte, bereitete mir Schwierigkeiten, doch hätte ich schwören können, dass wir als Familie untereinander und miteinander immer ehrlich gewesen waren.

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