Luegen haben huebsche Beine

Titel: Luegen haben huebsche Beine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nell Dixon

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bei den Eiben am unteren Ende lauerte, wo die ältesten Gräber vergessen und vernachlässigt in der Finsternis lagen. Die Wolken, die den Mond verdeckt hatten, bewegten sich und gaben die massige Gestalt eines Mannes frei, der neben einem aus Stein gemeißelten Engel stand. Mein Herz begann zu rasen.
    Ich kniete mich neben das Grab in das kalte, nasse Gras und schrieb Charlie eine SMS.
    Er ist hier .
    Auf meiner Armbanduhr war es zehn vor zehn. Von meinem Aussichtspunkt neben dem Grabstein des verblichenen Mr. Donohue beobachtete ich, wie Freddie sein Telefon hervorholte und wählte. Der blaue Bildschirm seines Handys strahlte regelrecht im Halbdunkel. Ich nahm an, dass er mein Telefon anwählte. Wenn unser Plan bis zu diesem Zeitpunkt aufging, drückte Charlie sich fünf Gehminuten entfernt an einer Bushaltestelle herum und hielt sich bereit für ihren Auftritt.
    Tatsächlich sah ich ein paar Minuten später Charlies großgewachsene, schlanke Gestalt die Straße herunterlaufen und auf die hölzernen Tore des Friedhofs zukommen. Das Licht der bernsteinfarbenen Straßenlaternen, die an der Friedhofsmauer standen, erhellte ihr dunkles Haar und die blassblaue Jacke. Sie verschwand für einen Moment, als sie durch den überdachten Friedhofseingang trat, und ich sah sie erst wieder, als sie begann, den dunklen Friedhofsweg hinaufzulaufen.
    Ihre Absätze klapperten auf dem Asphalt, und sie näherte sich meinem Versteck. Ich verbarg mich hinter dem Grabstein und versuchte, mich nicht zu rühren. Es war wichtig, dass Freddie mich nicht entdeckte. Wenn sie mir zu diesem Zeitpunkt zu nah kam, konnte der ganze Plan in einer Katastrophe enden, und dann waren wir beide in Gefahr. Es wurde eng in meiner Brust, und ich versuchte, mich auf meine Atmung zu konzentrieren. Ich hatte nicht die Absicht, mich wegen meines Asthmas ermorden zu lassen.
    Ein paar Reihen unterhalb meines Verstecks bog sie ab und lief auf einem schmaleren Pfad weiter, der wie ein Rundweg um die ganze Kirche herumführte. Ich lockerte meine Schultern, um die Spannung ein wenig zu lösen, und suchte nach Freddie. Da, wo er gerade noch gestanden hatte, war er nicht mehr.
    Mist. Ich konnte mir nicht erlauben, ihn jetzt aus den Augen zu verlieren. Ich musste in der Lage sein, ihm nachzuschleichen, während er sich ganz auf Charlie konzentrierte. Alles hing davon ab, dass ich zum rechten Zeitpunkt am rechten Ort war. Ich musste mich auf den Überraschungseffekt verlassen, wenn wir ihn mit der Elektroschockpistole außer Gefecht setzen wollten, bis die Polizei uns erreichte.
    Ich beugte mich nach unten und krabbelte so leise wie möglich hinter einen anderen Grabstein. Meine Anstrengung wurde belohnt, denn ich erspähte unweit des Komposthaufens einen Zipfel von Freddies kamelhaarfarbenem Mantel. Charlie hatte recht – der Mann war nicht gerade originell. Ich hätte wetten können, dass er die Stelle als Treffpunkt für das Rendezvous wählt.
    Charlie blieb einen Moment auf dem Pfad stehen und sah sich um, um sich zu orientieren. Da ich jetzt wusste, wohin sie lief, bewegte ich mich zentimeterweise wie eine Krabbe in die entgegengesetzte Richtung, damit ich hinter Freddie gelangte. Sie musste ihr Treffen mit ihm so lange hinauszögern, bis ich um das ganze Gebäude herumgelaufen war.
    Ich hatte die Dunkelheit hinter der Kirche unterschätzt. Der Boden war steiler und das Gras stand dichter, und ich versuchte, mir geräuschlos meinen Weg durch die Grabreihen zu bahnen. Zum Glück hörte es sich so an, als spiele im hiesigen Pub eine Band Livemusik, und die schwachen Klänge der Gitarren und des Schlagzeugs halfen, meine geräuschvollen Bewegungen zu übertönen.
    Ich hatte Charlie wieder im Blick. Sie tat so, als sei sie leicht daneben und verwirrt, als sie auf den Komposthaufen zulief. Freddie stand im Dunkel, kehrte mir den Rücken zu. Vorsichtig kam ich näher und näher, bis ich nur noch fünf Grabsteine von ihm entfernt war.
    »Wo ist das Geld?« Seine Stimme ließ mich zusammenfahren.
    »In meiner Tasche. Wo bist du? Ich kann dich nicht sehen.« Charlies Stimme zitterte leicht, was mir verriet, wie nervös sie war.
    »Komm näher«, befahl Freddie.
    Ich holte die Elektroschockpistole aus meiner Handtasche und umschlang sie fest mit meinen Fingern, bevor ich meine Einkaufstasche hinter einem steinernen Kreuz deponierte, das zu Ehren von Nellie Murphy aufgestellt worden war, die von ihrem liebenden Gatten Neville schmerzlichst vermisst wurde.
    Charlie lief ein