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Luegen haben huebsche Beine

Luegen haben huebsche Beine

Titel: Luegen haben huebsche Beine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nell Dixon
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sollten«, tönte ich. »Wir brauchen Hilfe.«
    Charlie war von jeher ein wenig übereifrig gewesen. Sie war immer schon diejenige gewesen, die Risiken einging; ich war bei allem die Vorsichtigere.
    »Vielleicht.« Sie klang nicht überzeugt.
    »Ich habe eine Idee!« Kip hopste vor lauter Aufregung im Schneidersitz auf Charlies Bett auf und nieder.
    Wir hörten uns seine Idee an, und so sehr es uns auch erstaunte, machte das Ganze Sinn. Zumindest einigermaßen. Okay, vielleicht machte es auch keinen Sinn, doch war es alles, was wir hatten, und es war nicht verrückter als so manches Ding, das wir in der Vergangenheit gedreht hatten. Nachdem wir ein paar Einzelheiten geklärt hatten, trotteten wir davon, um jeder für sich die einzelnen Vorbereitungen zu treffen: Kip spielte mit seinen Chemikalien, Charlie durchforstete die Schublade, in der ihre Unterwäsche lagerte, nach einer Waffe, und ich suchte nach einer Verkleidung.
    Aus dem hintersten Winkel meines Kleiderschranks zog ich die Kiste mit den Perücken und dem Bühnen-Make-up hervor, und dabei beschlich mich ein ungutes Gefühl. Als ich sie hinter meine diversen Verkleidungen gestellt hatte, hoffte ich, sie niemals wieder zu brauchen.
    Ein Drittel meines Kleiderschranks bestand aus Requisiten. Dabei handelte es sich um Kleidungsstücke, die ich in verschiedenen Trödelläden und auf Flohmärkten erstanden und bei diversen Betrügereien getragen hatte. Ich besaß altjüngferliche Strickjacken, Tweedröcke, Geschäftskostüme und ultraschicke Kleidchen. Ich hasste das eine ebenso sehr wie das andere.
    Wegen dieser Kleidungsstücke und wegen der Person, die ich wurde, wenn ich sie anzog, hatte ich den einen Mann verloren, in den zu verlieben ich mir je erlaubt hatte. Wem machte ich hier jetzt wieder etwas vor? Ich war mehr als verliebt in Mike. Ein Teil von mir hatte gehofft, ich könnte eine Zukunft mit ihm haben, eine normale Zukunft mit einem Haus und vielleicht sogar mit einer Familie. War das verrückt, nachdem ich ihn erst so wenige Wochen kannte? Vielleicht, aber zwischen uns hatte es von Anfang an eine Verbindung gegeben, die sich so stark angefühlt hatte, dass ich in Tagträumereien verfallen war.
    Ich konnte nicht fassen, dass er mich nicht zurückgerufen hatte. Als sein Wagen am Vorabend mit quietschenden Reifen neben uns gehalten hatte, konnte ich die Sorge in seinen Augen sehen, weil er dachte, ich sei in die Luft gejagt worden, und da war ich sicher gewesen, dass er für mich empfand, was ich für ihn empfand.
    Dass er mich liebte, wie ich ihn liebte.
    Mist. Ich steckte in größeren Schwierigkeiten, als ich geglaubt hatte. Das war ja alles gewesen, bevor er erfahren hatte, wer ich in Wahrheit war. Die Betrügerin und Verbrecherin. Warum sollte er noch etwas für mich empfinden? Er wusste wahrscheinlich nicht einmal, wer ich in Wirklichkeit war. Bis vor Kurzem hatte ich ja nicht einmal selbst gewusst, wer ich in Wirklichkeit war. Mike zu begegnen und in den Norden zu ziehen hatte das alles verändert, doch schien es zu spät zu sein, als dass es noch einen Unterschied hätte machen können.
    Ich kochte Tee, und wir sahen uns mit den Leibwächtern die Seifenopern an. Die beiden schienen nett zu sein, vorausgesetzt, man stand auf hünenhafte Ausländer mit begrenzten Englischkenntnissen und überentwickelten Armmuskeln. Nachdem Charlie mit Philippe gesprochen hatte, rechnete ich fast damit, dass sie gingen, doch wenn Philippe sie vielleicht auch niemals wiedersehen wollte, so wollte er doch ebenso wenig, dass man sie ermordete.
    Charlie tat so, als müsse sie gähnen, und verkündete, sie habe die Absicht, ein Bad zu nehmen und früh schlafen zu gehen. Kip blieb im Wohnzimmer, um die Spanier beschäftigt zu halten, während ich nach oben eilte und mich in meine Verkleidung warf.
    »Und heute Nacht, Matthew, werde ich eine kleine alte Oma spielen«, murmelte ich, als ich kritisch in den Spiegel blickte, der auf der Innenseite der Tür meines Kleiderschranks angebracht war und bis zum Boden reichte. Über meinem Arm hing eine Einkaufstasche von Marks & Spencer, und komplettiert hatte ich das Bild mit einer Brille und Bühnen-Make-up. Ich sah auf furchterregende Weise wie Tante Beatrice aus. Statt mir selbst toi, toi, toi zu wünschen, nahm ich ein paar Züge aus meinem Inhalator und wartete auf mein Signal.
    Es kam prompt. Um Schlag neun Uhr erbebte das Haus, und Sophie begann, in ihrem Garten zu kreischen, als habe man eine Katze mit kochendem Wasser

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