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Lügen haben rote Haare

Lügen haben rote Haare

Titel: Lügen haben rote Haare Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne-Marie Käfer
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liegen. Langsam tröpfelt die Erinnerung zurück.
    Nachdem ich Roger ordentlich unter Druck gesetzt und meine innere Genugtuung mit einem bunten Cocktail gefeiert hatte, wurde der heutige Tag geplant.
    Ich schleppe mich ins Bad und stöhne auf, als ich mein zerknautschtes Gesicht im Spiegel sehe. Nach einer Katzenwäsche spute ich mich, in die Klamotten zu kommen.
    Bruni hat nicht zu viel versprochen. Als ich den weißen Audi Q7 sehe, bin ich komplett aus dem Häuschen.
    Wie kommt eine Wurst wie Willi an so ein Auto?
    Willi steigt aus, er verstaut meine Reisetasche im Kofferraum. Ich setze mich neben Bruni auf den Rücksitz und versinke in butterweiche schwarze Ledersitze. Auf der großen Mittelkonsole warten gut belegte frische Brötchen und eine Designer-Thermoskanne mit Kaffee.
    »Was für ein Service!« Ungeniert mache ich mich über ein Käsebrötchen her.
    »So, Mädels.« Willi klopft unternehmungslustig aufs Lenkrad. »Schnallt euch an, in spätestens zwei Stunden stechen wir in See.«
    Während Simone losplappert, nimmt Bruni einen kleinen Notizblock aus der Tasche und kritzelt etwas darauf. Unauffällig reicht sie mir den kleinen Block samt Stift. Wir schreiben im Wechsel.
    Bruni: Ich tippe auf Rent-a-Car.
    Ich: Nein, er ist kein Angebertyp. Der hat was …
    Bruni: Du meinst wohl Geld.
    Ich: Ja. Schau mal, wie gepflegt er ist. Sieh dir seine Fingernägel an. Erstklassige Maniküre.
    Bruni: Stimmt. Und die Klamotten, feinster Zwirn .
    Simone dreht sich zu uns um. »Also, wenn ich mal zwanzigtausend Euro hätte, dann würde ich mir auch so ein Auto kaufen.«
    Bruni hält sich eine Hand vor die Augen. »Und wie willst du den Rest finanzieren?«
    Simone zuckt die Schultern. »Sparkasse? Oder … Volksbank?«
    Im Rückspiegel sehe ich, wie sich kleine Lachfalten um Willis Augen zusammenziehen.
    Bruni reicht mir erneut den kleinen Block.
    Glaub mir, Karo, Simone ist die Ausnahme in unserer Familie . Alle anderen sind geistig unauffällig.
    Ich verkneife mir ein Lachen, gähne stattdessen und widerstehe dem Impuls, meine Augen zu schließen, um ein Nickerchen zu machen. Bruni, Willi und Simone scheinen ebenfalls müde zu sein, jeder hängt seinen Gedanken nach.
    Auf der Fehmarn-Sund-Brücke steigen Kindheitserinnerungen in mir auf, ich genieße den freien Blick über die Ostsee. Willi steuert zuerst ein Fischgeschäft in Burgstaaken an, wir versorgen uns mit Proviant. Frische Scampi, geräucherte Scampi und Rollmöpse, sowie zwei große frische Dorsche werden von einer freundlichen Verkäuferin in Tüten gepackt.
    Wir Mädels protestieren lautstark, als Willi wie selbstverständlich sein Portemonnaie zücken will.
    Ich begleiche die Summe, stecke den Bon ein. Bruni und Simone wollen mir in der kommenden Woche je ein Drittel des Geldes wiedergeben.
    In Burgtiefe entpuppt sich Willis Boot als eine 22 m lange Motoryacht mit Flybridge. Vor uns liegt in atemberaubender Schönheit die Windflower II . Bruni stößt zwei Finger in meine Rippen und zieht mich ein wenig beiseite.
    »Hör mal, Karo, Willi ist mir unheimlich.«
    »Ja«, flüstere ich. »Mir auch.«
    Bruni fasst sich als Erste.
    »Willi? Sag mal, ist es indiskret, wenn ich frage, mit welch harter Arbeit du dein Geld verdienst?«
    »Nein«, antwortet er bestimmt. »Ich verdiene nicht durch harte Arbeit Geld. Mein Vater schwingt das Zepter in der Firma, ich bin lediglich der Handlanger. Er baut Yachten. Solche wie diese hier. Er ist froh, wenn er mich nicht zu Gesicht bekommt. Diese Yacht hat er mir vor zwei Jahren zum Geburtstag geschenkt, wohl aus dem Grund, dass ich, so oft es geht, damit unterwegs sein werde.«
    Er hilft uns galant an Deck. Als wir alle an Bord sind, klopft er sich wie Tarzan auf die Brust.
    »Mein Vater hat sich immer einen Sohn gewünscht, einen starken , kräftigen Sohn.« Er breitet die Arme aus und schaut an sich hinab. »Und seht, was er bekommen hat. Ein schmächtiges Bürschchen, das, wo es geht und steht, nicht ernst genommen wird. Ich glaube, er schämt sich für mich. Mir steht ein dickes Bankkonto zur Verfügung, ich brauche kaum zu arbeiten, im Grunde darf ich mich nicht beschweren.«
    Simone rettet die Situation, die ins Melancholische zu kippen droht.
    »Ich finde dich hinreißend, Willi, ich mag dich und bin froh, dich kennengelernt zu haben.«
    »Wir auch«, versichern Bruni und ich ehrlich.
    Simone schmiegt sich von hinten eng an Willi, als er den Motor startet und die Yacht geschickt aus dem Hafen lenkt.
    Wir genießen

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