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Lügen haben rote Haare

Lügen haben rote Haare

Titel: Lügen haben rote Haare Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne-Marie Käfer
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höre ich genau, wie Bruni, Simone und Willi sich hinter meinem Rücken über meinen freien Fall amüsieren.
    Roger wartet bereits, ich überlege kurz, warum der schneller war als ich.
    Ohne Begrüßung bombardiert er mich mit Vorwürfen.
    »Wenn ich nur ansatzweise geahnt hätte, was du für eine durchtriebene Person bist, dann hätte ich mir eher mit dem Skalpell die Zunge herausgeschnitten, als dich damals anzusprechen, um deine Bekanntschaft zu machen.«
    » Ich habe dich damals angeschprochen. Ich . Im Kino!«
    »Was?«
    Es ist ihm anzusehen, dass er gleich explodiert.
    Ich tippe mir permanent auf den Brustkorb und wiederhole lauter. »Ich habe dich zuerscht angeschprochen. Nicht du mich! Wir wollen doch bei der Wahrheit bleiben.«
    Er winkt wütend ab.
    »Du nimmst das Wort Wahrheit in den Mund? Du bist kriminell, weißt du das überhaupt? Ich hatte heute einen Anruf auf dem Anrufbeantworter. Ich soll eine demolierte Autotür bezahlen! Und dann noch von einem Jaguar ! Hätten sich die beschissenen Zwillinge nicht einen Polo aussuchen können? Du glaubst doch nicht wirklich, dass ich die Zerstörungswut deiner gesamten Sippe finanziere.«
    Jetzt stehe ich kurz vor einer Explosion. Ich balle die Fäuste und habe große Lust, diesem eingebildeten Affen einen Tritt in die Weichteile zu verpassen. »Die Schwillinge sind nich beschissn!«
    Roger zeigt sich vollkommen unbeeindruckt. »Und noch eins, Karo! Wenn du dich jemals wieder …«, er macht einen großen Schritt auf mich zu, ich ducke mich ein wenig, »als meine Frau ausgibst und mir Zwillinge andichtest, dann … dann …!«
    Nun zeige ich mich unbeeindruckt und richte mich zu meiner vollen Größe auf. Mit einem Schlag fühle ich mich vollkommen nüchtern.
    »Genau«, keife ich. » Dann werden wir bei der Wahrheit bleiben! Wir werden deiner Ricarda in aller Ruhe, und zwar ganz ausführlich beichten, dass du mir noch …, während du sie bereits besprungen hast, versaute Mails schicktest. Was glaubst du, wie die sich freut, wenn sie hört, dass du sie Mannsweib genannt hast. Ha, dann kannst du dir die Gemeinschaftspraxis von der Backe putzen. Also, was ist jetzt, Geld oder Liebe ?«
    Rums, Volltreffer. Roger sackt ein wenig in sich zusammen. Er will seinen Hemdkragen öffnen, was nicht funktioniert, weil er bereits geöffnet ist.
    »Okay. Die Runde geht an dich. Ich zahle den Schaden aus eigener Tasche.«
    Ich drehe mich auf dem Absatz um und hebe leger zwei Finger in die Luft, wie Columbo es immer machte. Bevor ich hinter der Tür für ›kleine Mädchen‹ verschwinde, drehe ich mich noch einmal um. »Nie mehr in meinem ganzen Leben werde ich mich als deine Frau ausgeben! Pfui Spinne, für so einen Ehemann müsste man sich ja schämen.«
    Den Rückweg nehme ich über die Tanzfläche, in der Hoffnung, Roger meinen Ellenbogen in die Rippen rammen zu können. Jedoch, ich sehe ihn leider (oder Gott sei Dank?) nur noch von hinten, wie er mit Pferdegesicht Ricarda aus der Disco stürmt.
    Bruni hickst noch immer vor sich hin.
    »Und? Hast du den kleinen Roger halten sollen?«
    Ich schüttele mich angewidert. Statt zu antworten, leere ich ein Glas Sekt in einem Zug, lehne mich entspannt zurück und gebe der aufreizenden Bedienung im Bunny-Kostüm einen Fingerzeig. Ich bin jetzt nicht in der Stimmung, Bruni die unglückliche Jaguar-Tusnelda-Hanni-und-Nanni-Story zu erzählen.

6. Die Windflower II
    Das Telefon schrillt ununterbrochen. Dann ist es wenige Sekunden still, bevor es wieder Sturm läutet. Ich öffne die Augen und stelle mit einem Blick auf die Uhr fest, dass es für einen Sonntagmorgen eine sehr ungünstige Zeit ist, um mit mir in Kontakt zu treten. 7 Uhr! Ich rechne kurz nach …, vier Stunden Schlaf.
    Ich schüttele kräftig meine Bettdecke und schlurfe gähnend zum Festnetzapparat. Auf dem Display erkenne ich, dass Bruni der Störenfried ist. Unwirsch nehme ich den Hörer ab. »Ja, du hast mich geweckt. Ja, ich habe Aspirin im Haus. Ja, ich lege zwei vor die Tür …«
    Weiter komme ich nicht. Bruni lacht so frisch, als wäre sie am gestrigen Abend sehr früh schlafen gegangen.
    »Wollte nur sagen, dass wir in einer halben Stunde bei dir sind. Willi und Simone sind eben gekommen, wow, Karo, du wirst staunen. Frühstück gibtʼs in einem tollen Auto. Bis gleich.«
    Danach ist die Leitung tot. Ich reibe mit zwei Fingern meine Schläfen und denke nach.
    Ach ja, wir wollen an die Küste fahren.
    Willi hat auf Fehmarn im Yachthafen Burgtiefe ein Boot

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