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Lügen haben rote Haare

Lügen haben rote Haare

Titel: Lügen haben rote Haare Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne-Marie Käfer
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jemanden mitbringen!«
    »Woher kennst du den Türsteher vom Kakadi ?« Bruni nimmt jetzt fast eine Kampfhaltung ein. Ihr Essbesteck ist auf Simone gerichtet.
    Simone streckt trotzig ihr Kinn nach vorne. »Antonios Mutter lebt bei uns im Pflegeheim. Ich bleibe ganz oft nach Dienstschluss an ihrem Bett sitzen und lese ihr Geschichten vor. Antonio kommt jeden Abend, um nach ihr zu sehen. So haben wir uns kennengelernt!«
    Bruni schaut mich zweifelnd an. »Was meinst du?«
    »Warum nicht? Für mich hört sich das plausibel an.«
    Bruni sieht ihre Cousine streng an. »Leuchtturm, ich warne dich. Sollte das gelogen sein, werde ich mir noch heute Abend irgendwoher eine Leiter besorgen, um dich eigenhändig zu erwürgen.«
    Unser zweiter Boxen-Stopp ist also der Parkplatz des Kakadi an der Alster. Wir reihen uns in die Schlange der Wartenden, auf dem roten Teppich der Nobeldisco, ein. Bruni und ich trippeln aufgeregt von einem Bein auf das andere. Simone scheint keine Spur nervös zu sein. Enttäuschte Gesichter kommen uns entgegen, die von Antonio und Kollegen in die Pampa geschickt wurden.
    Bruni keift leise vor sich hin. »Und wenn der Muskelmann uns nicht rein lässt, hä, was dann?«
    Simone scheint sich noch immer ihrer Sache sehr sicher zu sein. »Quatsch, wir kommen wohl da rein!«
    Ich kann nicht sprechen, mein Mund ist so trocken wie die Kalahari-Wüste. Mir ist nach einem kühlen Bier.
    Vor uns steht eine unscheinbare männliche Wurst mit dicken Brillengläsern, ein Woody Allen in jung, der sich ein wenig verlegen zu Wort meldet.
    »Beim ersten Mal, da tut es noch weh! Mit der Zeit gewöhnt man sich aber daran.«
    Brunis Cousine blickt mitfühlend auf Woody, der ihr bis zu den Schultern reicht.
    »Du warst also noch nie …?«
    Er grinst schräg und rückt fahrig seine Brille zurecht. »Nein, leider nicht.«
    Simone ragt wirklich wie ein Leuchtturm aus der Masse, nur ein Mann in der Schlange der Wartenden weist mehr Körperlänge auf als sie.
    »Simone, mein Herz …«, hören wir plötzlich jemanden laut rufen. »Kommst du! Hier her …!«
    Respektvoll teilt sich die Menschenmenge, Simone nimmt Kurs auf einen kleinen muskulösen Mann, der in der Tat Antonio zu sein scheint. Sein Körper ist so aufgebläht, als hätte er eine Luftpumpe im Hintern stecken, die ständig Luft nachpumpt.
    Er greift nach Simones Kette, die ihren Busen ziert, zieht ihren Kopf nach unten und küsst sie herzlich auf beide Wangen. »Endlich, bella Simone, darf ich mich revanchieren! Herzlich willkommen! Hast du noch jemanden mitgebracht?«
    Er breitet einladend die Arme aus.
    Die Menschenmenge hinter uns fängt an zu maulen.
    Eine Stimme ruft missmutig: »He, Spaghetti, nach welchen Kriterien wird hier eigentlich Einlass gewährt?«
    ›Bella Simone‹ zeigt auf Bruni und mich.
    Antonio lässt sich nicht aus dem Konzept bringen, nickt wohlwollend und winkt uns durch.
    »Und den da!« Sie nimmt Woody kurz an die Hand, er wird ebenfalls durchgewunken.
    Simone bleibt noch einen Augenblick bei Antonio stehen. Ich schicke ein Stoßgebet zum Himmel, dass Antonio es sich nicht noch einmal anders überlegt und uns wieder zurückpfeift.
    Strahlend, mit geröteten Wangen, kommt endlich Simone.
    Sie wedelt mit einem Armbändchen, an dem eine goldene Plakette baumelt, auf der die Zahl 60 gedruckt ist.
    »Sechzig Prozent Rabatt auf alle Getränke«, sagt sie feierlich, worauf Bruni ihr das Schmuckstück förmlich aus der Hand reißt.
    »Simone«, sagt sie ebenso feierlich. »Ab heute bist du nicht mehr nur meine Cousine oder der Leuchtturm, ab heute bist du meine Freundin.«
    Woody legt den Kopf in den Nacken und schaut Simone treuherzig an.
    »Meine auch.«
    Mehr aus einer Verpflichtung heraus schließe ich mich an. So schnell erweitert sich also der Freundeskreis.
    Die Atmosphäre im Kakadi ist wirklich sensationell. Vor allem das Farbenspiel der verschiedenen Lichtreflexe an Decke, Wänden und der Tanzfläche. In zwei silbernen Käfigen, die mittig von der Decke baumeln, tummeln sich extravagante Schönheiten, die ihre perfekten, leichtbekleideten Körper nach Felipe Wrechiskis Song December Dawn verbiegen.
    Für eine Lokalität dieser Art ist der Abend noch eher jungfräulich, es sind noch etliche gemütliche Polstergruppen unbesetzt.
    Woody übernimmt als Kavalier der alten Schule die Führung und lotst uns auf ein kuscheliges rotes Rundpolster, vor dem ein länglicher Glastisch platziert ist. Kurz darauf steht ein Sektkübel mit der Hausmarke

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