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Lügen haben rote Haare

Lügen haben rote Haare

Titel: Lügen haben rote Haare Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne-Marie Käfer
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Mist.« Sie schließt die Augen.
    Ich tätschele beruhigend ihre Hand, die nervös mit einem Kugelschreiber spielt. »Alles im Griff, Bruni, alles ist gut. Zuerst hat Geiger der Zweite sehr mitfühlend reagiert, blabla …, wegen seines Vaters, dass ich sein Ableben so hautnah mitbekommen hätte. Ich habe darauf geantwortet, dass ich erst einige Tage Urlaub nehmen wollte, weil … na ja, das alles verkraften … nicht so einfach sei. Und jetzt halte dich fest! Er meinte daraufhin, dass dem nichts im Wege stünde, dass ich drei Tage bezahlten Urlaub nehmen könne. Und jetzt kommt es!«
    Ich hauche auf meine Fingernägel und poliere sie lässig an meinem Kleid.
    »Nein, habe ich gesagt und mich für das großzügige Angebot bedankt. Aber, zu Hause hätte ich momentan weniger Ruhe, weil meine Zwillingsschwester mit ihren Kindern … ha, ha, ha …, ebenfalls Zwillinge, in dieser Woche bei mir wohnen würden.«
    Bruni reißt ungläubig die Augen auf.
    »Dann erklärte ich, dass mein Schwager, Dr. Magnussen, Oberarzt sei und dermaßen überarbeitet wäre, dass er mal eine Pause von seinen temperamentvollen Frauen bräuchte. Ganz nebenbei erwähnte ich, dass meine Nichten ständig Unfug machen würden. Zuletzt hätten sie mit einem dicken Nagel eine Nobelkarosse zerkratzt, meine Schwester wäre fix und alle. Ich hätte mich am Samstagabend im Kakadi an der Alster von diesem ganzen Stress ausgiebig erholt.«
    Brunis Kinnlade klappt runter. »Ganz ehrlich, Karo. Ich bin schwer beeindruckt. Mir wären diese Ausreden nicht so schnell eingefallen.«
    »Geiger ahnt nicht das Geringste. Ich habe quasi die Glut mit nackten Füßen ausgetreten.«
    Die Piefke verabschiedet sich zwei Stunden vor regulärem Dienstschluss. Sie reibt ihre Schläfen und erklärt, ihr ginge es nicht gut. Ihre Sprache klingt ein wenig unartikuliert, ich hege den Verdacht, dass sie in ihrem stillen Kämmerlein die Trauergefühle mit zwei bis fünf Con-Jäckchen betäubt hat.
    Nachdem sie aus dem Büro verschwunden ist, runzele ich die Stirn. »Die wird doch wohl nicht mit dem Saufen anfangen?«
    Bruni lacht und steht entschlossen auf. »Na, dann wollen wir mal sehen, welches ›Waffenarsenal‹ die Gundula in ihrem Schreibtisch hat.«
    Bevor ich protestieren kann, ist Bruni im Raum der Chefsekretärin und macht sich bereits über die Schreibtischschubladen der Piefke her.
    »Ha, da haben wir es schon«, ruft sie triumphierend und schraubt mit flinken Fingern den Verschluss eines silbernen Flachmanns auf, schnuppert dran und verzieht das Gesicht, als würde sie an verdorbenem Fisch riechen.
    »Boah, das Gesöff hier hat mindestens vierzig Prozent!«
    Als sich die Bürotür schwungvoll öffnet und die Assmann reingestürmt kommt, lässt Bruni vor Schreck das verchromte Teil auf Piefkes Schreibtisch fallen, dessen Inhalt sich auf säuberlich ausgedruckte Briefe ergießt.
    Bruni flucht und herrscht die Assmann an.
    »Verdammt. Kannst du nicht anklopfen, Ulrike?«
    Die pummelige Mittvierzigerin erfasst die Situation mit einem Blick. Sie kratzt mit ihren viel zu langen künstlichen Fingernägeln den Ansatz ihres Doppelkinns.
    »Hast du gefunden, was du gesucht hast?«, entgegnet sie schnippisch.
    Obwohl Brunis Teint sich feuerrot färbt, behält sie die Fassung und tupft mit den herunterhängenden Zipfeln ihres langen Schals hastig die alkoholische Pfütze von den Papieren. Sie versucht jedenfalls etwas zu retten, aber die Briefe sind definitiv hinüber.
    »Da! Schau, was du angerichtet hast!«, schleudert sie der Buchhalterin entgegen.
    »Die ganzen Briefe hast du versaut!«
    Brunis Gesichtsausdruck verrät, dass sie die Anschuldigungen Ulrike gegenüber als gerechtfertigt sieht. Ich könnte mich vor Lachen in die Ecke werfen.
    Der Assmann geht es genauso. Sie tippt sich gegen die Stirn und kichert.
    »Gut, dass du nicht bei der Staatsanwaltschaft arbeitest. Die Unschuldigen säßen im Knast, während die wahren Verbrecher im Kino Filme gucken würden.«
    Mit wenigen Schritten ist sie neben Bruni, nimmt die versauten DIN-A-4-Seiten, reißt sie in Stücke, die sie flott in ihrem üppig gefüllten Ausschnitt verschwinden lässt. Dann greift sie burschikos nach ihrer gewaltigen Oberweite und wackelt sie hin und her.
    »So. Erledigt!«
    »Und wenn die Piefke morgen die Briefe sucht?«
    Brunis ›Coolness‹ klingt jetzt irgendwie ängstlich.
    Ulrike zuckt mit den Schultern und schaut Bruni unschuldig an. Danach zieht Bruni die Schultern hoch und sieht mir, noch

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