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Lügen haben rote Haare

Lügen haben rote Haare

Titel: Lügen haben rote Haare Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne-Marie Käfer
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Duftprobe.«
    Ich würde ihr gerne erklären, dass sie mir das Denken überlassen soll, sage stattdessen: »Die Probe ist für meinen Opa. Dem kann ich wohl schlecht das Taschentuch unter die Nase halten.«
    Das sieht sie ein. Ich verlasse mit zwei Duftproben den Laden, weil ich auch noch einen Vater habe.
    Frau Piefke liegt zufrieden, aber blass in ihrem Bett im 4. Stock und freut sich riesig über meinen Besuch. Ich gestehe, dass ich Arbeitszeit schwänze, sie winkt ab.
    Sie erzählt, wie es ihr vor und nach der Operation ergangen sei. Angst habe sie gehabt, aber das sei gar nicht nötig gewesen. Der Eingriff sei gut verlaufen, alles bestens. Die netten Ärzte haben ihr alles genau erklärt, in wenigen Tagen sei das Schlimmste überstanden. Die Schmerzen würden sich in Grenzen halten. Sie bedankt sich für meine Hilfsbereitschaft, für die hübschen Blumen … und die Genesungswünsche habe sie fünfmal gelesen. Die Verkostung sei ausreichend, jedoch nicht würzig genug. Ich verspreche ihr, beim nächsten Besuch Salz und Pfeffer mitzubringen.
    Ich falle fast vom Stuhl, als ich die Stimme meiner Mutter sowie Opa Heinis Kichern hinter meinem Rücken wahrnehme. Ohne viel Prozedere begrüßt meine Mutter zuerst mich, dann beugt sie sich ohne Umschweife zur Piefke hinunter und drückt sie herzlich.
    »So, Gundula, ich bin die Hildegard, Karos Mama.« Sie zwinkert ihr zu. »Wir Frauen müssen doch zusammenhalten, nicht wahr?«
    Die Piefke ist so gerührt, dass ich befürchte, dass hier gleich Tränen fließen werden. Opa Heini stellt sich selbst als Heini vor und droht Gundula schelmisch mit dem Finger.
    »Dann sind Sie ja jetzt sozusagen ein ›gefallenes‹ Mädchen.«
    Gundula lacht über Opas Witz und errötet leicht.
    So viel Verständnis für zweideutigen Humor hätte ich ihr nicht zugetraut. Meine Mutter zaubert aus ihrer Einkaufstasche Weintrauben und Äpfel hervor, stellt eine Flasche roten Traubensaft auf den Beistelltisch, die Tageszeitung sowie Salz- und Pfefferstreuer. Wunderbar! Meine Mutter denkt mit. Opa Heini steuert einen Teller mit Käsekuchen bei.
    »Hier, selbst gekauft.«
    Ich überlasse meiner Mutter den Stuhl an Frau Piefkes Bett und glaube, dass ich mich ruhigen Gewissens verabschieden kann. Ich verspreche, in den nächsten Tagen wieder vorbeizuschauen.
    Schwester Edelgard fängt mich im Flur ab und bläht wieder die Nüstern. »Warten Sie mal, Dr. Magnussen möchte Sie sprechen. Er hat Sie gesehen, als Sie zu Frau Piefke ins Krankenzimmer gingen. Dort drüben ist sein Arbeitszimmer.« Sie weist auf eine Tür am Ende des Ganges.
    Verunsichert klopfe ich. Ob es doch Komplikationen während der Operation gegeben hat? Nach einem müden »Ja bitte« betrete ich zaghaft den Raum. Roger sitzt vor einem Bildschirm mit Röntgenaufnahmen.
    Grußlos frage ich, ob etwas mit Frau Piefke nicht in Ordnung sei.
    Roger schüttelt den Kopf und fährt sich mit einer Hand übers Gesicht. »Nein, alles bestens gelaufen. Die kann bald wieder tanzen. Komm, setz dich, Karo.« Er deutet auf ein Ledersofa, ich bleibe jedoch lieber stehen.
    »Es tut mir so leid, Karo, was ich dir angetan habe. Wirklich.«
    Angetan? Mir? Eingebildeter Gockel!
    »Mach dir um mich mal keine Sorgen«, entgegne ich mit Stolz erhobenem Haupt. »Mir geht es wunderbar, Roger, das kannst du mir glauben.«
    Er glaubt mir nicht, denn er versucht sanft meine Wange zu streicheln. Ich schlage seine Hand weg.
    »Du musst dich nicht verstellen, Karo. Ich sehe doch, dass es dir nicht besonders gut geht. Vorgestern Nacht warst du so blass …«
    Ich unterbreche ihn. »Sicher war ich blass. Aus dem Schlaf gerissen und voller Sorge um Frau Piefke war meinem Teint um diese Uhrzeit nicht nach rosig.«
    Er sinniert weiter. »Und wie komisch du Ricarda angesehen hast, sie hat es bemerkt. Das hat mir schon zu denken gegeben.«
    Ich kontere. »Wenn man so komisch aussieht wie Ricarda, darf man sich nicht wundern, wenn man komisch angeguckt wird.«
    Jetzt schleicht Roger langsam um mich herum.
    »Ricarda ist auf einem Ärztekongress in München. Sollen wir, ich meine, hättest du Lust … heute Abend?«
    Nein. Lust absolut nicht! Oder doch? Ich spüre kleine Wesen auf meinen Schultern tanzen und weiß, dass es winzige Teufelchen sind. Ich senke meine Stimme. »Warum nicht, Roger? Das trifft sich gut. Mein Freund ist im Ausland, du kannst mich nach der Tagesschau abholen.«
    Er kneift ungläubig die Augen zusammen. »Was? Du bist wieder liiert?«
    Es ärgert

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