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Lügen haben rote Haare

Lügen haben rote Haare

Titel: Lügen haben rote Haare Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne-Marie Käfer
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wohl Gästezimmer.
    Wieder in den unteren Räumen angekommen, überredet Bruni mich, noch einen Blick in den Keller zu werfen.
    »Vielleicht hat er da noch etwas herumliegen, was uns reich macht.«
    Ich gebe ihr Recht, wir flitzen die Stufen hinunter und nehmen schon auf der Treppe einen vertrauten Duft aus Kindheitstagen wahr. Es riecht nach Chlor, nach Hallenbad. Hinter einer großen Glastür können wir ein Schwimmbecken erkennen, welches uns einladend anlacht. Ich entdecke Unternehmungslust in den Augen meiner Freundin und hebe abwehrend die Hände.
    »Nein, Bruni, nein, niemals!«
    Schon ist sie dabei, die Rattan-Schränke, die an den Wänden hängen, aufzureißen.
    »Hier liegen mindestens dreißig Handtücher, Karo. Meinst du etwa, der Paule weiß, wie viele davon im Schrank liegen? Männer wissen so etwas nicht.«
    Schon zieht sie ein Handtuch heraus, gleichzeitig klirrt es und etwas Glasiges zerbricht in tausend Scherben auf dem blauweißen Mosaikboden. Ein herber Duft breitet sich aus.
    »Blöde Kuh, blöde!« Ich schimpfe wie ein Rohrspatz und will mich bücken, um Ordnung zu schaffen.
    »Ach, lass die Scherben doch liegen, Geiger könnte das Eau de Toilette selber zerbrochen haben. So etwas merken sich Männer nicht!«
    Bruni hat sich bereits aller Klamotten entledigt. Während ich mich zögernd entkleide, prüft sie schon mit einem Fuß die Wassertemperatur. Mit einem gekonnten Hechtsprung taucht sie ins Schwimmbecken. Kurz darauf springe ich vom Beckenrand hinterher und genieße die angenehme Wassertemperatur. Ausgelassen genießen wir den Luxus, ich muss zugeben, dass ich mich an derartige Annehmlichkeiten schnell gewöhnen könnte. Nach einer halben Stunde Badefreuden mahne ich zum Aufbruch und wundere mich, wie schnell die Stimmung umschlagen kann. Mal zeigt Bruni Mut, dann wieder nicht. Umgekehrt ist es ebenso. Auch ich bin mal mutig, dann habe ich wieder die Hosen voll. Jetzt will ich nur noch ganz schnell fort. Ich fühle mich wie eine Schwerverbrecherin.
    Flott rubbeln wir unsere Körper trocken und schlüpfen zurück in unsere Klamotten. Die nassen Handtücher nehmen wir kurzerhand mit. Ich stimme Bruni zu. Es gibt so viele Handtücher in den Schränken, Paul wird nicht merken, dass zwei fehlen. Ich laufe noch einmal in die obere Etage und vergewissere mich, ob wir alle Lichter gelöscht haben. Erst jetzt entdecke ich, dass es noch ein zweites Obergeschoss gibt. Nein, ich habe jetzt keine Nerven mehr. Ich will nur noch nach Hause.
    Wieder in meiner Wohnung habe ich Lust, Bruni zu verprügeln. Aus ihrer Jeanstasche kramt sie vier vergoldete Kaffeelöffel mit echtem Perlmuttgriff hervor. Wütend reiße ich ihr die Teile aus der Hand.
    »Bist du jetzt vollkommen durchgeknallt, Bruni? Sag mir noch einmal, dass Simone die einzige Irre in eurer Familie ist.« Sie erkennt den Ernst der Lage und weicht zurück.
    »Glaubst du etwa, der merkt, dass die läppischen Löffel fehlen? Männer merken sich …«
    Ich stampfe mit dem Fuß auf. »Verschone mich mit diesem Satz. Wo hast du die Löffel her?«
    »Menno, aus der Küchenschublade. Als du noch mal oben warst, habe ich ein wenig gestöbert. Ich finde die voll schön.«
    Als Bruni die vier Löffel wieder in ihre Jeanstasche verschwinden lassen will, halte ich die Hand auf.
    »Her damit! Wenn sich noch Gelegenheit bietet, legen wir sie wieder zurück.«
    Widerwillig rückt sie das Besteck heraus und sie zieht so eine niedliche Schnute, dass mein Zorn verraucht.
    Ich überspiele den Inhalt der Speicherkarte auf meinen PC. Bruni zieht sich sicherheitshalber eine Kopie auf einen kleinen USB-Stick, der an ihrem Schlüsselring baumelt. Gemeinsam schauen wir uns noch einmal die Schnappschüsse an und lesen gespannt den Brief der Freifrau von Ankum. Diese Frau scheint ja mit allen Wassern gewaschen zu sein.
    Lieber Paul,
    eigentlich müsste ich mich bei dir entschuldigen, ich entschuldige mich aber nicht. Gefühle kann man nicht entschuldigen. Ich liebe dich nach wie vor. Seit unserer ersten Begegnung im Golf-Club schlägt mein Herz schneller, wenn ich an dich denke. Ich habe geglaubt, dass du genauso empfindest wie ich. Jetzt muss ich erkennen, dass ich mich getäuscht habe. Ich gebe zu, dass mein Ego einen Riss bekommen hat. Deine Worte haben mir sehr wehgetan.
    Ich bin mir sicher, wenn diese rothaarige Hexe mit ihren Gören nicht dazwischen gekommen wäre, hätte ich dich von meinen Vorzügen überzeugen können.
    DEINE Beatrice!
    Die ›rote Hexe‹ ist auf

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