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Lügen haben rote Haare

Lügen haben rote Haare

Titel: Lügen haben rote Haare Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne-Marie Käfer
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schon brauchen!« Meine Schwester schielt auf Anton, der ihr Anliegen überhört.
    Mein Vater und Opa Heini hocken über dem Autoatlas. Opa hält eine Lupe in der Hand.
    »Wir sollten in die Lüneburger Heide fahren. Dort ist es schön ruhig.«
    Mein Vater überlegt einen Augenblick, dann nickt er. Opa erklärt, dass alle gemeinsam von Freitagabend bis Sonntagfrüh irgendwo ausspannen wollen. Die Kinder könnten sich dort austoben und die Erwachsenen ebenso. Nach dem Lärmstress, den der Presslufthammer angerichtet hat, würde ihnen ein wenig Ruhe gut tun. Meine Mutter lacht glücklich.
    »In der Heide habe ich ja meine Kindheit verbracht, in Soderstorf. Es wäre schön, wenn wir uns dort ein Quartier suchen würden.«
    Alle sind einverstanden. Conny fragt, ob ich nicht Lust hätte mitzufahren. Ich druckse ein wenig herum.
    »Ich weiß nicht, wann Paul wiederkommt. Es wäre schade, wenn er käme, und ich nicht da bin.«
    Ich sitze schon so tief im Schlamassel, auf zehn bis zwanzig Lügen mehr kommt es jetzt auch nicht an.
    Um abzulenken, bedanke ich mich ganz herzlich bei meiner Mutter und Opa Heini für den Krankenbesuch bei Gundula. Beide finden, dass sie sehr reizend ist. Opa erklärt, dass eine Frau, die so tolle Unterbuchsen trägt, nur sympathisch sein kann.
    Meine Mutter verdeckt ihr Gesicht mit beiden Händen und presst darunter hervor: »Ja, Karo. Und genau das hat dein Großvater ihr bei der Verabschiedung auch untergejubelt. Er hat wörtlich gesagt: Jetzt weiß ich endlich, wie die Frau aussieht, die die gleichen Unterhosen trägt, wie meine Fine sie getragen hat. «
    Opa ist beleidigt. »Na und? Ich wette um fünf Euro, dass niemand, niemand, der hier am Tisch sitzt, so ehrlich ist wie ich!«
    Ich werde so rot wie ein Pavianarsch, sage aber, dass ich da glatt mithalten kann.
    Gemütlich plaudern wir bei Möhreneintopf mit Mettwurst weiter über dies und das. Conny schaufelt so schnell, wie ein wendiger Bagger, immerhin muss sie wieder für Drei essen. Dann erkundige ich mich ganz beiläufig bei meinem Vater, wie man etwas vollkommen unkompliziert überkleben kann, ohne das zu Überklebende entfernen zu müssen.
    Jeder will wissen, warum ich das wissen will. Ich erkläre, dass nicht ich das wissen möchte, sondern eine Arbeitskollegin. Und wiederum kommt die Frage nach dem »Warum«. Ich finde es langsam nervig, dass ich meiner Familie jeden Firlefanz erklären soll. »Ganz einfach. Sie will ein Namenschild an der Tür überkleben, weil sie geheiratet hat.«
    Conny hält inne. »Aber warum will sie dann das alte Schild mit ihrem Namen nicht entfernen, sie braucht es doch nicht mehr!«
    Ich überlege kurz. »Das habe ich sie auch gefragt. Sie meint, im Falle einer Scheidung würde sie ihren Mädchennamen wieder annehmen wollen. So hätte sie das Geld für ein neues Schild gespart.«
    Dieses Argument kann niemand nachvollziehen, alle schütteln mit dem Kopf und verdrehen die Augen.
    Außer Opa Heini. »Das lobe ich mir. Heutzutage zählt jeder Cent.«
    Mein Vater steht auf. »Ich glaube, ich habe da was für deine Kollegin.« Er geht ins Haus und ist innerhalb weniger Sekunden zurück.
    »Hier.« Er reicht mir eine Packung mit weißen Klettpunkten. »Einen Aufkleber an das alte Schild, das Gegenstück an das neue Schild und fertig.«
    Ich bedanke mich überschwänglich mit einem Blick zum Himmel. Na, lieber Gott, du hast aber heute ganz schön viel Arbeit mit mir.
    Um kurz nach 18 Uhr breche ich überstürzt auf, erkläre, dass ich noch Einiges zu tun hätte, was noch nicht einmal geflunkert ist. Conny rennt mir hinterher.
    »Ähm, sag mal, Karo. Wenn du morgen aus dem Büro kommst, kannst du mir was aus dem Supermarkt mitbringen?«
    Ich hoffe, sie bittet mich jetzt nicht, Salat oder Tomaten zu besorgen.
    »Blutwurst! Wenn du mir Blutwurst besorgen könntest, die mit den groben Fettstückchen? Gebraten soll sie köstlich schmecken.«
    »Stimmt«, sage ich. »Die schmeckt wirklich toll, esse ich auch oft. Wie viel?«
    Conny strahlt glücklich. »Vorerst mal einen ganzen Ring!«
    Ich könnte mich vor Lachen im Dreck suhlen. »Du hast ja meine Büronummer. Das Handy habe ich im Betrieb nicht ständig eingeschaltet. Ruf ruhig an, wenn ich dir außerdem noch etwas mitbringen soll.«
    Eine Stunde bevor Roger in der Störtebekerwiese antanzen wird, befinde ich mich bereits am Tatort des Geschehens und leide wieder unter einem Ohrwurm. Ständig pfeife ich die Melodie der ARD-Krimiserie Tatort und fühle mich wie

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