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Lügen haben rote Haare

Lügen haben rote Haare

Titel: Lügen haben rote Haare Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne-Marie Käfer
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Torschloss. Just hindert Bruni mich daran, den Schlüssel zu drehen. Sie hält mein Handgelenk fest.
    »Was, wenn eine Alarmanlage installiert ist? Wenn es plötzlich laut losschrillt. Was machen wir, wenn im Garten große Köter herumlaufen? Was …«
    »Was, was, was!«, unterbreche ich sie scharf. »Hör schon auf! Meine Nerven sind angespannt genug.«
    Langsam drehe ich den Schlüssel, das Tor öffnet sich geräuschlos und ich renne mehr, als ich laufe. Erst durch einen nicht enden wollenden Vorgarten, dann eins, zwei, drei, vier, fünf Stufen bis zur einer großen doppelflügeligen Haustür. Auf einem großen silbernen Schild steht der Name Paul Geiger in großen Druckbuchstaben. Bruni spricht laut mit Gott, sie hechelt hinter mir her.
    »Ich habe keine Schuld, Vater im Himmel. Karo hat gesagt, dass du es so willst. Und nur du weißt, dass sie mich förmlich dazu gezwungen hat, diese elendige Kacke hier mitzumachen.«
    Ich versuche ihr Geschwätz zu überhören. Wieder probiere ich konzentriert die Schlüssel durch. Erst Nummer vier lässt sich im Sicherheitsschloss drehen.
    »Ich muss mal, beeil dich, Karo«, quengelt Bruni, von einem auf das andere Bein zappelnd.
    Ich halte die Luft an, nach einem leisen Schnappgeräusch öffnet sich die massive Tür. Kein Schrillen einer Alarmsirene, kein Hundegebell. Totenstille. Wir schleichen ins Haus, ich lehne mich erschöpft von innen an die Tür. Bruni rennt umgehend in den Eingangsbereich und reißt die erstbeste Tür auf.
    »Bingo! Ein Klo«, quiekt sie erfreut.
    Ob ich will oder nicht, wenige Sekunden später muss ich über diverse Geräusche, langgezogene Flatulenztöne, lachen. Bruni lacht genauso.
    Im Treppenhaus schalte ich die Beleuchtung ein und lasse meinen Blick durch das Erdgeschoss gleiten. Links befindet sich eine große Einbauküche mit Kochinsel. Bruni steht, sichtlich erleichtert, wieder neben mir und kriegt vor Staunen den Mund nicht mehr zu. Geradeaus liegen zwei ineinander gehende Wohnräume. Im ersten Raum steht ein großer Kamin. Durch die geöffnete Tür kann ich im rechten Teil ein Esszimmer mit einem gigantisch langen Tisch erkennen. Ich wage nicht, diese Räume zu betreten, sondern lotse Bruni die Treppe hinauf.
    »Wenn wir was finden, dann bestimmt nur im Schlafzimmer! Also, ab nach oben!«
    Im ersten Obergeschoss befinden sich vier geschlossene Türen. Obwohl niemand im Haus ist, schleichen wir auf Zehenspitzen über den edlen Parkettboden. Wir entdecken drei Schlafzimmer, außerdem ein großes Badezimmer mit einer riesigen Rundbadewanne, die versenkt ist, sowie eine stylische Dusche.
    In Windeseile öffnen und schließen wir Nachttischschubladen im Schlafzimmer, Bruni hält stolz eine Packung Kondome in die Luft.
    »Hier, Karo, ich habe was!«
    »Mensch, Bruni, die habe ich auch und bin nicht schwul.«
    In einer Schatulle auf dem Nachttisch liegen einige Fotos, eines zeigt Geigers Freund, diesen Adalbert, mit nacktem Oberkörper. Na, wenigstens etwas. Ich fotografiere es ab. Darunter liegt ein Brief, ich schaue auf den Absender und pfeife leise durch die Zähne. In schwungvoller Schrift lese ich Beatrice von Ankum. Ich zerre das beschriebene Papier heraus und lege es unter die Nachttischlampe. Ich stelle meinen Apparat auf Nahaufnahme. Mit einem leisen Klacken dupliziert sich der Brief auf die Speicherkarte. In einer Lade finde ich die letzten Playboy- sowie Men’s-Health-Ausgaben. Darunter liegt eine Tube Vaseline. »Klick«, langsam kommen wir der Sache schon näher. Ansonsten geben die Schubladen keine Geheimnisse preis. Im Kleiderschrank wird es interessanter.
    Eine schwarze Lederhose, an der das Leder fehlt, wo die Pobacken hingehören, sowie eine Lederkappe und Peitsche warten in einem Karton auf ihren Einsatz. Ich betätige den Auslöser.
    Unter der neckischen Hose liegt eine Lederweste, an der ein Button mit den Worten ›schwul und cool‹ hängt … sowie ein Foto, das Geigenpaul in dieser Kluft zeigt. An Pauls Seite ›klebt‹ Adalbert Kübler. Er trägt eine blonde Langhaarperücke und ein knappes Mini-Kleid. Beide strecken keck die Zungen heraus. Mit größter Sorgfalt fotografiere ich das Bild ab.
    »Boah, wenn das mal kein Beweis ist.« Bruni hüpft vor Freude auf der Stelle.
    Ich erspare mir einen Kommentar, in meinem Hinterkopf spukt das Wort ›Karneval‹ herum, ich versuche es zu verdrängen.
    Hastig legen wir alle Gegenstände wieder an ihren Platz zurück. Die Schränke der anderen Schlafzimmer sind leer. Es sind

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