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Lügen haben rote Haare

Lügen haben rote Haare

Titel: Lügen haben rote Haare Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne-Marie Käfer
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Gartens noch einen Pool. Wahnsinn! Ansonsten ›riecht‹ es in diesem Zimmer nur nach Arbeit. Regale mit unzähligen Aktenordnern stehen an den Wänden. Das Nebenzimmer ist ein Hobbyraum. Dort steht mittig ein Billardtisch, ein Flipper sowie viele Stellagen, auf denen Wanderschuhe auf ihren Einsatz warten. Außerdem liegen unter dem Fenster verschiedene Stoffbündel. An den Wänden hängen große Poster, die Paragleiter in schwindelnden Höhen zeigen. Im Nebenraum ist ein weiteres Badezimmer, ebenfalls mit Wannen- sowie Duschbad. Im letzten Raum, den ich entdecke, befindet sich noch ein Schlafzimmer. Ich präge mir ein, welche Tür zu welchem Zimmer führt.
    In der Küche konzentriere ich mich auf den Inhalt der Schränke und Schubladen. Gläser, Tassen, Teller, Essbesteck … im Kopf speichere ich ab, wo was steht und liegt. Ich checke kurz die restlichen Einbaumöbel, Pfannen, Töpfe …, das gesamte Kochgeschirr werde ich nicht brauchen. Wichtig sind Kaffeetassen. Im hinteren Teil der Küche befindet sich eine Abstellkammer mit Putzzeug sowie Getränkevorräten. Auf einem Metallgestell stehen unzählige Flaschen. Ein Kind von Traurigkeit scheint Geigenpaul nicht zu sein. Neben Mineralwasser finde ich Bier-, Rotwein- und Sektflaschen en masse, sowie etliche Konservendosen vom Feinsten. Da steht auch Kaffee. Zuletzt wage ich einen Blick in den gigantischen Kühlschrank, in dem jedoch gähnende Leere herrscht. Der Gefrierschrank darunter ist allerdings gut gefüllt. Jede Menge Hummer.
    Ich schrecke aus meinen Gedanken, als mein Handy klingelt.
    Simone ist stolz, dass sie all das, was ich ihr aufgeschrieben habe, auswendig kann. Ich stelle das Mobilteil auf laut, krame weiter in der Vorratskammer herum und höre ihr zu. Sie hat fleißig geübt, der Text kommt ihr locker über die Lippen.
    »Prima, Simone. Bruni sagt dir, wann du die Assmann anrufen sollst.«
    Simone erwähnt, dass sie sich königlich darüber amüsiert, dass Paul Geiger selbst einen Beitrag in den Topf geworfen hat. Bruni hätte es ihr heute erzählt.
    Von draußen höre ich das unverwechselbare Bremsgeräusch von Antons VW Multivan. Zügig beende ich das Gespräch. Sie sind etwas zu früh, aber egal, umso schneller habe ich alles hinter mir.
    Als ich eilige Schritte auf dem Kies höre, öffne ich die Tür. Bevor ich etwas sagen kann, werde ich von Händen beiseitegeschoben. Meine Mutter zieht Hanni hinter sich her, die Kleine presst sich ein Geschirrtuch vor den Mund. Sie macht würgende Geräusche.
    »Schnell, Karo, wo ist das Klo, das Kind muss koddern!«
    Ich renne vor, öffne die Tür des Gäste-WCs. Meine Mutter schafft es nicht mehr, den Toilettendeckel zu heben und mit einem unheilvollen »Aarggg« kotzt Hanni auf den geschlossenen Designerdeckel.
    Jetzt kommen Conny und Anton streitend ins Haus. »Ich habe dir gleich gesagt, Anton, dass das Kind keinen Holundersaft verträgt, aber duuu musstest ihrem Willen ja wieder nachgeben.«
    Anton schaut mich schuldbewusst an, er zuckt hilflos die Schultern. »Es war doch nur so viel«, er zeigt mit Daumen und Zeigefinger etwa sechs Zentimeter.
    Nanni hüpft direkt weiter in den Wohnbereich und blickt sich neugierig um.
    »Hanni ist ʼne Kodderliese«, singt sie laut.
    Opa Heini steht im Jogginganzug vor der Haustür und liest das Namensschild. Nach einem »Hm« dreht er sich um und begutachtet den gepflegten Vorgarten. Er nickt zufrieden.
    »So muss ein Garten aussehen, Hermann!«
    Mein Vater reagiert nicht auf diesen Seitenhieb.
    Hanni kommt kreidebleich aus dem Gäste-WC, meine Mutter sieht sich kurz um. Sie schiebt Hanni ins Wohnzimmer. Dort befiehlt sie ihrer Enkelin, sich einen Moment auf dem Sofa auszuruhen. Mir befiehlt sie, zwei Eimer zu holen. Einen für die Kodderliese, falls Hanni noch einmal kötzeln müsse, den zweiten Eimer für die Reinigung des WCs. Im Rekordtempo rase ich in die Abstellkammer, meine Mutter rennt hinter mir her. Scheiß Holundersaft, doofer Anton. Wehe, wenn die aufs Sofa reihert. Meine Mutter reißt mir förmlich die Putzutensilien aus den Händen. Ich gehe, samt Eimer Nummer zwei, mit zittrigen Beinen ins Wohnzimmer.
    Nanni spielt mit der Fernbedienung, sie bringt das Gerät nicht zum Laufen, Anton hilft ihr. Endlich registriert meine Schwester, wie gemütlich wir es hier haben. Sie schreitet die Wohnbereiche ab, lugt ins Esszimmer, dann öffnet sie die Terrassentür. Draußen sitzt sie Probe auf einem Gartenstuhl, den sie auch ohne Polsterauflage sehr gemütlich

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