Lügen haben sexy Beine
zwischen ihnen vermieden können. Dann läge er jetzt immer noch mit ihr oben in seinem Bett. Stattdessen stand er mutterseelenallein in der Dunkelheit.
Als Ivy am Nachmittag des darauffolgenden Tages zur Arbeit erschien, wartete Tanner bereits in der Eingangshalle auf sie. Die ganze Nacht über hatte er sich das Hirn zermartert, bis er schließlich geglaubt hatte, die Lösung gefunden zu haben. Deshalb war er früh aufgestanden und zum Lake Tahoe gefahren, um dort einige Einkäufe zu erledigen. Jetzt, nach seiner Heimkehr, stand er in seinem Haus und rechnete fest damit, dass Ivy ihm danken würde. Danach würde er sie nach oben führen und ihr zeigen, warum sie so gut zusammenpassten.
„Tanner.“ Ivy blieb im Türrahmen stehen und erwiderte müde seinen Blick.
Er sah ihre dunklen Augenringe und wusste, dass sie die Nacht wahrscheinlich genauso schlaflos verbracht hatte wie er. Irgendwie fühlte er sich dadurch besser. Und er war sich hundertprozentig sicher, dass er den unschönen Zusammenprall wiedergutmachen konnte. „Ivy, ich habe nachgedacht …“
„Ja, ich auch“, erwiderte sie und fuhr sich mit den Händen übers Gesicht. „Ich denke, wir sollten miteinander reden, Tanner. Ich muss …“
„Tust du mir einen Gefallen?“, fragte er und zog hinter seinem Rücken ein Päckchen hervor. Es war eine weiße Schachtel, um die ein rotes Band gebunden war. „Machst du das hier erst auf?“
„Was? Warum?“
Er hob eine Schulter. „Spielt das eine Rolle? Mach es einfach auf!“
Sie nahm die Schachtel, warf Tanner noch einen verblüfften Blick zu und löste das rote Band. Als sie die Schachtel öffnete, seufzte sie beeindruckt und flüsterte: „Wie schön!“
„Ich will, dass sie dir gehört“, sagte er, erleichtert darüber, dass ihr die mit Diamanten besetzte Armbanduhr gefiel.
„Wieso kaufst du mir so etwas?“, fragte sie ebenso neugierig wie sanft.
„Weil ich will, dass sie dein ist.“
„Wegen letzter Nacht.“
„Also“, erwiderte er ausweichend. „Ja.“
Sie schloss die Schachtel und gab sie ihm zurück. „Danke, nein.“
„Wie bitte?“
„Ich will die Uhr nicht, Tanner.“ Plötzlich klang sie sehr müde. „Dein Geld und deine Geschenke interessieren mich nicht. Wenn es dir wegen letzter Nacht leidtut, dann sag es einfach.“
Tanner verstand die Welt nicht mehr. Er hatte sich noch nie entschuldigt. Wenn ihm etwas leidtat, dann bereinigte er die ganze Sache mit einem Geschenk. Schon sehr früh hatte er von seiner Mutter gelernt, dass man Frauen mit glitzernden Geschenken um Verzeihung bitten konnte. Bis jetzt hat es auch immer funktioniert, dachte er. Aber nicht bei Ivy.
„Du kannst es nicht, oder?“, flüsterte sie und schüttelte den Kopf. „Du schaffst es nicht, Entschuldigung zu sagen.“
Verwirrt drückte er die Hand, in der er die Schachtel hielt, zusammen. Das alles lief nicht so, wie er es sich vorgestellt hatte. Verdammt, warum musste sie nur so kompliziert sein? Wieso konnte sie sein Geschenk nicht einfach annehmen und es dabei belassen? „Es ist nur ein Geschenk, Ivy“, sagte er angespannt.
„Nein, das ist es nicht“, widersprach sie. „Es ist Bestechung.“
„Wie bitte?“
„Es bedeutet: Akzeptiere es und halt die Klappe. Was soll ich sagen, Tanner? Vergiss es. Ich bin immer noch wütend, und daran wird eine hübsche Armbanduhr nichts ändern.“
„Was zum Teufel verlangst du denn von mir?“
„Offenbar zu viel“, entgegnete Ivy und ging an ihm vorbei in Richtung Küche. „Ich habe eine Menge zu tun, deswegen mache ich mich jetzt an die Arbeit.“
Er starrte auf sein verschmähtes Friedensangebot und fragte sich, warum er geglaubt hatte, sie damit versöhnen zu können. In dem Moment, in dem er Ivy zum ersten Mal getroffen hatte, war ihm klargeworden, dass sie nicht so war wie die Frauen, die er vor ihr gekannt hatte. Wir hatte er nur glauben können, sie ließe sich mit Glitzerkram kaufen? Er blickte den langen Flur entlang in Richtung Küche. Zum ersten Mal in seinem Leben hatte er das Gefühl, bei einer Frau am Ende seines Lateins zu sein.
Er hatte keinen blassen Schimmer, was er als Nächstes tun sollte.
9. KAPITEL
In den darauffolgenden Tagen versuchte Ivy, Tanner aus dem Weg zu gehen. Das war nicht einfach, da sie täglich mehrere Stunden mit ihm unter einem Dach verbrachte. Außerdem ging ihr die Erinnerung an die gemeinsame Nacht nicht aus dem Kopf. Und das war noch viel schlimmer. Immer wieder musste sie daran denken, was sie in
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