Lügen haben sexy Beine
setzte sich vor ihn und legte eine Pfote auf dessen Fuß.
Wie so typisch für Tiere ging der Hund natürlich zu der Person, die ihn am wenigsten mochte. Ivy konnte ein Lächeln nicht unterdrücken, obwohl sie bezweifelte, dass der kleine Hund ein herzliches Willkommen bekommen würde.
Sie ahnte, wie es sich anfühlen musste. In Tanners Augen lag keine Spur von Sympathie, weder für den Hund noch für sie. Hatte sie wirklich etwas anderes erwartet, nachdem sie einander tagelang aus dem Weg gegangen waren? Kopfschüttelnd vertrieb Ivy die Gedanken und widmete sich wieder dem Hund und dem Mann, der auf das Tier hinabstarrte.
„Er mag dich“, sagte sie.
„Er ist schmutzig.“
„Und hungrig“, fügte Ivy hinzu und drängte sich an beiden vorbei. „Wahrscheinlich ist er ausgesetzt worden. Er sieht aus, als hätte er tagelang nichts gefressen.“
„Ausgesetzt?“, wiederholte Tanner und warf ihr einen Blick zu. „Was?“
Ivy nahm zwei Schüsselchen vom Regal. In eins füllte sie frisches Wasser, in das andere eine große Scheibe von dem Braten, die sie vorher zerkleinert hatte. Dann ging sie zu dem Hund und stellte die Schüsseln vor ihn.
Er sah beide kurz an, schaute dann aber wieder Tanner an, obwohl er halb verhungert sein musste.
Kopfschüttelnd betrachtete Ivy den kleinen Kerl. Er war gerade so groß wie ein Spaniel, wirkte aber viel kleiner, weil er so abgemagert war. Er muss furchtbare Angst haben, dachte sie traurig. Alles um ihn herum ist fremd, die Geräusche, die Umgebung. Und nirgends ein vertrautes Gesicht.
„Stadtmenschen“, flüsterte Ivy kopfschüttelnd. „Sie fahren aufs Land und setzen ihre Haustiere aus, weil sie sie nicht mehr wollen. Dann fahren sie weg und lassen so ein armes Ding zurück.“
„Was zum Teufel sind das für Menschen, die so etwas tun?“
Ivy lächelte ihn an, erleichtert darüber, dass er genauso dachte wie sie. „Du würdest dich wundern.“
Tanner kniete sich auf den Boden, um den Hund genauer zu betrachten. „Die meisten Menschen sind wirklich mies.“
„In diesem Fall stimme ich dir sogar zu.“
Tanner lächelte sie kurz an, dann widmete er sich wieder dem Hund. Zaghaft streichelte er ihm den Kopf. Als der Hund freundlich winselte, lächelte er. Dann schob Tanner ihm die Schüssel mit dem Fleisch hin und sah ihm dabei zu, wie er begann, zu fressen.
„Und was soll ich jetzt mit ihm machen?“, fragte Tanner nachdenklich und streichelte den Hund wieder.
„Du könntest ihn ins Tierheim bringen“, schlug Ivy vor und war gespannt, wie Tanner reagieren würde. Sie wurde nicht enttäuscht.
„Ins Tierheim?“ Fassungslos starrte Tanner sie an. „Dort würden sie ihn doch einschläfern, oder?“
Zufrieden über seine Reaktion, antwortete Ivy: „Wenn ihn niemand haben will, vielleicht schon.“
„Zum Teufel!“
Ivy lächelte in sich hinein. Die ganze Zeit über hatte sie sich gefragt, wann sie und Tanner wieder miteinander sprechen würden. Dann tauchte plötzlich ein kleiner Hund auf und schaffte es, dass sie alles vergaßen, was zwischen ihnen stand. Zumindest für einen Moment.
Inzwischen hatte sie eingesehen, dass sie Tanner nicht länger verheimlichen durfte, wer sie war. Auch wenn danach alles, was sie geteilt hatten oder hätten teilen können, keine Bedeutung mehr haben würde. Aber mit ihrer Beichte konnte sie immer noch ein bisschen warten.
Tanner King mag kein besonders großer Menschenfreund sein, dachte sie. Doch die Art, wie er mit dem Hund umging, gab Ivy die Gewissheit, dass er kein hartherziger Mensch war. Ganz egal, wie sehr er versuchte, das Gegenteil zu beweisen.
„Also gut“, schlug sie ihm vor. „Wenn du überlegst, ob du ihn behalten willst, sollten wir mit ihm zum Tierarzt gehen und ihn untersuchen lassen. Außerdem braucht er noch ein Halsband und eine Leine.“
Kopfschüttelnd betrachtete Tanner den Hund, der die Schüssel ausleckte und sich dann mit einem zufriedenen Laut an sein Bein schmiegte. Offenbar war er froh darüber, endlich jemanden gefunden zu haben, der ihn akzeptierte und mochte. Lachend erwiderte Tanner: „Und Shampoo. Auf jeden Fall brauchen wir Shampoo.“
Schnaufend streckte der Hund sich und machte es sich auf dem Küchenboden seines neuen Zuhauses bequem.
Tanner wartete, bis Ivy sich verabschiedete, um nach getaner Arbeit nach Hause zu gehen. „Danke. Dafür, dass du dem Hund geholfen hast. Jetzt schläft er tief und fest. Er ist praktisch bewusstlos.“
„Dann mag er sein neues
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