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Lügen in Kriegszeiten

Lügen in Kriegszeiten

Titel: Lügen in Kriegszeiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Ponsonby
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aus.
     
    Die Geschichte war in der ganzen Welt verbreitet und hatte im Osten einen großen Propagandawert. Erst im Jahre 1925 kam die Wahrheit ans Licht.
     
    Eine unglückselige Rede des Brigadiergenerals Charteris bei einem Essen im National Arts Club, bei der er, wie er versicherte, die wahre Geschichte des seinerzeitigen Kriegsgerüchtes, daß die Deutschen die Leichname ihrer Soldaten verkochen, um daraus Fett für Munition und Düngemittel zu gewinnen, erzählte, hat hier einen peinlichen Eindruck hervorgerufen.
    General Charteris gemäß wurde die Geschichte für Propagandazwecke für China ins Werk gesetzt. Indem er den oberen Teil einer von zwei Photographien, die bei deutschen Gefangenen gefunden worden waren, auf die andere aufsetzte, erzielte er den Eindruck, daß die Deutschen ihre toten Soldaten auf schreckliche Art verwerten. Diese Photographie schickte er an eine chinesische Zeitung in Schanghai. Er erzählte dann die bekannte Geschichte, wie sie später in England veröffentlicht wurde, und zu was für Debatten sie dort Anlaß gab. Er führte auch aus, wie er, als im Unterhause eine diesbezügliche Frage an ihn gerichtet wurde, darauf antwortete, daß er, nach dem, was ihm von der deutschen Mentalität bekannt ist, auf alles gefaßt sei.
    Später, fuhr Brigadiergeneral Charteris fort, wurde zur Bekräftigung der Geschichte in seinem Büro ein Tagebuch gefälscht, das als das Tagebuch eines deutschen Soldaten ausgegeben werden sollte. Es war geplant, daß ein Kriegsberichterstatter mit einer Passion für deutsche Tagebücher es bei einem toten Deutschen finden solle, aber dieser Plan wurde niemals ausgeführt. Das Tagebuch befindet sich jetzt im Londoner Kriegsmuseum.
    „Times“, 22. Oktober 1925.
    Vom Neuyorker Berichterstatter.
     
    Es seien hier einige Ansichten von Politikern gegeben:
     
    Lloyd George: Die Geschichte kam mir seinerzeit auf verschiedene Weise zur Kenntnis. Ich glaubte sie damals nicht und glaube sie auch jetzt nicht. Die britische Propagandastelle hat sie nie als eines ihrer Kampfmittel benutzt. Sie wurde von dieser Stelle in der Tat ,,abgewiesen“.
    Mr. Masterman: Wir hielten die Geschichte sicherlich nicht für wahr, und ich kenne niemanden, der damals in amtlicher Stellung war, der sie geglaubt hätte. Etwas so Unglaubhaftes wurde bei unserer Propaganda nicht verwendet. Nur solche Mitteilungen, deren Richtigkeit festgestellt war, wurden verbreitet.
    Mr. J. Macpherson: Ich war zu jener Zeit im Kriegsministerium. Wir hatten keinen Grund, die Echtheit der Geschichte zu bezweifeln, als sie zu uns gelangte. Sie war durch abgefangene Divisionsbefehle der deutschen Armee in Frankreich bekräftigt, und ich habe den Eindruck, daß sie auch vom Auswärtigen Amt auf Grund von Auszügen aus der deutschen Presse unterstützt wurde. Wir wußten nicht, daß sie von jemanden erfunden worden war, und hätten wir gewußt, daß hinsichtlich der Wahrheit der Geschichte der geringste Zweifel besteht, so hätten wir sie in keiner Weise verwendet.
     
    Ein Neuyorker Berichterstatter beschreibt, wie er General Charteris telefonisch anrief, um sich betreffs der Wahrheit des Berichtes zu erkundigen und, wie er ihm sagte, daß er die New York Times zur Rechenschaft ziehen sollte, wenn er nicht wahr wäre.
     
    Darauf versicherte er mit großem Nachdruck, daß er nicht daran denken könne, den Artikel anzufechten, da er nur einige belanglose Irrtümer enthalte.
    „Daily News“, 5. November 1925.
     
    Ein Artikel in den Times über dieses Thema führte die Versicherung der New York Times betreffs der Richtigkeit ihrer Wiedergabe der Rede an:
     
    Diese Zeitung macht die bedeutsame Bemerkung, daß er (General Charteris) im Verlaufe seiner Ableugnung bezüglich seines berichteten Geständnisses, daß er vermied, die Wahrheit zu sagen, als er im Unterhause über die Sache befragt wurde, oder bezüglich seiner Schilderung eines Planes, zur Bekräftigung der Leichenfabrikgeschichte ein gefälschtes Tagebuch in die Kleider eines toten deutschen Gefangenen zu stecken – ein Verbrechen, das er nur aufgab, weil der Betrug hätte entdeckt werden können –, keine Erklärung abgegeben hat.
    Brigadiergeneral Charteris, der am Schluß der Woche von Amerika zurückkehrte, begab sich gestern ins Kriegsministerium, wo er mit dem Kriegsminister (Sir Laming Worthington-Evans) betreffs der Berichte über seine Rede bezüglich der Kriegspropaganda eine Aussprache hatte. Es wird angenommen, daß das Kriegsministerium

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