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Lügen in Kriegszeiten

Lügen in Kriegszeiten

Titel: Lügen in Kriegszeiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Ponsonby
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und Hühnerfutter zu gewinnen. „Dieser Kerl erzählte mir, daß Fritz seine Margarine ,Leichenfett’ nennt, da er sich wohl denken kann, woher sie stammt.“
    Die Times führten aus, daß sie eine Anzahl von Briefen erhalten hatten, „in denen in Frage gestellt war, ob das deutsche Wort Kadaver richtig übersetzt sei und worin darauf hingewiesen wurde, daß es nicht für menschliche Leichname gebraucht wird. Was dies anbelangt, so sind sich die besten Autoritäten darüber einig, daß es auch für Tierleichen gebraucht wird.“ In anderen Briefen wurden zur Bestätigung der Geschichte belgische und holländische (später auch rumänische) Quellen angegeben.
    Im Lancet erschien ein Artikel, in dem die „geschäftliche Seite“ (oder vielmehr die technische) erörtert wurde. Die Times vom 21. April 1917 veröffentlichten einen Aufruf des Entsetzens vom chinesischen Gesandten in London und einen ebensolchen vom Maharadscha von Bikanir.
    Die Times vom 23. April 1917 führten eine deutsche Erklärung an, dahinlautend, daß das Gerücht „ekelhaft und lächerlich“ sei, und daß das Wort Kadaver nie für menschliche Leichname gebraucht werde. Die Times brachten hieraus Anführungen aus Wörterbüchern, um zu bezeugen, daß dies doch der Fall sei. Auch bemerkten sie, daß in deutschen amtlichen Katalogen sowohl Tierkörpermehl als auch Kadavermehl angeführt sei, woraus zu schließen sei, daß dies zwei verschiedene Dinge sein müssen.
    In den Times vom 24. April 1917 war ein Brief, gezeichnet E. H. Parker, dem eine Nummer des North China Herald vom 3. März 1917 beigefügt war, in dem eine Unterredung zwischen dem deutschen Gesandten und dem chinesischen Premierminister in Peking geschildert wurde:
     
    Aber die Sache war erledigt, als Admiral von Hinke lang und breit von den geistreichen Methoden erzählte, mittels derer die deutschen Wissenschaftler die zur Herstellung von Munition nötigen Chemikalien gewinnen. Der Admiral erklärte triumphierend, daß sie aus ihren toten Soldaten Glyzerin extrahieren. Von diesem Augenblicke an hatte der entsetzte Premier für Deutschland nichts mehr übrig, und es war verhältnismäßig leicht, ihn zu überreden, sich gegen dieses Land zu wenden.
     
    Die folgenden Anfragen im Parlament zeigen, wie die Regierung der Sache auswich, obgleich sie wußte, daß kein Schatten eines glaubwürdigen Beweises für das Gerücht vorhanden war – ein gutes Beispiel von der amtlichen Methode, Lügen zu verbreiten.
     
    Mr. Donald McNeill richtete an den Premierminister die Frage, ob er Schritte tun wolle, um in Ägypten, Indien und im ganzen Osten soweit als möglich bekanntzumachen, daß die Deutschen die Leichname ihrer eigenen Soldaten sowie die ihrer Feinde, wenn sie sich derer bemächtigen, als Schweinefutter verwenden.
    Mr. Dillon fragte den Schatzkanzler, ob seine Aufmerksamkeit auf die in diesem Lande weitverbreiteten Gerüchte gelenkt worden sei, daß die deutsche Regierung zur Gewinnung von Fett aus den Leichnamen der gefallenen Soldaten eigene Fabriken errichtet habe; ob diese Gerüchte von vielen hervorragenden Männern in diesem Lande, mit Einschluß von Lord Curzon of Kedleston, bestätigt worden seien; ob die Regierung gute Gründe habe, anzunehmen, daß diese Berichte auf Wahrheit beruhen und, wenn dem so sei, ob er die der Regierung zur Verfügung stehenden Auskünfte dem Hause mitteilen wolle.
    Lord R. Cecil: Hinsichtlich dieser Frage und jener, die namens des ehrenwerten Mitgliedes für East Mayo gestellt wurde, besitzt die Regierung zur Zeit keine Mitteilung außer jener, die in den von der hiesigen Presse veröffentlichten Auszügen aus der deutschen Presse enthalten war. In Anbetracht anderer Handlungen seitens der deutschen militärischen Obrigkeiten ist die gegenwärtige Beschuldigung gegen sie nicht unglaublich. Die Regierung Seiner Majestät hat die Verbreitung von Tatsachen, wie sie auf dem gewöhnlichen Wege in Erfahrung gebracht werden, gestattet.
    Mr. McNeill: Kann der sehr ehrenwerte Herr sagen, ob die Regierung Schritte unternehmen wird, um diese aus deutschen Quellen stammende Geschichte im Osten soweit als möglich bekanntzumachen?
    Lord R. Cecil: Ich glaube, es ist im gegenwärtigen Zeitpunkt nicht wünschenswert, daß außer den bereits unternommenen Schritten noch weitere getan werden.
    Mr. Dillon: Darf ich fragen, ob wir aus dieser Antwort schließen sollen, daß die Regierung keine zuverlässigen Beweise irgendwelcher Art bezüglich der Wahrheit dieser

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