Lügen in Kriegszeiten
Beschuldigung hat, und daß keine Schritte getan wurden, um der Sache nachzuforschen; und ist sie darauf aufmerksam gemacht worden, daß es nicht nur ein grober Skandal, sondern auch ein großes Übel für dieses Land ist, wenn die Verbreitung solcher, von den Staatsministern autorisierter Berichte gestattet wird, wenn sie, wie ich von diesem glaube, völlig unwahr sind?
Lord R. Cecil: Das ehrenwerte Mitglied ist vielleicht im Besitze von Nachrichten, die wir nicht haben. Ich kann nur von den in der Presse veröffentlichten Ausführungen sprechen. Ich habe dem Hause bereits erklärt, daß wir keine andere Mitteilung irgendwelcher Art haben. Die Mitteilung ist der Bericht, der veröffentlicht wurde, und den ich vor mir habe (er führt das an, was die Times dem Lokalanzeiger entnommen hatten). Diese Ausführung ist in der Presse veröffentlicht worden, und das ist die ganze Mitteilung, die ich besitze.
Mr. Dillon: Ist die Aufmerksamkeit des edlen Lords auf die Tatsache gelenkt worden, daß in der Frankfurter Zeitung und in anderen führenden deutschen Zeitungen Beschreibungen des ganzen Verfahrens veröffentlicht wurden, in denen das Wort Kadaver gebraucht wird, und aus denen ganz klar hervorgeht, daß in diesen Fabriken die Leichen von Pferden und anderen Tieren, die auf dem Schlachtfelde liegen (ein ehrenwertes Mitglied ruft: „Menschliche Tiere!“), verkocht werden, und ich frage den sehr ehrenwerten Herrn, ob die Regierung beabsichtigt, irgendwelche Schritte zu tun, um glaubwürdige Auskunft darüber zu erhalten, ob diese in Umlauf gesetzte Geschichte wahr oder völlig unwahr ist. Es sollte dies um der Ehre der menschlichen Natur willen geschehen.
Lord R. Cecil: Es gehört nicht zu den Pflichten der Regierung, noch ist es der Regierung möglich, über das, was in Deutschland vorgeht, Nachforschungen anzustellen. Das ehrenwerte Mitglied ist sicherlich sehr unvernünftig, wenn es einen solchen Antrag stellt, und was die Anführungen aus der Frankfurter Zeitung anbelangt, so habe ich dieselben nicht gesehen, aber ich habe Erklärungen gesehen, die die deutsche Regierung nach dieser Veröffentlichung abgegeben hat, und ich gestehe, daß ich irgendwelchen von der deutschen Regierung abgegebenen Erklärungen keine sehr große Bedeutung beizumessen vermag.
Mr. Dillon: Ich gestatte mir, den sehr ehrenwerten Herrn zu fragen, ob ein Staatsminister, ein Mitglied des Kriegsministeriums, ehe es diese Gerüchte gutheißt, nicht genaue Auskunft darüber erlangt haben muß, ob sie wahr sind oder nicht.
Lord R. Cecil: Ich glaube, jeder Staatsminister hat das Recht, über etwas, was in einer der führenden Zeitungen des Landes veröffentlicht wurde, eine Bemerkung zu machen oder darauf Bezug zu nehmen. Er wollte nur das tun und übernahm keine Verantwortung für die Richtigkeit des Berichtes (ein ehrenwertes Mitglied: „Doch!“). Es wurde mir gesagt, daß er das nicht tat. Er sagte. „Wie in den Zeitungen berichtet wurde.“
Mr. Outhwaite: Darf ich fragen, ob der edle Lord sich bewußt ist, daß die Verbreitung dieser Gerüchte (Unterbrechung) die britischen Staatsangehörigen, die ihre Söhne auf dem Schlachtfelde verloren haben und die glauben, daß ihre Leichname zu diesem Zwecke verwendet werden könnten, mit Furcht und Besorgnis erfüllt hat, und ob dies nicht ein Grund ist, warum versucht werden sollte, über das, was in Deutschland vorgeht, die Wahrheit zu erfahren?
Unterhaus, 30. April 1917.
In den Times vom 3. Mai 1917 waren Anführungen aus der Frankfurter Zeitung , die besagten, daß die französische Presse die ganze Kadaver geschichte nun als ein Mißverständnis behandle.
Die Times vom 17. Mai 1917 berichteten, daß Herr Zimmermann im Reichstage die Verwertung menschlicher Leichen in Abrede gestellt habe, und sie erklärten, daß die Geschichte zuerst in der französischen Presse erschienen sei.
In Beantwortung einer Frage im Unterhaus am 23. Mai führte Mr. A. Chamberlain aus, daß der Bericht der indischen Bevölkerung aus dem gewöhnlichen Wege zugehen würde.“
Punch brachte die Zeichnung einer Leichenfabrik.
Kaiser (zu einem Rekruten aus dem Jahrgang 1917): Und vergiß nicht, daß dein Kaiser für dich eine Verwendung finden wird, ob lebendig oder tot. (In der Leichenverwertungsstelle werden die Leichen deutscher Soldaten chemisch behandelt, und die hauptsächlichsten Handelsprodukte, die daraus gewonnen werden, sind Schmieröle und Schweinefutter.)
Ansicht der Leichenfabrik vom Fenster
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