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Lügen in Kriegszeiten

Lügen in Kriegszeiten

Titel: Lügen in Kriegszeiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Ponsonby
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die man Vertrauen setzte während des letzten Krieges, werden nicht so bald vergessen sein.

 
    18
    Der Brief des Bischofs von Sansibar
     
    Es gibt zwei Dinge, die während eines Krieges nicht gestattet werden können. Erstens, günstige Bemerkungen über den Feind – wovon in der Einleitung Beispiele angeführt sind. Zweitens darf an dem Lande, dem man angehört, keine öffentliche Kritik geübt werden. Eine Unterdrückung einer derartigen Meinung ist ganz am Platze, aber eine absichtliche Entstellung derselben ist eine besonders boshafte Form von Falschheit.
    Der verstorbene Dr. Weston, Bischof von Sansibar, ein großer Kämpfer für die Eingebornen Afrikas, schrieb einen offenen Brief an General Smuts, in dem er sagte:
     
    Es ist politischer Wahnsinn, heutzutage zu versuchen, ein schwächeres Volk zur Leibeigenschaft oder zur Sklaverei zu unterwerfen … Es ist moralischer Wahnsinn … Drittens ist es eine so ausgesprochen antichristliche Politik, daß jeder, der sie betreibt, den afrikanischen Völkern gegenüber das Evangelium Christi nicht mehr rechtfertigen kann …
     
    In einer in den Church Times vom 8. Oktober 1920 angeführten Flugschrift schrieb der Bischof von Sansibar:
     
    Als ich meinen offenen Brief an General Smuts schrieb, nannte ich ihn „Großbritanniens Fetzen Papier: Wird es ihn achten?“ Ich spielte auf sein Versprechen an, den schwachen Völkern gegenüber Gerechtigkeit walten zu lassen. Die Kaiserliche Regierung nahm meinen Brief, schnitt einige unbequeme Stellen heraus und veröffentlichte ihn unter dem Titel „Die schwarzen Sklaven Preußens“. Ich weise darauf hin, daß die Ostafrikaner jetzt die „schwarzen Leibeigenen Großbritanniens“ geworden sind.
     
    In dem Life of the Bishop of Zanzibar , erschienen im Jahre 1926, ist der Brief in seiner verstümmelten Form als die Ansicht des Bischofs über die deutsche Behandlung ihrer „schwarzen Sklaven“ gegeben.
    Dies ist ein gutes Beispiel von einer wohlüberlegten Entstellung seitens der Regierung, und es zeigt zugleich, wie schwer es hält, daß die Wahrheit, sogar wenn sie veröffentlicht ist, sich gegen die Lüge durchsetzt und jene erreicht, für die sie von der größten Bedeutung ist.

 
    19
    Der deutsche U-Bootfrevel
     
    Eine gräßliche Geschichte von teuflischer Grausamkeit seitens eines deutschen U-Bootkommandanten machte im Juli 1918 in der Presse die Runde. Es ist dies ein Beispiel davon, wie Leute in halbamtlichen Stellungen bereit waren, irgendein vages Gerücht entweder absichtlich zu erfinden oder auszuschmücken und ihm den Stempel einer verbürgten Nachricht aufzudrücken.
    Die Geschichte ging in mehr oder weniger gleicher Form durch alle Zeitungen.
     
    Stabszahlmeister Collingwood Hughes, R.N.V.R., von der Marinenachrichtenabteilung der Admiralität erzählte gestern in einem Vortrag, den er im Royal Club, St. James’s Square, hielt, daß eines unserer Patrouillenboote im Atlantischen Ozean ein auf dem Wasser treibendes Wrack eines deutschen U-Bootes gefunden habe. Nachdem die Mannschaft gerettet worden war, fragte unser Kommandant, ob alle glücklich an Bord seien, da er beabsichtigte, das U-Boot in die Luft zu sprengen.
    „Ja“, war die Antwort, „es sind alle hier. Ruft die Namen auf.“ Jeder Deutsche antwortete. Der britische Kommandant war im Begriffe abzustoßen, ehe die Sprengladung in die Tiefe versenkt wurde, als man ein Klopfen vernahm.
    „Sind Sie ganz sicher, daß niemand mehr an Bord Ihres Schiffes ist?“ wiederholte er.
    „Ja“, erklärte der Hunnenkapitän.
    Aber das Klopfen hörte nicht auf, und der britische Offizier befahl, das Boot zu durchsuchen. Da entdeckte man, daß vier britische Matrosen als Gefangene gebunden darin lagen. Die geretteten Deutschen hätten ihre Gefangenen umkommen lassen.
    „Daily Mail“, 12. Juli 1918.
     
    Kommandant Sir Edward Nicholl wiederholte diese Geschichte in einer öffentlichen Versammlung in Colston Hall in Bristol, bei der auch der parlamentarische Sekretär bei der Admiralität anwesend war.
     
    Oberst Wedgwood richtete an den Ersten Lord der Admiralität die Frage, ob eines unserer Patrouillenboote vor kurzem die Mannschaft eines auf dein Wasser treibenden Wracks eines U-Bootes gerettet habe, dessen Kapitän mit Absicht vier britische Matrosen an Bord gelassen hatte, die ertränkt worden wären, wenn man sie nicht gehört und gerettet hätte und, wenn dem so ist, was für Schritte gegen den Kapitän des U-Bootes unternommen worden

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